Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)
ist?«
»Möglicherweise«, erwiderte er, blickte mich mit seinen silbrigen Augen an und trat auf mich zu. Cathary war derweil geräuschlos und unbemerkt davongeschlüpft. »Ich habe Tallmadge nach der Jagd gesehen«, sagte er.
»Wo?« Eigentlich hätte ich gehen sollen, aber ich wollte unbedingt erfahren, was Ducasse wusste.
»Kommt mit ins Wohnzimmer und setzt Euch, Herrin. Dann erzähle ich Euch alles.« Er nahm meine Hand in seine.
»Ich bleibe lieber stehen.« Ich versuchte, seinem Blick auszuweichen, vermochte es aber nicht. Ich betrachtete seine makellosen Gesichtszüge und seine weichen, sinnlichen Lippen und war kurz davor, erneut den Verstand zu verlieren.
»Möchtet Ihr Euch wirklich nicht hinsetzen?«, fragte er mit schmeichelnder Stimme, führte mich in das abgedunkelte Wohnzimmer und schloss die Schiebetür hinter uns. Ich nahm mein letztes Quentchen Kraft zusammen, trat um ihn herum und wollte die Tür wieder aufschieben. Seine Hand auf meiner Schulter hinderte mich daran. »Bleibt«, flüsterte er in mein Ohr. »Nur für einen kurzen Augenblick. Die Zeit könnt Ihr bestimmt erübrigen, Herrin. Bleibt, damit ich Euch von Tallmadge erzählen kann.«
Ich wandte mich um und sah ihn an. »Okay, erzähl es mir, aber beeil dich. Ich will gehen.«
Ducasse legte die Hand auf meine Taille, und ich wich der Berührung nicht aus. Ich hatte nicht die Kraft dazu. »Er kam gegen drei Uhr hierher und fragte Cathary, ob die Gräfin schon zurückgekehrt sei. Dann ging er in sein Zimmer.«
»Ist er hiergeblieben?«, fragte ich und zog in Erwägung, mich von Ducasses Händen zu befreien, fühlte mich aber zu träumerisch und desorientiert, um den Gedanken auszuführen.
»Nein. Er kam kurze Zeit später wieder herunter und ging. Er trug einen länglichen Kasten bei sich. Wie der Kasten eines Gewehrs.«
Ich überlegte, was das wohl zu bedeuten hatte. War es das Gewehr der Gräfin? Ducasse trat näher an mich heran und zog mich in seine starken Arme. Als führten sie ein Eigenleben, legten sich meine Arme um seinen Hals.
»Ihr seid hungrig, Herrin, nicht wahr? Euch dürstet es nach meinem Blut. Warum trinkt Ihr nicht?«
»Nein«, widersprach ich, obwohl ich tatsächlich furchtbar hungrig war und mich nach dem Geschmack von Blut sehnte. Plötzlich gruben sich meine Fingernägel in seinen Rücken. Er stöhnte auf und trug mich zu einer Couch, auf die er niedersank und mich mitzog. Ich hatte keine Chance. Meine spitzen, langen Zähne suchten nach dem pulsierenden Blutgefäß in seinem Hals. Meine Instinkte gewannen die Oberhand über meinen Willen, ich biss begierig zu und schmeckte, wonach ich mich so verzehrte. Ich knurrte animalisch auf und trank begierig, während Ducasse mich aufseufzend festhielt.
Nachdem ich meinen Durst gestillt hatte, blickte Ducasse – sehr schwach aufgrund des Blutverlusts – mit glasigen Augen zu mir auf. »Bald bin ich einer von euch«, sagte er mit erschöpfter Stimme. »Ich danke Euch, Herrin, denn Ihr habt mir gegeben, wonach ich mich schon so lange sehne.«
Ich sah ihn schockiert an. Was hatte ich getan? Ich war kurz davor, ein Monster zu erschaffen, und Ducasse würde wahrhaftig ein Monster werden. In diesem Moment wünschte ich, ihn töten zu können. Nun, konnte ich es denn nicht? Ich hatte schon früher durch übermäßiges Stillen meines Blutdurstes Menschen umgebracht – wenn auch aus Versehen. Wenn ich noch einmal von Ducasse trank, würde er dann sterben? Ein Teil von mir schreckte vor der Vorstellung zurück. Aber eine stärkere, grausamere Stimme in mir befahl mir, es zu tun. Ich musste dieses Monster umbringen, bevor es Angst und Schrecken über die Welt brachte.
Als ich meine Lippen auf seinen Hals hinabsenkte, ließ er mich gewähren und stöhnte vor Wonne. Ich dachte nicht darüber nach, was ich tat, sondern ließ meine dunkle Seite die Oberhand gewinnen. Ich trank begierig, fühlte, wie das Leben aus der Kreatur unter mir entwich und mich gleichzeitig ein Gefühl der Ekstase durchströmte. Ich genoss jeden einzelnen Tropfen seines Blutes und erhob mich schließlich befriedigt von seinem leblosen Körper. Natürlich wünschte ich, ich hätte Reue empfunden, doch in diesem Moment, gesättigt von Ducasses Blut und befriedigter, als ich es jemals in meinem Leben gewesen war, kam der Dämon in mir zum Vorschein. »Zu spät, Ducasse«, sagte ich. »Zu spät. Du dachtest, du könntest einen Vampir überlisten, aber du hast für deine Torheit bezahlt.«
Ich ließ
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