Rendezvous mit einem Mörder
Starr gefasst und der Gerechtigkeit überführt wäre.
Auf die Frage nach irgendeiner Verbindung zwischen dem Mord an Starr und dem mysteriösen Tod der Enkelin von Senator DeBlass kam eine kategorische Verneinung.
Dies, dachte Eve düster, war nicht sein erster Fehler, und ganz sicher wäre es auch nicht sein letzter.
Die Worte waren kaum aus seinem Mund gekommen, als das Live-Ass von Kanal 75, Nadine Fürst, sie auch schon in Frage stellte.
»Polizeipräsident Simpson, ich verfüge über Informationen, denen zufolge der Mord an Starr durchaus in Zusammenhang mit dem Fall DeBlass steht – und zwar nicht nur, weil beide Frauen denselben Beruf hatten.«
»Bitte, Nadine.« Simpson bedachte die Frau mit seinem onkelhaften Lächeln. »Wir alle wissen, dass Sie und Ihre Kollegen häufig Informationen zugespielt bekommen und dass diese beinahe ebenso häufig falsch sind. Das ist der Grund, weshalb ich in meinem ersten Jahr als Polizeipräsident das Datenverifikationszentrum gegründet habe. Falls Sie also nicht sicher wissen, ob etwas, was man Ihnen mitteilt, stimmt, brauchen Sie nur dort anzufragen, um es zu überprüfen.«
Eve schaffte es, ein lautes Schnauben zu unterdrücken, aber Nadine mit ihren wachen Augen und ihrem schnellen Hirn übte sich nicht in einer derartigen Zurückhaltung. »Meinem Informanten zufolge war der Tod von Sharon DeBlass nicht – wie vom DVZ behauptet – ein Unfall, sondern ebenfalls ein Mord. Weiter sagt er, DeBlass und Starr wären von demselben Mann auf dieselbe Weise umgebracht worden.«
Was einen solchen Aufruhr unter den zahlreichen Nachrichtenteams verursachte, dass Simpson angesichts der auf ihn einprasselnden Fragen und Zwischenrufe unter seinem mit seinem Monogramm bestickten Seidenhemd der Schweiß ausbrach.
»Die ermittelnden Beamten bleiben dabei, dass es keinen Zusammenhang zwischen diesen beiden unglücklichen Todesfällen gibt«, rief er mit lauter Stimme, aber Eve sah die gleichzeitige Panik in seinem zuvor eher herablassenden Blick. »Und mein Büro steht hinter diesen Leuten.«
Er wandte sich an Eve, und in dieser Sekunde erfuhr sie, was es hieß, gepackt und den Wölfen zum Fraß vorgeworfen zu werden.
»Lieutenant Dallas, eine erfahrene Beamtin, die seit über zehn Jahren bei der Polizei ist, leitet die Ermittlungen im Mordfall Lola Starr. Sie wird Ihnen weitere Fragen sicher gern beantworten.«
Eve blieb nichts anderes übrig, als einen Schritt nach vorn zu machen, während sich Simpson vornüber beugte, damit sein wieselflinker Berater ihm eine Salve guter Ratschläge ins Ohr feuern konnte.
Fragen regneten auf sie herab, und sie wartete, bis eine kam, mit der sie zurechtkäme. »Wie wurde Lola Starr ermordet?«
»Um meine Ermittlungen nicht zu gefährden, darf ich die Vorgehensweise des Täters nicht preisgeben.« Sie ertrug eine Reihe zorniger Schreie und verfluchte ihren Chef. »Ich kann nur so viel sagen, dass Lola Starr, eine achtzehnjährige lizensierte Gesellschafterin, mit Vorsatz und großer Brutalität ermordet worden ist. Den bisherigen Indizien zufolge scheint einer ihrer Kunden der Täter zu sein.«
Was die Meute einen Augenblick lang ruhig stellte.
Einige der Journalisten gaben die Erklärung gleich an ihre Redaktionen weiter, einer von ihnen rief jedoch: »War es ein Sexualverbrechen?«, worauf Eve eine Braue hochzog.
»Ich habe soeben erklärt, dass das Opfer eine Prostituierte war und dass sie anscheinend von einem Kunden getötet worden ist. Also können Sie sich die Antwort auf Ihre Frage doch sicher zusammenreimen.«
»Wurde Sharon DeBlass ebenfalls von einem Kunden umgebracht?«, wollte Nadine wissen.
Eve begegnete möglichst gelassen dem Blick aus ihren gerissenen Katzenaugen. »Es gibt keine offizielle Erklärung seitens der Polizei, dass Sharon DeBlass ermordet worden ist.«
»Mein Informant nennt Sie als Ermittlungsleiterin in beiden Fällen. Werden Sie das bestätigen?«
Dies war unsicheres Terrain. Trotzdem wagte Eve den Schritt nach vorn.
»Ja. Ich leite momentan mehrere Ermittlungen.«
»Weshalb sollte eine Polizistin mit zehn Jahren Erfahrung auf einen Unfall angesetzt werden?«
Eve bedachte sie mit einem Lächeln. »Brauchen Sie vielleicht eine Definition des Wortes Bürokratie?«
Bei dieser Antwort lachten einige der Journalisten leise auf, Nadine jedoch ließ sich nicht so leicht von ihrer Fährte abbringen.
»Dann ist der Fall DeBlass demnach noch nicht zu den Akten gelegt?«
Mit jeder der möglichen Antworten
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