Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)
Riegel und betete, dass er nicht von der anderen Seite verschlossen war. Eine Kiste prallte gegen meine Füße, und ich spürte Cormac direkt hinter mir. »Ich habe eine Tür gefunden«, flüsterte ich. »Ruhe jetzt.«
Der Riegel öffnete sich. Ich drückte die kleine Tür, eher eine Klappe, mit quälender Langsamkeit nach außen, während mein Instinkt mir riet, den Tunnel so schnell wie möglich zu verlassen, ganz egal, was mich draußen erwartete. Ich spähte vorsichtig zur Tür hinaus und fand mich etwa zweieinhalb Meter über dem Boden in einem kleinen Raum voller Schaltkästen, Messgeräte und Zähler wieder. Eine Metallleiter war an der Wand unter uns befestigt und bot so den Zugang zum Raum. Das Licht des Korridors, das durch eine offenstehende Tür einfiel, tauchte alles in ein trübes Grau. Für Cormacs und meine Vampiraugen reichte das Licht aus, aber J würde wahrscheinlich Hilfe benötigen. Ich zwängte mich durch die Klappe und stieg die Leiter hinab. Cormacs Kopf tauchte in der Öffnung auf. Schweigend reichte er mir nacheinander die drei Kisten, bevor auch er sich beinahe ohne die Leiter zu benötigen zu Boden schwang. J folgte ihm, und ich bemerkte, dass er ein Bein kaum belastete.
Als er sich bückte und eine Kiste aufnahm, fragte ich: »Können Sie überhaupt laufen?« Ich nahm ihm die Kiste ab. »Wir haben keine Zeit für Machotouren«, flüsterte ich. »Können Sie laufen?«
»Verdammt noch mal, ja«, erwiderte er mit zusammengepressten Zähnen. »Cormac, nehmen Sie die beiden anderen Kisten«, befahl er. »Ich brauche meine Hände für die Waffe.« Ich roch abermals Js Blut. Er würde unweigerlich eine Spur hinter sich herziehen, wenn er losging – falls er überhaupt gehen konnte.
Mit der verflixten Kiste unter dem Arm riskierte ich einen vorsichtigen Blick in den Korridor hinaus. Er war leer. Cormac trat neben mich und flüsterte: »Ich glaube, der Aufzug befindet sich rechts von uns.« Seine beiden Kisten balancierte er auf den Schultern.
»Gehen wir!«, drängte ich, und wir eilten den langen Gang entlang. Nur J nicht. Ich sah mich um. Er trug nur noch einen Schuh, und der Fuß war blutüberströmt. Er stützte sich an der Wand ab, kam jedoch nicht sonderlich schnell voran. Ich machte kehrt, drückte meine Schulter unter seine Armbeuge und legte meine freie Hand um seine Taille. Er wehrte sich nicht. So schnell wie möglich hasteten wir Cormac nach.
Uns blieb keine andere Wahl, als den Aufzug zu benutzen, denn J würde niemals drei Etagen zu Fuß hinauflaufen können. Sein Gesicht war mittlerweile aschfahl geworden, und Schweiß stand auf seiner Stirn. Cormac drückte auf den Aufzugknopf, und ich blickte mich nervös um.
Als die Türen auseinanderglitten, stand ein dünner, grauhaariger Mann in einem karierten Bademantel und Pantoffeln vor uns. J richtete seine Glock auf ihn. »Bitte nicht schießen!«, keuchte der Mann.
»Steigen Sie aus«, knurrte J und machte eine entsprechende Bewegung mit der Waffe. »Los, bewegen Sie sich!« Der Mann trat aus der Kabine, und J schubste ihn in den Korridor, während wir uns in den Aufzug drängten. Die Augen des Bademanteltypen waren groß wie Kuchenteller. Mit offenem Mund starrte er auf die Waffe, ohne einen Ton von sich zu geben. Cormac drückte immer wieder auf den Knopf, bis sich die Türen endlich schlossen und der Mann aus unserem Blickfeld verschwand.
»Machen Sie sich bereit«, sagte J. »Aller Voraussicht nach werden wir uns den Weg zur Eingangstür freikämpfen müssen.«
»Sie werden wohl kaum in der Lage sein zu kämpfen«, erwiderte ich. »Lassen Sie einfach die Waffe sprechen. Die Leute scheinen ihr ganz gut zuzuhören.«
Im Erdgeschoss öffneten sich die Türen wieder. Drei Männer standen zwischen uns und der Eingangstür.
»Hände hoch!«, rief J mit einer Stimme, die Blut zum Gefrieren hätte bringen können. »Wenn sich niemand bewegt, wird auch niemand verletzt!«
»Wir sind Priester«, quiekte einer der Männer. »Wir sind unbewaffnet.«
»Treten Sie zurück, mit dem Gesicht zur Wand, und nehmen Sie die Hände über den Kopf.«
Zwei der Männer befolgten den Befehl, doch der dritte starrte uns einfach nur an. Dann sprach er: »Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir, du bist gebenedeit …«
»Tun Sie, was ich Ihnen sage, Vater«, stieß J wütend hervor. »Sofort!« Mit der Waffe bedeutete er Cormac, zum Ausgang zu laufen, und auf mich gestützt humpelte er in dieselbe Richtung. Cormac
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