Rendezvous mit einem Mörder
»Lieutenant Dallas und ich – «
»Sie können beide im Handumdrehen wieder den Straßenverkehr regeln«, beendete Simpson seinen Satz.
Mit geballten Fäusten sprang Whitney von seinem Stuhl. »Sie sollten meinen Beamten besser nicht drohen, Simpson. Spielen Sie ruhig weiter Ihre Spielchen, lächeln Sie ruhig weiter in die Kameras und machen Sie sich ruhig weiter lieb Kind bei den Leuten in East Washington, aber wagen Sie es nicht, hierherzukommen und meine Leute zu bedrohen. Sie sind auf den Fall angesetzt, und sie verfolgen ihn auch weiter. Falls Sie daran etwas ändern wollen, müssen Sie erst an mir vorbei.«
Simpsons Kopf wurde noch röter, und fasziniert beobachtete Eve, wie an seiner Schläfe eine Ader pochte. »Falls Ihre Leute in dieser Sache die falschen Knöpfe drücken, kriege ich Sie dafür am Arsch. Im Augenblick habe ich Senator DeBlass noch unter Kontrolle, aber er ist nicht gerade glücklich darüber, dass die Leiterin der Ermittlungen einfach losstürmt und seine Schwiegertochter unter Druck setzt, indem sie sie in ihrer Trauer stört, um sie mit peinlichen, unwichtigen Fragen zu bombardieren. Senator DeBlass und seine Familie sind nicht die Verdächtigen, sondern die Leidtragenden in diesem Fall, und wir sollten ihnen auch während unserer Ermittlungen würdig und mit dem ihnen gebührenden Respekt begegnen.«
»Ich bin Elizabeth Barrister und Richard DeBlass würdig und mit dem ihnen gebührenden Respekt begegnet.« Eve zwang sich, sich nicht anmerken zu lassen, wie wütend sie inzwischen war. »Das Gespräch wurde mit ihrem Einverständnis geführt. Ich war mir nicht bewusst, dass ich Ihre Erlaubnis oder die des Senators hätte einholen müssen, um in diesem Fall verfahren zu können, wie ich es für angemessen halte.«
»Ich werde nicht zulassen, dass die Presse irgendwelche Spekulationen darüber anstellt, weshalb die Polizei die trauernden Eltern des Opfers belästigt oder weshalb sich die Leiterin der Ermittlungen nach der Anwendung eines gezielten Todesschusses nicht den anschließend vorgeschriebenen Untersuchungen hat unterziehen wollen.«
»Die Untersuchung wurde auf meine Anordnung hin verschoben«, erklärte Whitney mit zorniger Stimme. »Und mit Ihrer Zustimmung.«
»Das ist mir durchaus bewusst.« Simpson legte den Kopf auf die Seite. »Ich spreche hier von möglichen Spekulationen der Presse. Wir alle werden von den Medien beobachtet, bis dieser Mann endlich hinter Schloss und Riegel sitzt. Lieutenant Dallas’ Personalakte wird ebenso wie ihr Verhalten während der Ermittlungen ganz genau unter die öffentliche Lupe genommen werden.«
»Meine Personalakte hält jeder Überprüfung stand.«
»Und Ihr Verhalten?«, fragte Simpson sie mit einem dünnen Lächeln. »Wie wollen Sie auf die Anschuldigung reagieren, dass Sie sowohl den Fall als auch Ihre Position dadurch gefährden, dass Sie eine persönliche Beziehung mit einem Verdächtigen eingehen? Und was meinen Sie, wird meine offizielle Position sein, wenn herauskommt, dass Sie die Nacht mit ebendiesem Verdächtigen verbracht haben?«
Ihre Augen waren ausdruckslos und ihre Stimme beinahe gelassen, als sie erklärte: »Ich bin sicher, Sie würden mich hängen, um sich selbst zu retten, Herr Polizeipräsident.«
»Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern«, stimmte er ihr zu. »Aber fürs Erste erwarte ich Sie um Punkt zwölf in der Stadthalle.«
Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, nahm Commander Whitney wieder Platz. »Schwanzloser Hurensohn.« Dann wandte er sich zornig an Eve. »Was zum Teufel treiben Sie?«
Eve akzeptierte – war gezwungen zu akzeptieren –, dass ihr Privatleben nicht länger privat war. »Ich habe die Nacht mit Roarke verbracht. Es war eine persönliche Entscheidung, und es geschah in meiner Freizeit. Als Polizistin, als Ermittlungsleiterin, bin ich inzwischen der Meinung, dass er nicht länger unter Verdacht steht. Was allerdings an der Tatsache nichts ändert, dass mein Verhalten nicht ganz angemessen war.«
»Nicht ganz angemessen«, explodierte Whitney. »Versuchen Sie es doch lieber mit dem Ausdruck oberdämlich. Oder karrieremäßiger Selbstmord. Verdammt, Dallas, können Sie Ihre Eierstöcke nicht ein bisschen besser kontrollieren? So etwas hätte ich von Ihnen nicht erwartet.«
Das hätte sie selbst nicht. »Es beeinträchtigt in keiner Weise die Ermittlungen oder meine Fähigkeit, sie fortzuführen. Falls Sie etwas anderes denken, dann sind Sie im Irrtum, und falls Sie mich jetzt von
Weitere Kostenlose Bücher