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Rendezvous mit einem Mörder

Rendezvous mit einem Mörder

Titel: Rendezvous mit einem Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.D. Robb
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auf sie feuerte. Der Eigentümer eines fahrbaren Essensstandes warf sich zusammen mit einigen seiner Kunden eilig auf die Erde, und, begleitet von seinen lauten Flüchen, flogen Reisnudeln durch die Luft.
    Wieder rammte sie das Fluchtfahrzeug und befahl dem Fahrer des zweiten Polizeiwagens, es gemeinsam mit ihr in die Zange zu nehmen.
    Dieses Mal geriet das Fahrzeug ihres Opfers ins Schleudern, und noch während der Flüchtige versuchte, die Kontrolle über den Wagen wiederzuerlangen, brachte sie ihn, indem sie sich abrupt quer stellte, endgültig zum Stehen. Sie brüllte die Standard-Identifikation und die üblichen Warnungen und sprang aus ihrem Auto. Er zückte seine Waffe, und sie brachte ihn mit einem Schuss zur Strecke.
    Sein Nervenkostüm brach zusammen. Sie konnte verfolgen, wie er erst zuckte, sich dann in die Hose machte und schließlich zusammenklappte.
    Kaum jedoch hatte sie aufgeatmet, als die verdammten Techniker sie in die nächste Szene hineinkatapultierten. Sie hörte laute Schreie, die Schreie des kleinen Mädchens, das wütende, irrsinnge Brüllen des Mannes, der ihr Vater war.
    Unter Zuhilfenahme ihrer eigenen Berichte, nach Inaugenscheinnahme des Tatorts und auf Grund der Spiegelbilder ihrer von ihnen gescannten Erinnerungen hatte sie das Szenarium geradezu perfekt rekonstruiert.
    Eve machte sich gar nicht erst die Mühe, die Kerle zu verfluchen. Sie unterdrückte ihren Hass und ihre Trauer und rannte die Treppe hinauf, zurück in ihren Albtraum.
    Die Schreie des kleinen Mädchens waren inzwischen verstummt. Sie klopfte an die Tür, rief ihren Namen und ihren Dienstgrad, warnte den Mann hinter der Tür und versuchte gleichzeitig, ihn halbwegs zu beruhigen.
    »Schlampen. Ihr seid alle Schlampen. Komm rein, du verhurte Schlampe. Ich bringe dich um.«
    Als sie sich gegen die Tür warf, gab diese nach, als wäre sie aus Pappe, und mit gezückter Waffe trat sie in die Wohnung.
    »Sie war genau wie ihre Mutter – verdammt noch mal, genau wie ihre Mutter. Dachte wirklich, sie könnte vor mir davonlaufen. Dachte, sie würde es schaffen. Aber das habe ich verhindert. Ich habe sie daran gehindert. Genau wie ich dich daran hindern werde, Bullenschlampe.«
    Das kleine Mädchen starrte sie aus großen toten Augen -Puppenaugen – an. Ihr winziger, hilfloser Körper war verstümmelt, sie lag in einer Lache leuchtend roten Bluts. Auch von seinem Messer tropfte ihr Blut.
    Sie befahl ihm stehen zu bleiben. »Du elender Hurensohn, lass die Waffe fallen. Wirf endlich das verdammte Messer weg!« Aber er kam immer näher.
    Sie benutzte ihren Stunner. Aber er kam unaufhaltsam näher.
    Im Zimmer roch es nach Blut, Urin und angebranntem Essen. Das Licht war viel zu hell, beinahe blendend, sodass jedes grässliche Detail überdeutlich zu sehen war. Eine Puppe mit einem fehlenden Arm auf dem zerfetzten Sofa, ein kaputter Fensterladen, der das harte, rote Neonlicht von der anderen Straßenseite in den Raum ließ, der umgekippte Tisch aus billigem Plastik, der geborstene Bildschirm eines zerstörten Tele-Links.
    Das kleine Mädchen mit den toten Augen. Die sich stetig ausbreitende Blutlache. Und die scharfe, verklebte Klinge des Messers.
    »Ich werde es direkt in deinen Arsch rammen. Genau wie ich es bei ihr gemacht habe.«
    Wieder zielte sie mit ihrem Stunner. Sein Blick war völlig irre. Ganz eindeutig hatte er Zeus, diese wunderbare Chemikalie, eingeworfen, die aus Menschen Götter machte, mit all der Macht und all dem Wahnsinn, der mit der Illusion der Unsterblichkeit einherging.
    Das Messer mit der scharlachroten Klinke fuhr zischend durch die Luft.
    Doch sie brachte ihn zur Strecke.
    Als Erstes starb sein Hirn, sodass seine Augen bereits zu Glas wurden, noch während sein Körper erbebte. Sie unterdrückte das Bedürfnis, laut zu schreien, trat stattdessen das Messer aus seiner immer noch zuckenden Hand und blickte auf das Kind.
    Die großen Puppenaugen starrten sie an und sagten ihr – noch einmal –, dass sie zu spät gekommen war.
    Sie zwang sich, zu entspannen und nichts in ihr Gehirn zu lassen außer ihrem Bericht.
    Der Virtual-Reality-Abschnitt der Untersuchung war beendet, und noch einmal wurden Atmung, Pulsschlag und Schweißmenge gemessen, ehe die letzte Testphase begann. Die Phase, in der man alleine einem Psychologen gegenübersaß.
    Eve hatte nichts gegen Dr. Mira. Die Frau fühlte sich zu ihrer Arbeit offenbar berufen. In einer Privatpraxis hätte sie problemlos das Dreifache verdienen können wie hier

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