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Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)

Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)

Titel: Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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und ihn glauben lassen, wir beide hätten eine Nacht zusammen verbracht.« Js Stimme war hart und unerbittlich. Er trat auf mich zu, so dass sich unsere Gesichter beinahe berührten. »Und trotz des Ärgers, den ich dafür einstecken musste, würde ich es jederzeit wieder tun. Auf genau die gleiche Weise.«
    Unsere Lippen waren nur Zentimeter voneinander entfernt. Ich war schon ziemlich groß, doch J war noch ein Stück größer und beugte sich zu mir hinunter. Sein Atem streifte über mein Gesicht. Ich roch seine frisch gewaschene Uniform und darunter den holzigen, animalischen Geruch seines Körpers. Als ich J zum ersten Mal getroffen hatte, erregte mich seine unverhohlene Männlichkeit. Ich hatte bemerkt, mit welcher Kälte er seine Gefühle kontrollierte und welches Feuer gleichzeitig in ihm loderte. Auch jetzt spürte ich wieder, wie es mich verbrannte. Seine Augen, eisblau und normalerweise funkelnd vor Wut, offenbarten ein unterdrücktes Verlangen, das er mich noch niemals zuvor willentlich hatte sehen lassen.
    In meinem Innern entstand ein Kribbeln, das sich schnell über die gesamte Oberfläche meiner Haut ausbreitete. Ich schnappte keuchend nach Luft, mein Atem ging flach und schnell. Es überraschte mich, dass ich derart auf J reagierte. Eine Liaison mit meinem Chef stellte eine Komplikation dar, die ich aus vielen verschiedenen Gründen lieber vermieden hätte. Zum einen wollte ich meinen Respekt für ihn nicht verlieren. Er setzte sich vorbehaltlos für uns ein und hatte mir – bisher – immer die Wahrheit gesagt. Ich wollte nicht auf die harte Tour erfahren, dass auch J mich nur auf die Art benutzte, die ihm am nützlichsten erschien.
    Hauptsächlich jedoch wäre es eine persönliche und berufliche Katastrophe gewesen, wenn ich meine Zähne in seinen verführerisch muskulösen Hals geschlagen hätte. Einmal wäre es fast so weit gewesen, wenn meine Vernunft mich nicht in letzter Sekunde zurückgehalten hätte. Doch würde sie es noch einmal tun? Sexuelle Begierde ist bei uns Vampiren derart eng mit dem Verlangen nach frischem Blut verwoben, dass ich nicht weiß, ob ich dies immer im Eifer des Gefechts voneinander zu trennen vermag. Und gerade jetzt überkam mich wieder dieses beinahe unwiderstehliche Begehren. Js Mund bewegte sich immer weiter auf mich zu. Ich sehnte mich nach der Berührung seiner Lippen. Meine Eckzähne wurden länger und drückten gegen die Innenseiten meiner Lippen. Ich stand kurz davor, die Kontrolle zu verlieren …
    Schnell wich ich einen Schritt zurück und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen.
    »Ich akzeptiere Ihre Entschuldigung«, sagte ich, und in meine Stimme mischte sich Bitterkeit. »Ich gehöre weiterhin zu den Dark Wings, nicht zu Darius. Also vergessen wir das Ganze« – ich hielt kurz inne – »vorerst. Aber darüber wollte ich gar nicht mit Ihnen sprechen.«
    »Worüber dann?«, fragte J geschäftsmäßig, als wäre rein gar nichts geschehen. Aber wir wussten beide, dass nicht mehr viel gefehlt hatte.
    »Zwei Männer haben mich verfolgt und dabei auch Körperkontakt hergestellt. Im Hundepark beim Riverside Drive in der Nähe der Zweiundsiebzigsten Straße hat mich ein Mann angerempelt, wurde dann aber von meinem Hund verjagt. Er befand sich in Begleitung eines Latinos, der ebenfalls geflohen ist. Ich habe den Latino bis zu einer Straßendemonstration verfolgt, wo ein dritter Mann an ihn herantrat und … ihn ermordete.«
    J widmete mir nun seine volle Aufmerksamkeit. »Wie schätzen Sie die Situation ein? Waren die Männer Vampirjäger?«
    »Kann ich mir kaum vorstellen. Sie sahen eher wie Drogendealer aus und schienen mich zu beschatten. Aber warum, weiß ich auch nicht.«
    »Ich versuche, etwas darüber herauszufinden«, versprach J, bevor er seine Unterlagen vom Tisch aufsammelte. Als ich mich zum Gehen Richtung Tür wandte, ergriff er erneut das Wort und sah mich dabei eindringlich an. »Daphne …«
    »Was?«, fragte ich.
    »Ich …«, begann er. »Ach, vergessen Sie’s. Passen Sie einfach auf sich auf.«
    »Alles klar«, erwiderte ich sanft und verließ den Raum.

Kapitel 3
    Götter, die über die Seelen ihr herrscht,
    ihr schweigenden Schatten […]
    Lasst mich verkündigen, was ich gehört,
    und gestattet mir gnädig,
    Dass ich erschließe, was tief mit
    Finsternis decket der Abgrund.
    Virgil

    M eine Kollegen waren noch gar nicht hinunter in die Lobby gegangen, sondern warteten vor der Bürotür im gedämpften Licht des graubraun

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