Rendezvous mit einem Mörder
Colby.«
»Verschieben Sie die Sache.« Seine Stimme klang vollkommen tonlos. »Zwanzig Minuten.«
Langsam schob Dallas ihr Handy zurück in ihre Tasche. »Ich schätze, einen der Knöpfe kennen wir.«
»Scheint, als ob DeBlass ein persönliches Interesse an dir hätte.« Feeney sah ihr ins Gesicht. Es gab nicht einen Polizisten, der die Untersuchung nicht verabscheute. »Meinst du, du kommst damit zurecht?«
»Ja, sicher. Allerdings sitze ich bestimmt fast den ganzen Tag dort drüben fest, Feeney. Würdest du mir deshalb einen Gefallen tun und die Banken in Manhattan überprüfen? Ich muss wissen, ob Sharon DeBlass bei einer von ihnen ein Schließfach hatte. Wenn du dort nichts findest, dehn die Suche auf die anderen Bezirke aus.«
»Wird sofort erledigt.«
Der Untersuchungsbereich bestand aus einem Gewirr endlos langer Korridore, einige verglast, andere mit pastellgrünen Wänden, die beruhigend wirken sollten. Ärzte und Techniker trugen ausnahmslos weiß. Die Farbe der Unschuld und natürlich auch der Macht. Als Eve durch die erste mit Sicherheitsglas versehene Tür trat, befahl ihr der Computer mit höflicher Stimme, ihre Waffe abzugeben. Eve zog sie aus dem Holster, legte sie auf ein Tablett und beobachtete, wie sie davonglitt.
Ohne ihre Waffe fühlte sie sich bereits vor dem Betreten von Testraum 1-C, in dem sie sich ausziehen musste, eigenartig nackt.
Sie legte ihre Kleider auf eine der Bänke und versuchte, weder an die Techniker zu denken, die sie auf ihren Bildschirmen sahen, noch an die grässlichen Maschinen, die lautlos heranglitten und sie unpersönlich anblinkten.
Die körperliche Untersuchung war problemlos. Alles, was sie tun musste, war, an einer markierten Stelle in der Mitte des röhrenförmigen Zimmers zu stehen und zu beobachten, wie die Lichter blitzten, während ihre inneren Organe und Knochen auf mögliche Schäden untersucht wurden.
Dann wurde ihr gestattet, einen blauen Overall anzuziehen und Platz zu nehmen, während eine Maschine heranrollte und ihre Augen und Ohren untersuchte, ehe ein weiteres Gerät aus einem der Schlitze in den Wänden hervorkam und ihre Reflexe untersuchte. Um das Ganze etwas persönlicher zu gestalten, kam anschließend ein Techniker und nahm ihr etwas Blut ab.
Bitte begeben Sie sich durch die Tür in Untersuchungsraum 2-C. Phase eins der Untersuchung ist beendet, Dallas, Lieutenant, Eve.
Im Nebenzimmer musste sich Eve für die Hirnuntersuchung auf einen gepolsterten Tisch legen. Schließlich wollen sie keinen Bullen mit einem Hirntumor, der ihn veranlasst, draußen herumzulaufen und Zivilisten abzuknallen, dachte sie mit einem Anflug von Galgenhumor, und beobachtete, während sich der Helm auf ihren Kopf senkte, die Techniker hinter der Glaswand.
Dann fingen die Spielchen an.
Eine Hälfte des Tisches wurde hochgefahren, bis Eve am Ende eine sitzende Position eingenommen hatte, aus der heraus sie das Virtual-Reality-Programm durchlaufen sollte. Als Erstes raste sie während einer Verfolgungsjagd in einem Fahrzeug durch die Straße. In ihren Ohren hallte das Schreien von Sirenen, und aus dem Lautsprecher auf der Ablage wurden ihr widersprüchliche Befehle entgegengebrüllt. Sie saß in einem normalen Polizeiwagen, und sie war diejenige, die die Kontrolle über das Fahrzeug hatte und die gewagten Ausweichmanöver bewältigen musste, um keinen der ihr entgegenkommenden Fußgänger zu überfahren.
Ihr war bewusst, dass sie beobachtet wurde, dass ihr Blutdruck, ihr Pulsschlag, ja, selbst die Menge des ihr über die Haut rinnenden Schweißes und des Speichels, der sich auf ihrer Zunge sammelte, gemessen wurde. Es war heiß, geradezu unerträglich heiß. Beinah hätte sie einen Lebensmitteltransporter gerammt, der vor ihr über eine Kreuzung kroch.
Sie erkannte die Umgebung. Die alten Häfen im Osten der Stadt. Sie konnte es riechen: Wasser, faulen Fisch und alten Schweiß. Obdachlose in ihrer Uniform aus blauen Overalls erbettelten Almosen oder suchten für den Tag nach Arbeit. Sie raste an einer Gruppe von ihnen vorbei, die sich um die besten Plätze vor einem Vermittlungszentrum stritten.
Flüchtiger ist bewaffnet. Flammenwerfer, Handgranate. Gesucht wegen Überfalls und Mordes.
Fantastisch, dachte Eve, während sie weiterraste. Wirklich fantastisch. Sie trat auf das Gaspedal, zerrte am Lenkrad und ließ durch das Rammen der Stoßstange des Fluchtfahrzeugs einen Funkenregen sprühen. Eine Flamme schoss zischend an ihrem Ohr vorbei, als der Flüchtige
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