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Rendezvous mit Mr Darcy

Rendezvous mit Mr Darcy

Titel: Rendezvous mit Mr Darcy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Doornebos
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Julia und schließlich Sie. Nach Ihnen sind die Bediensteten an der Reihe. Das Dienstmädchen von Lady Grace wird die erste sein.«
    Chloe erblickte im Schaum des Shampoos, das aus rohen Eiern bestand, ein langes, gelocktes blondes Haar im Wasser. Sie zog es heraus und legte es auf die Kante der Badewanne.
    »Das Wasser wird zunehmend kälter, wenn schon ein paar Leute darin gewesen sind.« Fiona spülte mit einer Kelle das Ei aus Chloes Haar. »Am besten ist es, man ist die Erste.«
    Chloe erstarrte, soweit eine bereits frierende Person überhaupt noch erstarren konnte. Sie schoss aus dem Wasser und bespritzte dadurch sowohl Fiona als auch die Kamerafrau. »Was? Ich bade gerade in benutztem Badewasser!?« Sie umfasste ihre Ellenbogen, um ihre Brustwarzen, die sich aufgestellt hatten, vor der Kamera zu verbergen.
    Fiona schaute zu ihr hoch. »Nun, ja, natürlich. Nur die Damen mit einem Titel bekommen frisches Wasser. Aber das wussten Sie doch, oder nicht?«
    »Igitttt!« Chloe sprang aus der Badewanne und stieß dabei den Krug mit dem Lavendel um, der klirrend auf dem Boden landete. Während sich Fiona nach unten beugte, um ihn aufzuheben, riss Chloe schnell ein Leinentuch von einem Haken, wickelte sich darin ein und ging auf nassen Füßen den Flur hinunter.
    »Heißt das, Sie sind mit Ihrem Bad fertig?«, rief Fiona ihr hinterher.
    Chloe war auf ihre Matratze gekrabbelt, die in der Mitte durchhing, und lag zitternd in dem Leinentuch da, das mit einem Frotteehandtuch nichts gemein hatte.
    »Eine Dame schreit nicht in ihrer Badewanne«, stellte Mrs Crescent fest, als sie in das Schlafgemach hereinkam, gefolgt von Fifi und Fiona.
    »Ich weiß«, erwiderte Chloe, während Fiona ihr das Haar mit einem Leinenhandtuch trockenrieb. »Sagen Sie mal, wie kann eine Dame des Regency eine Reality- TV -Show verlassen? Ich möchte nach Hause.«
    Fifi fand, dieser Moment sei genau der richtige, um auf das Bett zu springen und Chloe mit seinem Ringelschwanz zuzuwedeln. Sein Verband war ihm abgenommen worden, und es war nur noch ein Kratzer auf seinem Rücken zu sehen.
    »Verlassen?« Mrs Crescent ließ sich in die Chaiselongue mit dem wunderschönen schneckenförmig verzierten Kopf- und Fußteil aus Mahagoni nieder. Sie legte ihren Kopf auf eine Nackenrolle mit Quasten und schloss die Augenlider. »Das können Sie nicht. Sie haben mir doch gesagt, dass die Dinge in Fahrt kommen.«
    Obwohl Fiona ein wunderbares blaues Kleid herausgelegt hatte, zog Chloe ihr Nachthemd an.
    Fiona verschränkte die Arme. »Was ist mit Ihrem Kleid für das Dinner, Miss?«
    »Ich bin zu müde für das Abendessen. Und ich habe genug von Spanferkeln und Wachteln. Genauso wie ich eine Jauchegrube anstatt eines Bades leid bin, ich habe genug von Nachttöpfen und von Lady Graces Angriffen, sei es durch Kugeln, Mince Pies oder Worte, nachdem diese ja kaum ein Blatt vor den Mund nimmt. Ich gebe auf.«
    Mrs Crescent schüttelte den Kopf. »Aber, meine Liebe, Sie sehen umwerfend aus. Ich glaube, Sie haben mehr als fünf Pfund abgenommen. Sie gehören nicht zu den Menschen, die leicht aufgeben.«
    »Oh doch, das tue ich. Wenn Sie nur wüssten!«
    Sie hatte zum Beispiel ihre Ehe aufgegeben. Sie war diejenige gewesen, die Winthrop verlassen hatte. Er hatte nicht den Mut dazu gehabt.
    Während diese Gedanken in ihrem Kopf herumschwirrten, öffnete die Kamerafrau die Tür und filmte weiter.
    Mrs Crescent hievte sich mitsamt schwangerem Bauch aus der Chaiselongue und klatschte nach Fifi, damit er ihr folgte. »Sie hören sich an, als bräuchten Sie etwas Ruhe. Läuten Sie einfach, wenn man Ihnen ein Tablett nach oben bringen soll, meine Liebe.«
    Fiona schürte das Feuer, zog die Vorhänge zu und löschte die Kerzen aus.
    Chloe schlief zu dem trippelnden Geräusch ein, das sie mittlerweile jede Nacht hörte. Sie schlang die Arme um sich und zog die Knie an bis zu ihrer Brust. Sie musste sich der Tatsache stellen. In ihrem Zimmer war eine Maus!
    »In meinem Zimmer ist eine Maus«, sagte Chloe zu Fiona am anderen Morgen. Sie war inzwischen eine Woche und einen Tag hier und hatte bisher keine ernsthaften Probleme mit ihrer Unterkunft gehabt.
    Fiona schnürte Chloes Mieder und zog an den Bändern, als wären es Zügel, während Mrs Crescent und Fifi zuschauten.
    »Mäuse sind überall im Haus. In der Küche gibt es Kriebelmücken, und draußen vor dem Salon hängt ein Hornissennest. Haben Sie es noch nicht bemerkt?«
    Hatte sie nicht. Wieder einmal die rosarote Brille.

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