Rendezvous mit einem Mörder
hatte es versucht, aber er war einfach immer näher gekommen, näher, näher, näher, mit einem völlig irren Blick und dem bereits blutigen Messer in der Hand.
Das kleine Mädchen war schon tot gewesen. Eve hatte nichts tun können, um es zu verhindern. Bitte, lieber Gott, mach, dass ich wirklich nichts hätte tun können.
Der kleine, zerhackte Körper, der irre Kerl mit dem bluttriefenden Messer. Dann seine überraschten Augen, als sie abgedrückt hatte, und als das Leben aus seinem Blick gewichen war.
Doch das war noch nicht alles gewesen. Dieses Mal nicht. Dieses Mal war er immer weiter auf sie zugekommen. Und sie hatte nackt in einem Meer aus glänzendem Satin gekniet. Das Messer hatte sich in eine Pistole verwandelt und das Gesicht in das des Mannes, den sie ein paar Stunden zuvor so eingehend studiert hatte. Des Mannes namens Roarke.
Er hatte gelächelt, und sie hatte ihn begehrt. Ihr Körper hatte, selbst als er geschossen hatte – in ihren Kopf, ihr Herz und ihre Lenden –, noch vor Entsetzen und gleichzeitigem, verzweifeltem Verlangen nach dem Kerl geprickelt.
Und irgendwo im Hintergrund hatte das kleine Mädchen, das arme kleine Mädchen, um Hilfe geschrien.
Zu müde, um gegen den Traum zu kämpfen, rollte Eve sich auf den Bauch, vergrub den Kopf in ihrem Kissen und begann zu weinen.
»Lieutenant.« Um Punkt sieben winkte Commander Whitney Eve in Richtung eines Stuhls. Trotz oder vielleicht auch auf Grund der Tatsache, dass er seit zwölf Jahren hinter einem Schreibtisch hockte, blieb seinen Augen kaum je etwas verborgen.
Er konnte sehen, dass sie schlecht geschlafen hatte und sich nun bemühte, die Anzeichen einer durchwachten Nacht vor ihrem Vorgesetzten zu verbergen. Schweigend streckte er eine Hand aus.
Sie hatte die Diskette und den Umschlag in einen Plastikbeutel gesteckt, und Whitney bedachte ihn, ehe er ihn mitten auf den Tisch legte, mit einem beinahe beiläufigen Blick.
»Den Vorschriften entsprechend, bin ich verpflichtet, Sie zu fragen, ob Sie von dem Fall abgezogen werden möchten.« Er wartete eine Sekunde. »Also werden wir so tun, als hätte ich Ihnen die Frage gestellt.«
»Sehr wohl, Sir.«
»Ist Ihre Wohnung sicher, Dallas?«
»Bisher ging ich davon aus.« Sie zog ein paar Ausdrucke aus ihrer Tasche. »Nach meinem Anruf bei Ihnen habe ich mir die Sicherheitsdisketten angesehen. Es gibt eine zehnminütige Aufnahmeunterbrechung. Wie Sie meinem Bericht entnehmen können werden, hat er die Fähigkeit, gängige Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen und kennt sich mit Videos, der Aufbereitung von Disketten und natürlich mit antiken Waffen aus.«
Whitney nahm ihren Bericht und legte ihn neben den Beutel. »Was das Feld der Verdächtigen nicht gerade einengt.«
»Nein, Sir. Es gibt noch eine ganze Reihe von Leuten, die ich befragen muss. Bei einem Täter wie diesem sind elektronische Ermittlungen, auch wenn Captain Feeneys Hilfe nicht hoch genug geschätzt werden kann, eher zweitrangig. Dieser Kerl verwischt sämtliche Spuren. Wir haben keine anderen Beweise als die Waffe, die er absichtlich am Tatort zurückgelassen hat. Feeney konnte über seine normalen Kanäle nichts über ihre Herkunft herausfinden. Wir müssen also annehmen, dass sie auf dem Schwarzmarkt gekauft wurde. Ich habe angefangen, mir ihre Notizen und ihren persönlichen Terminkalender anzusehen, aber sie hat nicht gerade das geführt, was man ein zurückgezogenes Leben nennt, sodass es sicher eine Zeit lang dauern wird, bis ich mit den Dingern durch bin.«
»Zeit ist ein Teil unseres Problems. Eine von sechs, Lieutenant. Was sagt Ihnen das?«
»Dass er es noch auf fünf weitere Frauen abgesehen hat und dass er will, dass wir es wissen. Er hat Spaß an seiner Arbeit und genießt es, im Mittelpunkt unseres Interesses zu stehen.« Sie atmete langsam durch. »Für ein umfängliches psychiatrisches Täterprofil haben wir noch nicht genug in der Hand. Wir können nicht sagen, wie lange ihn die durch diesen Mord hervorgerufene Erregung befriedigen wird, wann es ihn nach dem nächsten Kick verlangt. Könnte schon heute sein oder aber erst in einem Jahr. Wir sollten besser nicht drauf hoffen, dass er unvorsichtig wird.«
Whitney nickte. »Haben Sie Probleme mit dem von Ihnen rechtmäßig angewandten gezielten Todesschuss?«
Das blutige Messer. Der kleine, zerfetzte, zu ihren Füßen liegende Körper. »Keine, mit denen ich nicht fertig würde.«
»Das will ich hoffen, Dallas. In einem brisanten Fall wie diesem kann ich
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