Rendezvous mit Mr Darcy
als genügend Punkte für einen weiteren Ausflug gesammelt hatte, war dieser die Zeit mit Sebastian gewährt worden. Auch Julia hatte ihren Kaminschirm fertiggestellt, weshalb auch für sie ein Ausflug mit Sebastian angesetzt war, bevor am Nachmittag der Wettbewerb im Bogenschießen stattfinden würde.
Julia hatte fünfzig Vielseitigkeitspunkte, Grace und Chloe nur vierzig.
»Lady Grace benutzt ihren Sonnenschirm nicht«, bemerkte Chloe zu Mrs Crescent. »Und wo ist eigentlich ihre Anstandsdame?« Sie stach sich mit der Nadel in den Zeigefinger. »Aua!« Ein Tropfen Blut trat hervor. Sie warf die Handarbeit auf den Tisch und sog an ihrem Finger.
Mrs Crescent hatte es sich zusammen mit Fifi auf einem Sofa bequem gemacht, ein ledergebundenes Buch in den Händen. »Sie müssen diesen Kaminschirm in weniger als zwei Tagen fertiggestellt haben.« Sie schloss das Buch. »Wenn Sie das nicht schaffen, werden Sie keine Punkte erzielen und stattdessen eine noch schlimmere Aufgabe erhalten, wie zum Beispiel das Ausbessern von Strümpfen und Miedern.«
Chloe stapfte zu dem Pianoforte und klimperte ein paar Takte darauf. Dann trottete sie hinüber zu dem Globus, hob ihn aus dem Holzständer und drehte ihn. Sie fand England, fuhr mit ihrem angepiksten Finger über die Umrisse des winzigen Landes und stellte den Globus wieder zurück.
Mrs Crescent rieb sich den Bauch. »Sie müssen den Wettbewerb im Bogenschießen heute Nachmittag gewinnen. Dann sind wir auf Kurs.«
»Oh, den werde ich gewinnen. Ich muss ihn gewinnen!« Sie brauchte mehr Zeit mit Sebastian, alleine.
»Das nenne ich Kampfgeist. Und jetzt sticken Sie den Schirm fertig.«
Chloe presste ihre Nase gegen das Fenster. »Sie sollen da draußen doch Vögel beobachten. Wieso tun sie es dann nicht?« Sie nahm ihre Stickarbeit wieder in die Hand und setzte sich hin.
Mrs Crescent stand auf und rieb sich das Kreuz. »Lady Grace interessiert sich nicht für Vögel. Das wissen Sie genauso gut wie ich.«
Chloe hob von den historisch genauen übergroßen Karten am Kartentisch, auf dem eine rötlich braune Tischdecke lag, einen Stapel ab.
Mrs Crescent hob Fifi hoch. »Ich bin einfach nur froh, dass Sie wieder voller Kampfgeist sind.«
Die Karten glitten ihr aus den Händen und fielen auf den Boden.
Fiona klopfte. »Eine Sendung für Miss Parker.«
Die Sendung sah aus wie eine Art Picknickkorb. Fiona stellte ihn auf den Kartentisch und gab Chloe eine Nachricht, die mit einem roten W aus Wachs versiegelt war.
»Danke«, sagte Chloe und hielt die Nachricht in der Hand, als wäre es ein Lotterielos.
Nachdem Fiona geknickst und den Raum verlassen hatte, machte Fifi einen Satz aus Mrs Crescents Armen und sprang auf den Kartentisch, um an dem Korb zu riechen. Mrs Crescent beugte sich über den Brief.
Chloe brach das Siegel auf und las laut vor:
Liebe Miss Parker,
bitte nehmen Sie diese Mausefalle mit den besten Grüßen an. Ich hoffe, sie wird die Maus in Ihrem Schlafgemach fangen. Ich freue mich auf ein baldiges Wiedersehen.
Ihr
Mr Wrightman
»Eine Mausefalle?« Mrs Crescent schaute seitlich auf den Korb. Fifi begann zu knurren.
Chloe dachte, der Korb würde sich bewegen, doch vielleicht lag es auch nur an ihrer Aufregung.
»Henry muss ihm von der Maus erzählt haben.« Chloe hielt die Nachricht an ihre Nase und roch daran. Sie zeigte sie Mrs Crescent. »Schauen Sie. Er hat mit ›Ihr Mr Wrightman‹ unterzeichnet.« Sie drückte die Nachricht an sich. Keine E-Mail der Welt könnte es je mit einer handgeschriebenen Mitteilung aufnehmen.
Mrs Crescent rieb sich den Bauch und schluckte. »Sie haben es ihm schon angetan, oder?«
Chloe hob den Korbdeckel hoch, und ein kleiner getigerter Kater streckte seine Nase heraus.
»Oh!« Chloe breitete ihre Arme aus, um den Kater hochzuheben, doch Fifi bellte, woraufhin der Kater auf den Schreibtisch sprang und beinahe ein Tintenfass umgestoßen hätte. Fifi stürzte sich mit wütendem Gebell auf den Schreibtisch. Der Kater machte einen Buckel und fauchte Fifi an, der knurrend an dem Tischbein kratzte.
Mrs Crescent packte sich Fifi unter den Arm.
Chloe stellte die Tintenfässer schnell vom Schreibtisch weg, doch der Kater schnappte sich die Feder, steckte sie sich ins Maul und hielt sie wie eine Rose zwischen den Zähnen. Chloe musste an Abigail denken, die Katzen liebte, aber nie eine gehabt hatte. Chloe vermisste Abigail so sehr, dass sie sich einen Augenblick an dem Tisch abstützen musste.
Fifi knurrte auf Mrs Crescents
Weitere Kostenlose Bücher