Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)
habe ein Problem damit, dass man einen Vampir umbringt, nur weil er sich gerade mal eine Auszeit von seinem Job nimmt«, sagte ich, noch bevor J antworten konnte. »Das mache ich nicht mit. Falls sich herausstellt, dass Sie Tallmadge eliminieren, können Sie auf mich nicht mehr zählen.«
»Ist das eine Drohung, Agentin Urban?«, fragte J herausfordernd.
»Nein. Das ist ein verdammtes Versprechen.« Wir starrten uns finster an. Er wandte als Erster den Blick ab.
»Ich werde mit Ihnen in Kontakt bleiben«, kündigte J an. »Wenn nichts dazwischenkommt, findet unsere nächste Teambesprechung am Donnerstagabend statt.« Er stand auf, schnappte sich die Krücken, humpelte in sein Büro und schlug die Tür hinter sich zu.
Cormac, Benny und ich saßen eine Weile lang schweigend da und sahen uns an.
»Im Moment sieht es ganz danach aus, als würde Joe Daniel den Freitagabend nicht überleben«, brach Cormac schließlich das Schweigen.
»Du hast ja wahnsinnig viel Vertrauen in uns«, sagte ich und lächelte, um meine Worte abzumildern. In Wahrheit dachte ich genau wie er.
»Wir hätten eine deutlich bessere Chance, wenn wir wüssten, wer Gage ist, und ihn ausfindig machen würden, bevor er das Attentat begeht. Falls er tatsächlich ein Vampir ist, eröffnet das eine ganze Reihe neuer Probleme. Wie sollen wir ihn umbringen? Ich kann niemandem von uns einen Pflock durchs Herz rammen oder eine Waffe mit Silberkugeln auf ihn abfeuern«, sagte er mit bebender Stimme.
Cormacs Worte brachten mir Bubbas Tod wieder lebhaft ins Gedächtnis zurück. Ich erinnerte mich schaudernd an die Schüsse, das davonrasende Auto und Bubba, der uns keuchend mitteilte, dass er getroffen war, und der dann unaufhaltsam zu Staub zerfiel. An Cormacs Gesichtsausdruck und der Art, wie Benny Bubbas Ring berührte, wusste ich, dass sie ebenfalls daran dachten.
»Ich könnte es auch nicht«, sagte Benny. »Ich kann den Mistkerl zwar aufhalten, aber nicht töten.«
»Mir geht es genauso. Jemanden unserer Art zu töten widerspricht allem, was mir in meinem Leben beigebracht wurde«, sagte ich. »Und Darius ist nicht Gage!«
Für meinen Geschmack warteten die beiden ein bisschen zu lange, bevor sie etwas erwiderten.
»Natürlich nicht. Außerdem ist er gerade in Deutschland, oder?«, sagte Benny schließlich und drückte meine Hand.
»Vielleicht ist er auch schon wieder hier«, murmelte ich.
»Falls das stimmt, dann ist er zurückgekommen, um dich zu besuchen, Süße, weiter nichts«, erwiderte sie.
Cormac schwieg weiter. Kurz darauf schüttelte er den Kopf und sagte schließlich: »Sollen wir etwas essen gehen und dabei besprechen, was genau wir als Nächstes tun?«
Ich hatte keine Lust, und da ich zudem nach Jackson Heights fahren und herausfinden wollte, wer hinter meinem Hund her war, lehnte ich ab. Benny hingegen willigte ein, und sie und Cormac standen auf.
»Geht ruhig schon vor«, sagte ich. »Ich brauche noch eine Minute, um einen klaren Kopf zu bekommen.« Benny umarmte mich, bevor sie den Raum verließ. Als ich allein war, starrte ich reglos auf den Tisch. Dann zog ich das Dossier der Gräfin zu mir heran, um es wieder in den Rucksack zu stecken. Ohne einen bestimmten Grund öffnete ich es und betrachtete das angepinnte Foto mit ihrem Namen, GRÄFIN GIULIETTA ARIADNE GIUSEPPINA DE ERICÉ. Ich konnte den Blick nicht mehr davon abwenden. Arbeiteten sie und Tallmadge zusammen? Und wenn ja, was führten sie im Schilde? Irgendetwas an den beiden hatte mich vom ersten Tag an gestört. Ich spürte, dass ich etwas ganz Offensichtliches übersah.
Ohne meine Spinnereien über eine Hochzeit zwischen Fitz und mir und das Monogram DUF wäre es mir vielleicht nie aufgefallen. Doch plötzlich ließ ein Schauder meinen Körper erzittern, und die Wahrheit fiel mir wie Schuppen von den Augen. G iulietta A riadne G iuseppina de E ricé. GAGE. Du liebes bisschen, die Gräfin war Gage!
Ich sprang auf. Meine Knie zitterten, und ich musste mich kurz am Tisch abstützen, bevor ich zu Js Bürotür hinüberging und dagegenhämmerte.
Er riss die Tür von innen auf. »Was wollen Sie?«, bellte er und nahm die Krücke in die andere Hand. »Die Besprechung ist vorbei.«
»Sehen Sie sich das an!«, rief ich und hielt ihm die Akte unter die Nase. »Ihr Name!«
Er ergriff die offene Aktenmappe mit der freien Hand, warf einen Blick darauf und sah mich verständnislos an. »Und?«
»Sehen Sie sich die Initialen an«, sagte ich und stach mit dem Finger auf das
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