Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)
Informationen zukommen lassen würde.
Dieser letzte Hinweis beeindruckte mich nicht im Geringsten, und während ich darüber nachgrübelte, wie wir Gage auf eigene Faust finden konnten, erhob sich Cormac langsam von seinem Stuhl und warf seine Mappe derart schwungvoll auf den Tisch, dass sie auf der anderen Seite zu Boden fiel. Das Blut war aus seinem Gesicht gewichen. Er zitterte am ganzen Körper und spie die Worte förmlich aus: »Was soll die Scheiße, J? Welchen Platz habe ich in diesem Team? Gehöre ich überhaupt noch dazu? Warum soll ich mich immer noch um Opus Dei kümmern? Was zum Teufel mache ich überhaupt dort? Halten Sie mich für so unfähig, dass Sie mich eine langweilige Nacht nach der anderen bei diesem rückständigen, verachtenswerten Orden parken? Was zum Teufel wollt ihr Typen eigentlich von mir?«
»Regen Sie sich doch nicht so auf«, sagte J mit erhobenen Händen. »Um Sie zu beruhigen – ich war der Meinung, dass Sie aktiv an diesem Auftrag beteiligt werden sollten. Ich habe mich dafür eingesetzt, dass Sie mit Tallmadge ein Team bilden. Aber meine Vorgesetzten waren nicht umzustimmen. Sie wollten, dass Sie bleiben, wo Sie sind.«
»Aber warum? Warum? «, beharrte Cormac. »Ich mache dort doch überhaupt nichts.«
»Ich weiß nicht, warum«, erwiderte J. »Man sagte mir, dass Sie nächste Woche zu diesem Auftrag hinzugezogen werden, aber bis dahin bleiben Sie an Ihrem alten Platz.«
Ich konnte mich nicht länger zurückhalten. »J, Sie haben Ihre Vorgesetzten erwähnt. Sie meinen damit nicht zufällig meine Mutter, oder? Steckt Sie wieder dahinter?«
»Agentin Urban, ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass ich mit Ihnen die Position Ihrer Mutter in dieser Organisation weder besprechen kann noch will. Ich sagte Vorgesetzte und meinte Vorgesetzte. Ende der Diskussion.«
Benny legte Cormac besänftigend die Hand auf den Arm, aber Cormac sah an ihr vorbei direkt zu mir. Ich begriff, dass er mich stumm darum bat, mit meiner Mutter zu sprechen. Ich nickte ihm kaum merklich zu.
J erhob sich. »Das war’s für heute. Ich werde mit Ihnen in Kontakt bleiben. Mit Ihnen allen «, fügte er mit einem Blick auf Tallmadge hinzu. Dann wandte er sich zum Gehen.
»Nur noch eine Minute, J«, sagte ich. »Ich muss dringend mit Ihnen sprechen. Jetzt.«
J blieb stehen. »In Ordnung, Agentin Urban.«
Ich wandte mich an die anderen, die gerade das Besprechungszimmer verlassen wollten. »Ich komme nach. Wartet ihr unten in der Lobby? Es dauert nicht lange. Geht nicht ohne mich«, fügte ich hinzu und lächelte Tallmadge zu.
Er zwinkerte und entgegnete: »Bis später.«
Ich wartete, bis sich die Tür hinter den anderen geschlossen hatte, dann blickte ich J an. Doch noch ehe ich etwas sagen konnte, kam er mir zuvor. »Ich muss mich bei Ihnen noch entschuldigen.«
»Das ist wohl das Mindeste«, erwiderte ich mit eisiger Stimme.
»Ihr Freund Agent della Chiesa hatte keinerlei Veranlassung, sich in unseren letzten Auftrag und die Sprengung von Bradleys Drogenlabor einzumischen«, begann er – ohne die versprochene Entschuldigung. »Und dann wollten Sie, ohne zu fragen, ohne nachzudenken, einfach mit ihm zurück in die Stadt fahren, verdammt noch mal! Dachten Sie wirklich, ich wüsste nicht, dass sein Mittelsmann Sie dazu überreden wollte, die Dark Wings zu verlassen und stattdessen für ihn zu arbeiten?«
Meinem Gesicht musste die Überraschung deutlich anzusehen gewesen sein, denn J rief triumphierend: »Ich wusste es! Sie hatten keine Ahnung, dass er sie rekrutieren wollte, nicht wahr? Della Chiesa sollte Sie in jener Nacht dazu überreden, in sein Team zu wechseln. Man war sich sicher, dass Sie ja sagen würden, weil Sie ihm nichts abschlagen konnten …«
»Das ist doch völliger Schwachsinn!«, sagte ich.
»Nein, ist es nicht. Sie waren derart blind vor Liebe, dass Sie vergessen haben, wer wir sind und was wir tun. Wir sind Spione, Daphne. Wir manipulieren Menschen. Ich behaupte ja nicht, dass della Chiesa keine Gefühle für Sie hegt, aber wachen Sie auf! Sie sind wertvoll für ihn und seine Vorgesetzten. Sex. Liebe. Was auch immer es braucht, er wird es benutzen, um Sie dazu zu überreden, sich ihm und seinen Leuten anzuschließen. Was ich getan habe, war nicht ganz in Ordnung, aber ich wusste, dass Sie mir niemals zuhören würden. Ich musste Sie irgendwie aufhalten und habe della Chiesa mit Ihrem zu einer Fahne zweckentfremdeten roten Slip, den ich noch in der Tasche hatte, getäuscht
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