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Rendezvous mit einem Mörder

Rendezvous mit einem Mörder

Titel: Rendezvous mit einem Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.D. Robb
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des Kindes hat Sie aus dem Gleichgewicht gebracht?«
    »Ich glaube, jeder Mensch würde durch den Tod eines Kindes aus dem Gleichgewicht gebracht. Vor allem, wenn ein so unschuldiges Wesen derart bestialisch ermordet worden ist.«
    »Sehen Sie Parallelen zwischen dem Kind und sich selbst?«, fragte Mira leise und konnte sehen, wie sich Eve vor ihr verschluss. »Lieutenant, wir beide wissen über Ihre Vergangenheit Bescheid. Sie wurden körperlich, sexuell und emotional missbraucht. Sie wurden verlassen, als Sie gerade mal acht Jahre alt waren.«
    »Das hat nichts damit zu tun – «
    »Ich denke, es hat vielleicht sogar sehr viel mit Ihrem mentalen und emotionalen Zustand zu tun«, unterbrach Mira ihre Verteidigung. »Zwei Jahre lang, von acht bis zehn, haben Sie in einem Heim gelebt, während nach Ihren Eltern gesucht wurde. Sie haben keine Erinnerung an die ersten acht Jahre Ihres Lebens, weder an Ihren Namen noch an Ihr Zuhause noch an Ihren Geburtsort.«
    Wie freundlich sie auch blickten, entging Miras scharfen Augen nicht das kleinste Zucken. »Schließlich bekamen Sie den Namen Eva Dallas und wurden zu einer Pflegefamilie gegeben. Sie hatten keinerlei Einfluss auf all diese Dinge. Sie waren ein misshandeltes Kind und vollkommen abhängig von einem System, das ihnen gegenüber in vielerlei Hinsicht versagt hat.«
    Eva brauchte ihre ganze Willenskraft, um einen ruhigen Blick und eine ruhige Stimme zu bewahren. »So wie ich als Teil des Systems gegenüber einem Kind in Not versagt habe. Wollen Sie wissen, wie ich mich deshalb fühle, Dr. Mira?«
    Elend, krank. Voll des Bedauerns.
    »Ich habe das Gefühl, dass ich alles in meiner Macht Stehende getan habe. Ich habe das Virtual-Reality-Programm durchlaufen und es noch einmal getan. Weil es nicht anders ging. Wenn ich das Kind hätte retten können, hätte ich es getan. Und wenn ich den Täter hätte verhaften können, hätte ich auch das getan.«
    »Aber auf diese Dinge hatten Sie keinen Einfluss.«
    Gerissenes Luder, dachte Eve. »Ich hatte die Möglichkeit, ihn zu erschießen, und nachdem ich alle mir zur Verfügung stehenden anderen Möglichkeiten ausgeschöpft hatte, habe ich es getan. Sie haben den Bericht gelesen. Es war ein sauberer, gerechtfertigter, gezielter Todesschuss.«
    Einen Moment lang sagte Mira nichts. Sie wusste, bisher war es ihr nur gelungen, ein wenig an Eves innerem Schutzwall zu kratzen. »Also gut, Lieutenant. Sie können ohne Einschränkung mit Ihrer Arbeit fortfahren.« Ehe sich Eve jedoch erheben konnte, hob Mira abwehrend die Hand. »Ich würde gerne noch ein paar inoffizielle Worte mit Ihnen wechseln.«
    »Worum geht’s?«
    Mira blickte sie lächelnd an. »Es ist wahr, dass das Hirn sich häufig selbst vor schrecklichen Erinnerungen schützt. Ihr Hirn weigert sich, an die ersten acht Jahre Ihres Lebens zurückzudenken. Aber diese Jahre sind ein Teil von Ihnen. Ich kann sie für Sie zurückholen, wenn Sie dazu bereit sind. Und, Eve«, fügte sie mit ihrer leise Stimme hinzu, »ich kann Ihnen helfen, damit umzugehen.«
    »Ich habe mich zu dem gemacht, was ich inzwischen bin, und damit kann ich leben. Vielleicht will ich es einfach lieber nicht riskieren, auch mit dem Rest zu leben.« Sie erhob sich und ging in Richtung Tür. Als sie sich dort noch einmal umdrehte, saß Mira unverändert mit gekreuzten Beinen, die hübsche kleine Tasse in den Händen, in ihrem weichen, blauen Sessel. Der Blumenduft des Tees hing süßlich in der Luft.
    »Ich hätte noch eine rein hypothetische Frage«, setzte Eve zögernd an und wartete auf Miras Nicken.
    »Eine Frau aus einem angesehenen, reichen Haus beschließt, Hure zu werden.« Als Mira die Brauen in die Luft zog, fluchte Eve innerlich vor Ungeduld. »Wir brauchen die Sache nicht terminologisch zu beschönigen, Doktor. Sie hat also beschlossen, sich ihren Lebensunterhalt mit Sex zu verdienen und es ihrer angesehenen Familie und somit auch ihrem erzkonservativen Großvater unter die Nase zu reiben. Warum? Was könnte der Grund sein?«
    »Es ist schwierig, anhand derart allgemeiner und skizzenhafter Information ein spezielles Motiv herauszufinden. Am offensichtlichsten wäre es, wenn diese Person ihren Selbstwert einzig aus ihren sexuellen Fähigkeiten beziehen würde. Dann hätte sie den Akt entweder genossen oder aber verabscheut.«
    Fasziniert trat Eve einen Schritt zurück ins Zimmer. »Wenn sie ihn verabscheut hat, weshalb hätte sie dann damit ihren Lebensunterhalt verdienen sollen?«
    »Als

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