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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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langen Flinte bot. Der Indianer, der diese Frau erschrecken könnte, mußte wohl erst noch geboren werden!
    Plötzlich setzte sich Phetna kerzengerade auf.
    Sweetbriar! Sie hatte eine Idee... Sie sah in ihren Schoß und streckte die Beine aus. »Sind ein bißchen eingerostet, die alten Knochen«, sagte sie laut. »Aber sie werden’s schon schaffen.«
    Sie begann eifrig Vorräte in einen Ledersack zu stopfen. Zum ersten Mal ist mein Gesicht zu was gut! dachte sie glücklich. Mit der Visage wird mich kein Weißer oder ’ne Rothaut auch nur mit der Feuerzange anfassen wollen! Sie kicherte in sich hinein, als sie sich vorstellte, wie sie Doll Stark um den Hals fallen würde. Auf sein verblüfftes Gesicht freute sie sich schon jetzt. Mein Gott! Seit zwölf Jahren hatte sie sich nicht mehr so aktiv gefühlt!
    »Komm, Miranda.« Sie nahm das schlafende Kind auf den Arm. »Wir haben was zu erledigen.«
    Phetna war längst fort, als sich drei vermummte Gestalten der Hütte näherten und sie anzündeten. Die drei Brandstifter sollten nie erfahren, daß sie ein leeres Haus niederbrannten ... »Der Wille des Herrn ist vollbracht«, schrie eine fanatische Frauenstimme. Aber in den beiden anderen Augenpaaren standen Zweifel und Reue.
    Linnet folgte Gelbe Hand schweigend. Sie gab ihm keine Veranlassung zu glauben, daß weiße Frauen zu verweichlicht seien, um durch die Wildnis zu reiten. Sie war unermüdlich und fast unmenschlich entschlossen, Crazy Bear und seinen Gefangenen zu verfolgen. Einmal machten sie Rast an einem Wasserlauf, um zu schlafen. Gelbe Hand beobachtete sie. Selbst jetzt war ihr Schlaf leicht, als ob sie bedauerte, wertvolle Zeit mit Schlafen zu vergeuden.
    Das Gelände war schwierig. Dichtes Unterholz erschwerte das Vorwärtskommen erheblich. Einmal durchquerten sie einen Sumpf. Sie verloren viel Zeit, als sie hinterher anhalten mußten, um Blutegel von den Beinen der Pferde zu entfernen. Linnets Arme waren zerkratzt, ihre Wangen übersät von Moskitostichen. Doch sie schien das alles nicht zur Kenntnis zu nehmen.
    »Sind wir ihnen schon näher gekommen?«
    So lauteten die ersten Worte nach vierundzwanzig Stunden Ritt.
    »Ja«, antwortete Gelbe Hand. »Crazy Bear ist sorglos. Er verwischt seine Spur nicht. Er glaubt, daß ihm niemand folgt.«
    »Das tut er wohl.« Ihre Augen waren forschend in die Ferne gerichtet. »Er hat ja auch keine Veranlassung, das zu denken.«
    »Verschwenden wir die Zeit nicht mit Reden. Wir müssen weiter.«
    Nach zwei weiteren Tagen war Linnets Kleid nur noch ein zerlumpter Fetzen. Ihr Haar war schmutzig und verfilzt. Doch ihre Augen brannten wie im Fieber. Sie hielt ständig Ausschau, war immer auf den Anblick von Crazy Bears Indianerschar und Devon gefaßt.
    Gelbe Hand befahl eine kurze Rast. Sie aßen etwas Trockenfleisch und wilde Erdbeeren. Sie saßen sich gegenüber, das Gewehr lag schußbereit an Linnets Seite. Plötzlich bemerkte sie eine schlängelnde Bewegung an Gelbe Hands Bein. Eine Baumschlange hob ihren Kopf und war bereit zuzustoßen. Sofort griff sie nach dem Gewehr und feuerte. Die jahrelange Übung im Gebrauch von Schußwaffen zahlte sich nun aus. Der Schuß traf genau.
    Gelbe Hand starrte zuerst auf Linnet und dann auf die tote Schlange zu seinen Füßen. Er hob das tote Tier auf und sah sie scharf an. »Du hast mir das Leben gerettet«, sagte er leise. »Aber das bringt jetzt uns beide um. Komm, wir müssen uns verstecken. Vielleicht finden sie uns nicht!«
    Linnet verstand sofort — sie waren Crazy Bear und seinen Männern bedenklich nahe. Schon nach ein paar Minuten schien ihr Lager von Indianern zu wimmeln. Linnet erinnerte sich an den Tag, an dem ihre Eltern von eben diesen Männern umgebracht worden waren.
    Gelbe Hand lag hinter ihr unter einem dichten Brombeerbusch. Die scharfen Dornen zerkratzten ihr Gesicht. Plötzlich wurde ihr Kopf wieder klar, die Gedanken kamen messerscharf. Crazy Bear würde sie finden und töten. Genauso, wie er Devon vielleicht schon umgebracht hatte. Sie konnte sich nicht vor diesem Mann retten, aber Gelbe Hand konnte entkommen.
    Sie trat heftig gegen den Jungen, rollte die kleine Böschung hinunter und landete genau vor Crazy Bears Füßen.
    Der Indianer grinste höhnisch, bückte sich und zog sie an den Haaren hoch. Er drehte sich zu den anderen um und sagte etwas. Dabei verdrehte er ihr den Kopf so stark, daß er ihr fast das Genick brach. Die vier anderen Indianer kicherten spöttisch, als Crazy Bear sie bäuchlings auf sein

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