Rendezvous mit einem Mörder
Er hat eine der umfassendsten Waffensammlungen der Welt, und Gerüchte besagen, er wäre ein hervorragender Schütze.«
Eve griff nach ihrer Pepsi. »Keine der beiden Mordwaffen kann bis zu ihm zurückverfolgt werden. Und es gibt keine Verbindung zwischen ihm und Lola Starr.«
»Vielleicht nicht. Aber selbst als Nebendarsteller garantiert Roarke uns viele Zuschauer. Und es ist kein Staatsgeheimnis, dass er und der Senator schon einige Male aneinander geraten sind. Der Mann hat Eis in seinen Adern.« Sie zuckte nochmals mit den Schultern. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ihm große Probleme bereiten würde, ein paar kaltblütige Morde zu begehen.«
»Aber…«, sie machte eine Pause und griff ebenfalls nach ihrem Glas, »davon abgesehen ist ihm seine Privatsphäre derart heilig, dass ich mir nur schwer vorstellen kann, dass er mit den Morden angeben würde, indem er Disketten an Reporter schickt. Wenn jemand so etwas tut, dann will er zwar ungeschoren davonkommen, gleichzeitig aber verlangt es ihn offensichtlich über alle Maßen nach Publicity.«
»Eine interessante Theorie.« Eve hatte genug. Allmählich braute sich hinter ihren Augen eine Migräne zusammen, und die Spagetti lagen ihr bleischwer im Magen, sodass sie sich erhob und sich über den Tisch in Richtung von Nadine beugte. »Ich habe ebenfalls eine bestimmte Theorie. Wollen Sie wissen, wer Ihr Informant ist?«
Nadines Augen begannen zu glitzern. »Natürlich will ich das.«
»Ihr Informant ist der Killer.« Eve machte eine Pause und beobachtete, wie das Glitzern in den Augen der Reporterin erlosch. »Ich an Ihrer Stelle wäre also lieber etwas vorsichtig.«
Dann schlenderte Eve gemächlich davon und ging hinter die Bühne. Sie hoffte, Mavis in der winzigen Kammer anzutreffen, in der sie sich für gewöhnlich umzog. Momentan brauchte sie einfach eine Freundin.
Sie fand sie tatsächlich, zusammengekauert unter einer Decke, ein riesiges, wenig ansehnliches Taschentuch vor ihrer Nase.
»Ich habe einen verdammten Schnupfen.« Mavis’ Augen waren verquollen, und ehe sie weitersprechen konnte, musste sie sich hörbar schnauzen. »Ich muss verrückt gewesen sein, mitten im Februar zwölf Stunden lang mit nichts als Farbe am Körper durch die Gegend zu laufen.«
Um sich nicht anzustecken, hielt Eve einen gewissen Abstand. »Nimmst du irgendwelche Medikamente?«
»Ich nehme alles Mögliche.« Sie winkte in Richtung des Schminktischs, auf dem es vor nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten nur so wimmelte. »Das Ganze ist eindeutig eine Verschwörung der Pharmaindustrie. Inzwischen haben wir es geschafft, beinahe jede bekannte Seuche, Krankheit und Infektion auszurotten. Oh, natürlich kommt immer mal wieder etwas Neues, damit die Forscher auch weiterhin etwas zu tun haben. Aber keiner dieser Typen und keiner dieser hochgerüsteten medizinischen Computer findet etwas gegen Schnupfen. Und weißt du auch, warum?«
Eve konnte ihr Lächeln nicht länger unterdrücken. Trotzdem wartete sie geduldig, bis Mavis eine erneute Niesattacke überwunden hatte, bevor sie fragte: »Nein, warum?«
»Weil die Pharmaunternehmen auch weiterhin Medikamente verkaufen müssen. Weißt du, was diese verdammten Schnupfenmittel kosten? Krebsvorsorgespritzen sind deutlich billiger. Das kannst du mir glauben.«
»Du könntest doch einfach zum Arzt gehen und dir ein Rezept für etwas geben lassen, was die Symptome unterdrückt.«
»Habe ich schon längst gemacht. Aber das verdammte Zeug wirkt gerade mal acht Stunden, und ich habe heute Abend einen Auftritt. Also muss ich bis sieben warten, bevor ich das Zeug nehmen kann.«
»Du solltest zu Hause im Bett liegen.«
»Dort sind gerade die Kammerjäger. Irgendein Schlaumeier hat behauptet, er hätte in unserem Haus eine Kakerlake gesehen.« Sie nieste erneut und blinzelte Eve wie eine Eule unter ihren ungeschminkten Lidern hervor an. »Was machst du überhaupt hier?«
»Ich hatte hier zu tun. Hör zu, du solltest dich wirklich etwas ausruhen. Am besten komme ich später noch mal wieder.«
»Nein, warte. Alleine ist es so furchtbar langweilig.« Sie griff nach einer Flasche mit einer widerlich aussehenden pinkfarbenen Flüssigkeit und setzte sie an ihre Lippen. »He, hübsches Hemd. Hast du vielleicht eine Gehaltserhöhung bekommen oder so?«
»Oder so.«
»Jetzt setz dich endlich hin. Ich wollte dich schon anrufen, aber ich hatte zu viel damit zu tun, mir die Lunge aus dem Hals zu husten. Das war Roarke, der unserem
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