Rendezvous mit Mr Darcy
»Ich hasse Mäuse. Ich muss sie loswerden.«
»Heißt das, Sie bleiben doch hier, Miss?« Fiona band das Mieder zu und zog Chloe ein unglaubliches Kleid in Pomonagrün über den Kopf. Sie ließ ein fast durchsichtiges, ärmelloses Überkleid darüber gleiten. Chloe schaute an sich herunter zu den Knien, wo das Kleid wehte und flatterte.
»Wie nennt sich das – was ich hier trage?«, fragte sie und drehte sich im Spiegel, um das Kleid zu bewundern. Es war der erste Morgen, an dem sie aufgewacht war, ohne sofort auf einen Brief von Abigail zu hoffen.
Fiona band das Kleid hinten zu, wobei sie es unter den Brüsten straffer zog. »Das ist ein Überkleid aus Organza.«
»Hmm«, sinnierte Chloe, während sie sich an die Frisierkommode setzte, damit Fiona ihr Haar frisieren konnte. Fiona legte ihr eine Kette aus Amethysten an.
»Sie können sich nicht vorstellen, das alles hier zu verlassen, oder?«, fragte Fiona. »Außerdem besteht die Chance, mit dem Verzieren der Hauben heute fünf weitere Vielseitigkeitspunkte zu gewinnen.«
Ein Diener mit einem Silbertablett klopfte an die Tür. »Miss Parker?« Er verbeugte sich vor ihr und hielt ihr das Tablett entgegen. »Ein Brief für Sie.«
Endlich! Chloe hoffte, er wäre von Abigail. Oder Emma. Oder ihrem Anwalt – oder von allen dreien.
»Ein Brief! Wie aufregend!« Mrs Crescent stand augenblicklich hinter dem Diener. »Von wem?«, fragte sie, während sie Fifis Sabber von ihrem Arm wischte.
»Kein Grund, in Aufregung zu geraten. Er kommt aus Chicago.«
»Oh.« Enttäuscht watschelte Mrs Crescent aus dem Zimmer.
Um den Brief waren mehrere Blätter gewickelt, die Abigail mit Hilfe des Computers gemalt hatte.
Chloe sank auf ihr Bett und federte darauf herum. »Womit hat die Kammerzofe dieses Mal die Matratze gefüllt!?«
»Ich glaube, es sind Maishülsen, Miss Parker«, antwortete Fiona. »Und Sägemehl. Scheint so, als wäre das Heu mal wieder ausgegangen.«
Chloe seufzte. Grace hatte aufgrund ihres höheren Rangs eine Federmatratze.
Der Brief war von Emma, und sie las ihn, während Fiona ihr Haar bürstete.
Liebe Chloe,
wir sind alle so neidisch auf dich. Hast du Spaß in deinen Kleidern, während du diesen Doppelgänger von Colin Firth anschmachtest? Auf dieser Seite des Teichs ist alles beim Alten. (Gähn.)
Du wirst dich freuen zu hören, dass wir einen Auftrag für ein paar Gedichtbände bekommen haben.
Wir verfolgen alles auf Twitter, Facebook und dem Blog der Show, und dein Mr Wrightman sagt tolle Sachen über dich –, aber ich bin mir sicher, das weißt du bereits! Hast du ihn dir schon geschnappt und eingetütet? Nach dem Online-Video zu urteilen, sieht sein Bruder auch ganz schön heiß aus – ist aber wohl eher mein Typ als deiner. Lass ihn für mich übrig?! Selbst Winthrop ist im Geschäft vorbeigekommen und hat nach dir gefragt. In der Zeitschrift Chicago ist ein Artikel über dich erschienen, und die Ehemaligen-Webseite der Uni ist voll von dir. Ganz schön viel Wirbel! Ich nutze die Gelegenheit, um die Werbetrommel für Parker Press zu rühren, jetzt da du in aller Munde bist. Dachte, ich nehme das besser jetzt in Angriff, statt zu warten, bis du wieder da bist.
Hoffe, du machst uns allen Ehre.
Ich rufe Abigail jeden Tag an, so wie du es wolltest. Sie liebt es, täglich Briefe von dir zu bekommen. Jeden Tag zeichnet sie irgendwas auf dem Computer für dich. Ein paar der Zeichnungen habe ich beigefügt. Sie ist so stolz auf dich. Du bist für sie ein großes Vorbild – eine Frau, die ihren Träumen folgt! Komm mit dem Geld zurück, meine Süße!
Vermiss dich
Emma
Chloe ließ sich auf ihr Bett fallen. Sie wusste, sie konnte nicht aufgeben. Abgesehen von all dem Wirbel und Abigails hoher Meinung von ihr, hatte sie sich emotional schon zu sehr eingelassen, als dass sie Sebastian für eine warme Dusche hätte verlassen können. Wenn sie es doch täte, würde stets die große Frage »Was wäre gewesen, wenn …?« im Raum stehen, über die sie niemals hinwegkäme. Abgesehen davon, schien es Abigail gut zu gehen. Aber warum hatte Winthrop nach ihr gefragt? Was den Rest des Briefes von Emma anging, standen nur Sachen darin, die sie nicht hören wollte, und sehr wenig über das Geschäft.
Nachdem Fiona geknickst hatte und hinausgegangen war, steckte Chloe den Brief in ein Geheimfach in ihrem Schreibtisch, und ihr fiel das Gedicht von Sebastian in die Hände. Sie las es noch einmal, steckte es in ihren Pompadour, griff nach ihrer Haube, dem
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