Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rendezvous mit einem Mörder

Rendezvous mit einem Mörder

Titel: Rendezvous mit einem Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.D. Robb
Vom Netzwerk:
unhöflichen, schlangenäugigen Flüchtling geführt wurde, der, nachdem die Soziale Reformarmee, SRA, vor ungefähr vierzig Jahren die französische Regierung gestürzt hatte, nach Amerika gekommen war.
    Er hasste Amerika und die Amerikaner. Die SRA war bereits sechs Monate nach ihrem Coup wieder abgesetzt worden, aber trotzdem war er geblieben und stand nunmehr seit Jahrzehnten täglich keifend und jammernd hinter dem Tresen seines Ladens, in dem er mit dem größten Vergnügen sämtliche Besucher mit Beleidigungen und politischen Absurditäten überschüttete.
    Eve nannte ihn Frank, um ihn zu ärgern, und kam mindestens einmal in der Woche in den Laden, um zu sehen, wie er versuchen würde, sie zu schmähen.
    In Gedanken an den Schokoriegel trat sie durch die automatische Tür. Die hatte gerade erst begonnen, sich wieder zu schließen, als ihr Instinkt ihr sagte, dass etwas nicht stimmte.
    Der Mann am Tresen hatte ihr den Rücken zugewandt, und seine schwere Kapuzenjacke verbarg alles außer seiner beeindruckenden Gestalt.
    Einen Meter fünfundneunzig, schätzte sie, und locker hundertzwanzig Kilo. Sie brauchte nicht erst François’ hageres, entgeistertes Gesicht zu sehen, um zu wissen, dass es Schwierigkeiten gab. Sie konnte es riechen, so deftig und säuerlich wie den Gemüseauflauf, der das heutige Tagesessen war.
    In den wenigen Sekunden, die es dauerte, ehe die Tür ins Schloss geglitten war, hegte und verwarf sie den Gedanken, ihre Waffe zu ziehen.
    »Hier rüber, Tussi. Und zwar ein bisschen plötzlich.«
    Der Mann drehte sich um. Eve sah, dass er den hellen goldfarbenen Teint des asiatischen Mischlings und die Augen eines sehr verzweifelten Menschen hatte. Noch während sie die Beschreibung speicherte, blickte sie auf den kleinen runden Gegenstand in seiner Hand.
    Die selbst gebastelte Bombe war bereits beängstigend genug. Die Tatsache, dass sie in seiner vor Aufregung zitternden Hand lag, war allerdings noch wesentlich bedrohlicher.
    Selbst gemachte Bomben waren berüchtigt für ihren Mangel an Zuverlässigkeit. Wahrscheinlich brächte dieser Idiot sie alle um, alleine, weil er schwitzte.
    Sie warf dem Franzosen einen schnellen, warnenden Blick zu. Wenn er sie Lieutenant nannte, wären sie alle innerhalb von Sekunden Hackfleisch. Die leeren Hände deutlich sichtbar vor sich, trat sie an den Tresen.
    »Ich will keine Probleme«, sagte sie und ließ ihre Stimme ebenso zittern wie die Hand des Gangsters. »Bitte, ich habe Kinder zu Hause.«
    »Halt die Klappe. Halt einfach die Klappe. Runter auf den Boden. Runter auf den verdammten Boden.«
    Eve ging in die Knie, wobei sie eine Hand unter ihre Jacke in Richtung ihrer Waffe gleiten ließ.
    »Alles«, befahl der Mann und winkte mit der todbringenden kleinen Kugel. »Ich will alles. Bargeld und Gutscheine. Und das sofort, zackig!«
    »Es war ein schlechter Tag«, winselte François. »Sie müssen verstehen, dass die Geschäfte einfach nicht mehr so gut laufen. Ihr Amerikaner – «
    »Willst du vielleicht das hier fressen?«, keifte der Kerl und schob François die Bombe ins Gesicht.
    »Nein, nein.« Panisch gab François mit zitternden Fingern den Sicherheitscode in seine Kasse ein. Als sie sich öffnete, sah Eve, dass der Räuber erst auf das darin liegende Geld blickte und dann auf die über ihm hängende Überwachungskamera, die den gesamten Vorgang eifrig aufnahm.
    Sie sah es an seinem Gesicht. Er wusste, dass sein Bild auf Film war, und dass alles Geld in ganz New York es nicht mehr löschen würde. Der Sprengsatz jedoch würde es tun, wenn er ihn, sobald er draußen auf der Straße wäre, um im Verkehrsgewimmel zu verschwinden, einfach achtlos über seinen Rücken würfe.
    Sie atmete tief ein, ähnlich einem Taucher vor dem Sprung ins Wasser, und dann schlug sie ihm krachend von unten gegen seinen Arm. Durch den Ruck lösten sich seine Finger von der Bombe. Schreie, Flüche, stumme Gebete. Sie machte einen Hechtsprung und fing die Bombe mit den Fingerspitzen, fix und fertig wie nach einem alles entscheidenden gegnerischen Home-Run-Schlag, bei dem die Angriffsspieler die Male besetzt hielten. Doch noch während sie die Hand um die Granate schloss, holte der Dieb schwungvoll aus.
    Er traf sie mehr mit dem Handrücken als mit seiner Faust, und Eve dachte, sie hätte noch Glück. Sie sah Sterne, als sie gegen einen Ständer mit Sojachips donnerte, doch sie hielt die Bombe weiter fest.
    Falsche Hand, verdammt, es war die falsche Hand, konnte sie gerade

Weitere Kostenlose Bücher