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Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)

Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)

Titel: Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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Foto. »GAGE. Sie ist Gage, verdammt noch mal. Nicht Darius ist der Attentäter, sondern die Gräfin!« Und in diesem Moment fiel mir noch etwas anderes, ebenso Offensichtliches auf: Meine Mutter hatte es die ganze Zeit über gewusst.

Kapitel 15
    Ändere alles,
    nur nicht diejenigen,
    die du liebst.
    Voltaire

    O hne ein weiteres Wort ließ ich J in seinem Büro stehen und rannte aus dem Flatiron-Gebäude hinaus auf die Straße. Ich fühlte mich so angespannt wie ein aufziehbarer Plastikaffe, der in dem Moment, in dem man den Schlüssel loslässt, Saltos rückwärts schlägt. Ich lief bis zur nächsten Ecke und atmete ein paar Mal tief durch. Adrenalin ließ meine Nerven tanzen, und mein Kopf fühlte sich an, als stecke er in einem Schraubstock. Sobald ich mich etwas beruhigt hatte, rief ich Benny auf dem Handy an. Sie besaß ein Recht darauf zu wissen, was ich herausgefunden hatte. Sie nahm nicht ab, aber ich hinterließ ihr eine Nachricht und bat sie, mich zurückzurufen.
    Der Märzabend war kühl und klar. Passanten gingen an mir vorbei, während ich an der Straße stand und mein Handy zuklappte. Niemand beachtete mich. Niemand starrte mich an. Niemand ahnte, dass ich ein Vampir war. Niemand bemerkte die Last auf meinen Schultern oder den ewigen Kampf meiner widersprüchlichen Gefühle. Aber ich vermochte genauso wenig in das Innere der vorübereilenden Menschen zu sehen. John Donne lag falsch. Jeder ist eine Insel ganz für sich.
    Ich verharrte einige Minuten lang reglos, sah zu, wie die Ampeln von Grün auf Gelb und schließlich Rot sprangen, und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Wo befand sich die Gräfin jetzt? Sie und Tallmadge waren offenbar noch vor dem Ende der Jagd geflohen. Da das Attentat jedoch bereits Ende der Woche stattfinden sollte, hielten sie sich vermutlich in der Nähe auf. Machte es Sinn, noch einmal in den Club zu gehen und nach Spuren zu suchen? Um ehrlich zu sein, ich hatte eine Heidenangst, dorthin zurückzukehren und meine Widerstandsfähigkeit erneut auf die Probe zu stellen. Während der Jagd hatte die Wut über Bennys Behandlung meinen Blutdurst vollständig betäubt. Aber wie würde ich reagieren, wenn sich die Wut legte und der Appetit wieder die Oberhand gewann?
    Ich stand an der Kreuzung Broadway und Fifth Avenue, und ich betrachtete jene beiden Straßen als ein Sinnbild für diesen Moment in meinem Leben. Welchen Weg würde ich wählen? Wie stark war mein Hunger nach menschlichem Blut geworden? Wie weit war ich bereits gegangen? Würde ich schon bald in der Unterwelt der Vampire leben, wo ich meiner Macht freien Lauf lassen konnte, Menschen als Beute betrachtete und Gefährten wie Tallmadge oder Ducasse an meiner Seite standen? Oder würde ich mich über die dunklen Triebe der Vampirrasse erheben und weiterhin das Licht suchen, auch wenn ich nicht darin leben konnte?
    Auf all diese Fragen besaß ich keine Antworten. Doch bevor ich mich vor lauter Unentschlossenheit gar nicht mehr bewegte, beschloss ich, mich auf meinen ursprünglichen Plan zu konzentrieren und nach Jackson Heights hinauszufahren und Tino Leguizamo zu »fragen«, wer hinter den Entführungsversuchen steckte. Falls dieser Typ bereits glaubte, einen schlechten Tag zu haben, belehrte ich ihn gerne eines Besseren.
    Ich hatte schon etliche Male in meinem Leben vorschnell gehandelt. Das bedeutet jedoch nicht, dass ich mich grundsätzlich einer riskanten Situation aussetze, ohne mir den Rücken freizuhalten. Bevor ich also in die U-Bahn nach Jackson Heights stieg, rief ich meine Mutter an.
    Ich drückte auf die Schnellwahltaste, und sie nahm nach dem zweiten Klingeln ab.
    »Du wusstest über die Gräfin Bescheid, oder?«, fragte ich, ohne ihr überhaupt die Chance zu geben, Hallo zu sagen.
    »Mir geht es gut, danke der Nachfrage«, erwiderte sie sarkastisch. »Was Giulietta angeht, sie gehört tatsächlich zu den engsten Verdächtigen. Deswegen brauchte ich unbedingt ihre Akte. Nachdem ich einige Leerstellen in meinem eigenen Dossier über sie gefüllt hatte, konnte ich zwei und zwei zusammenzählen. Genau wie du.«
    Ich hätte ihr sagen können, dass ich die Akte nur aufgrund meiner Sorge um Benny hatte haben wollen, und ich hätte ihr sagen können, dass ich bis vor ein paar Minuten nicht die leiseste Ahnung gehabt hatte, dass die Gräfin Gage war. Aber ich tat es nicht. Sollte sie mich doch für ein Genie halten. Wie heißt es so schön: Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.
    »Ich habe J darüber

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