Rendezvous mit Mr Darcy
fiel das Sonnenlicht, das selbst an diesem hellen Tag nicht überall auf den Waldboden drang, wodurch dieser gefleckt erschien. Sie sah hinauf und erblickte endlich den Vogel, den sie gehört hatte. Er besaß ein grün-gelbes Gefieder, und sein Köpfchen zierte ein roter Schopf. Während er schwerelos zwischen den Zweigen hin- und herflatterte, gab er erneut Laute von sich, als lachte er Chloe aus.
Dann vernahm sie den Hufschlag eines Pferds in der Nähe und sah einen verschwommenen schwarzen Fleck, der sich seinen Weg durch die Bäume bahnte. Das galoppierende Geräusch hörte genau in dem Moment auf, als der Vogel, der inzwischen verstummt war, wieder zu zwitschern begann. Chloe bewegte sich in die Richtung, aus der sie das Pferd gehört hatte. Zweige knackten unter ihren Schnürstiefeln, und dann, in einer Lichtung vor ihr, erblickte sie Henry auf einem schwarzen Pferd sitzend.
Warum immer Henry? Warum war es nicht Sebastian, den sie häufiger traf? Henry hielt einen Feldstecher in der Hand und schaute konzentriert hinüber zu dem Vogel. Sie hatte angenommen, Sebastian wäre der Vogelbeobachter – aber gut, die beiden waren Brüder, und anscheinend teilten sie auch die gleichen Freizeitaktivitäten. Vielleicht teilten sie ja sogar den gleichen Geschmack, was Frauen anbelangte? Wieder knackte ein Zweig unter ihrem Stiefel. Henry hörte das Geräusch, nahm den Feldstecher herunter und erblickte sie. Sein Pferd schritt zurück, als spürte es ihre Überraschung und Verlegenheit. Sie sollten doch nicht ohne Begleitung zusammen sein.
»Miss Parker.« Sein Pferd kam näher. »Ich habe nicht damit gerechnet …«
Der Vogel lachte wieder, und beide sahen nach oben. Chloe wollte es nicht riskieren, wieder alleine mit Henry erwischt zu werden; sie brauchte alleine mit Sebastian verbrachte Zeit. Selbst der Vogel lachte über ihr Pech.
»Das ist ein Grünspecht«, erklärte er. »Sie lieben dieses Wäldchen. Die Bäume hier sind mehr als dreihundert Jahre alt. Der hier ist sechs.« Er zeigte mit seiner Reitgerte auf einen Baum. »Die Rufe der Grünspechte klingen wie Gelächter. Das ist irritierend.«
Chloes Vater hatte sie früher, als sie klein war, immer mitgenommen, wenn er zum Vogelbeobachten ging, und sie hatte dieses schrullige Hobby beibehalten. Sie bewunderte Männer, die die Natur schätzten, doch ein Ornithologe würde für sie immer etwas Besonderes darstellen.
Henry stieg vom Pferd ab, band es an einen jungen Baum, ging auf sie zu und bot ihr den Feldstecher an.
»Ich – ich muss wirklich zurückgehen«, sagte sie.
Der Specht begann wieder zu rufen. »Schauen Sie sich ihn an!« Er reichte ihr den Feldstecher. »Ich war gerade auf dem Weg nach Bridesbridge, um nach Ihnen zu sehen, aber da Sie unbegleitet im Wald herumwandern, schließe ich, dass es Ihnen wieder besser geht.«
Sie trat einen Schritt zurück, ohne den Feldstecher genommen zu haben. »Mir geht es gut. Aber von diesem ›Branntwein‹, den Sie mir verschrieben, habe ich nie etwas gesehen.«
Henry lachte. »Dann werde ich Ihnen noch etwas mehr davon verschreiben.«
»Außerdem habe ich nicht sehr gut geschlafen, da es in meinem Schlafgemach Mäuse gibt.«
Henry rieb sich nachdenklich das Kinn.
Chloe knickste. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, wir sehen uns dann – beim Bogenschießen?«
»Sie gehen einfach so weg von einem Grünspecht? Meines Wissens gibt es diese Vögel in Amerika nicht.« Er hielt ihr noch einmal den Feldstecher hin. Der Specht hatte aufgehört zu rufen.
»Ich glaube nicht, dass sich das gehört.«
»Ich bin erstaunt und beeindruckt, wie loyal Sie gegenüber einem Mann sind, den Sie noch nicht einmal wirklich kennengelernt haben.«
Sie wand sich, als fühlte sie sich wieder von Henry durchschaut.
»Hier.« Er stellte sich hinter sie und fuhr den Feldstecher vor ihren Augen aus. Seine Knöpfe berührten ihren Rücken. Seine Arme strichen über ihre, während er die Schärfe für sie einstellte. »Sehen Sie ihn?«
Sie sah vieles, unter anderem die Tatsache, dass sie Henry viel mehr mochte, als man einen möglichen Schwager mögen sollte. »Ja. Er ist – wunderschön.« Sie beobachtete den Specht, wie er seinen Kopf mit dem roten Federschopf bewegte, und gab den Feldstecher zurück. Ihr Blick fiel auf den Waldboden, der mit Blättern übersät war. »Danke. Der am weitesten verbreitete Specht bei uns zu Hause ist der Dunenspecht. Er hat hinten im Nacken rotes Gefieder, ist aber viel kleiner.«
Sie strich ihr
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