Rendezvous mit einem Mörder
bisher erzielt?«
»Wir haben die Tatwaffe identifiziert und die genaue Todeszeit bestimmt. Wir sammeln weitere Beweise, befragen die Bewohner in dem Gebäude, in dem Ms. DeBlass’ Apartment liegt, und gehen den Namen in ihrem persönlichen Adressbuch und ihrem beruflichen Terminkalender nach. Ich arbeitete gerade daran, die letzten vierundzwanzig Stunden ihres Lebens zu rekonstruieren.«
»Es sollte selbst dem begriffsstutzigsten Wesen klar sein, dass sie von einem ihrer Kunden ermordet worden ist.« Das Wort Kunde sprach er mit einem bösartigen Zischen.
»Für die letzten Stunden vor ihrem Tod war kein Termin vermerkt, und ihr letzter notierter Kunde hat ein Alibi für die fraglichen Stunden.«
»Nehmen Sie das Alibi sorgfältig auseinander«, verlangte DeBlass in herrischem Ton. »Ein Mann, der für sexuelle Dienste bezahlt, schreckt ganz sicher auch nicht vor einem Mord zurück.«
Obgleich Eve den Satz nicht ganz verstand, dachte sie an ihr Gespräch mit Whitney und nickte mit dem Kopf. »Ich arbeite daran, Senator.«
»Ich will eine Kopie ihres Terminkalenders.«
»Das ist leider nicht möglich, Senator«, erklärte Whitney milde. »Bei einem Kapitalverbrechen sind sämtliche Beweismittel vertraulich.«
DeBlass schnaubte verächtlich und winkte in Richtung seines Assistenten.
»Commander.« Rockman griff in seine linke Brusttasche und zog ein mit einem holografischen Siegel versehenes Stück Papier daraus hervor. »Dieses von Ihrem Polizeipräsidenten unterzeichnete Schreiben gibt dem Senator die Befugnis, sich sämtliche Beweismaterialien und Ermittlungsdaten im Fall seiner Enkeltochter einzusehen.«
Whitney blickte flüchtig auf den Zettel und legte ihn dann achtlos auf die Seite. Seiner Meinung nach war Politik von jeher ein Spiel für Feiglinge gewesen, und er hasste es, sich ihm nicht immer entziehen zu können. »Ich werde persönlich mit dem Polizeipräsidenten reden. Wenn er seine Genehmigung auch nach dem Gespräch aufrechterhält, stellen wir Ihnen bis heute Nachmittag sämtliche Kopien zur Verfügung.« Ohne weiter auf Rockman zu achten, wandte er sich wieder an DeBlass. »Die Vertraulichkeit der Beweismittel ist ein wichtiger Bestandteil des Ermittlungsprozesses. Wenn Sie weiter auf Einsicht in die Materialien drängen, laufen Sie dadurch Gefahr, unsere Arbeit in dem Fall zu behindern.«
»Der Fall, wie Sie es nennen, Commander, war mein eigen Fleisch und Blut.«
»Und genau deshalb hätte ich gehofft, dass es Ihr wichtigstes Anliegen wäre, uns dabei zu helfen, ihren Mörder der Gerechtigkeit zu überführen.«
»Ich diene seit über fünfzig Jahren der Gerechtigkeit. Ich will die Informationen bis heute Mittag.« Er nahm seinen Mantel und warf ihn sich über einen seiner fleischigen Arme. »Wenn ich zu der Überzeugung gelange, dass Sie nicht alles in Ihrer Macht Stehende unternehmen, um diesen Irren zur Strecke zu bringen, werde ich dafür sorgen, dass man Sie Ihres Postens enthebt.« Er sah Eve direkt in die Augen. »Und dass das Nächste, was Sie untersuchen werden, Lieutenant, irgendwelche pubertierenden Jünglinge mit klebrigen Fingern sind, die sich heimlich mit irgendwelchen schmutzigen Videos vergnügen.«
Nachdem er aus dem Raum gestürmt war, wandte sich Rockman mit ruhigen, ernsten Augen an die beiden Polizisten. »Sie müssen den Senator entschuldigen. Er ist einfach erschöpft. Was für Spannungen es auch immer zwischen ihm und seiner Enkeltochter gab, war sie doch eine enge Verwandte. Und nichts ist dem Senator wichtiger als seine Familie. Ihr Tod, dieser gewaltsame, sinnlose Tod, hat ihn am Boden zerstört.«
»Ja«, murmelte Eve. »Er wirkte auch vollkommen fertig.«
Rockman bedachte sie mit einem Lächeln, das gleichermaßen amüsiert wie traurig wirkte. »Stolze Männer verbergen ihre Trauer häufig hinter Aggressionen. Wir haben das vollste Vertrauen in Ihre Fähigkeiten und Ihre Zielstrebigkeit, Lieutenant. Commander.« Er nickte mit dem Kopf. »Wir erwarten die Unterlagen dann heute Nachmittag. Danke, dass Sie uns Ihre Zeit geopfert haben.«
»Ein aalglatter Typ«, murmelte Eve, als Rockman leise die Tür hinter sich schloss. »Aber Sie werden ja wohl nicht weich werden, Commander.«
»Ich werde ihnen geben, was ich ihnen geben muss.« Seine barsche Stimme verriet seinen mühsam unterdrückten Zorn. »Und jetzt machen Sie sich auf die Socken und bringen mir mehr Material.«
Die Polizeiarbeit war häufig stumpfe Plackerei. Nachdem sie fünf Stunden lang auf
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