Rendezvous mit Mr Darcy

glücklich zusammenlebt, nicht nähren wollte.
    »Grandpa nennt mich immer noch Prinzessin«, meinte Abigail ein paar Tage später, als Chloe ihr das lange braune Haar bürstete. »Und er sagte, er wäre der König.«
    Chloe schaute sich und ihre Tochter im Badezimmerspiegel an und zeigte mit der pinkfarbenen Bürste auf sie. »Ich habe dir doch alles darüber erzählt. Erinnerst du dich nicht? Sie sind nicht Mitglieder von irgendeinem Königshaus. Und wir auch nicht.«
    Abigail runzelte die Stirn und schaute hinunter auf ihre neuen Cowboystiefel.
    »Du bist keine Prinzessin. Du bist ein sehr kluges Mädchen, das einmal zu einer Universität gehen und vielleicht in Chicago oder einer großen Stadt arbeiten und leben wird. Das ist viel besser, als eine Prinzessin zu sein.«
    Abigail schaute mit ihren langen Wimpern hoch. »Und den Prinzen treffe ich dann nach der Arbeit?«
    Chloe seufzte. Da war noch viel Arbeit nötig. »Vielleicht triffst du einen gescheiten Mann, und wenn du ihn sehr liebst, kannst du ihn fragen, ob er dich heiraten möchte. So und jetzt komm. Zeit, zu deiner Pyjama-Party zu gehen.«
    Abigail ging auf eine Party, die zufällig unter dem Prinzessinnen-Motto stand, und Emma würde gleich vorbeikommen, um mit Chloe zusammen das große Finale dessen anzuschauen, was letztendlich unter dem Titel Wie date ich Mr Darcy? im Kabelfernsehen zu sehen war. Emma sagte, sie würde »einen Freund« mitbringen, was normalerweise ein Blind Date für Chloe bedeutete, und die beiden standen in der Tür, bevor Chloe die Appletinis und Mojitos eingießen konnte.
    »Hallo, ich bin Dan.« Dan verbeugte sich nicht, als er sich vorstellte. Er trug eine Baseballkappe und brachte seine eigenen Nachos mit mikrowellengeeignetem orangefarbenem Käse mit. »Es ist so cool, einen Reality-Star kennenzulernen.«
    Chloe warf Emma einen Blick zu, sobald sich die Gelegenheit ergab, dies diskret zu tun, doch Emma zuckte nur mit den Schultern. »Er ist supernett«, flüsterte sie. »Gib ihm einfach eine Chance.«
    »Was gibt es zum Abendessen?«, fragte Dan.
    »Salat«, antwortete Chloe.
    Chloe hatte bei jeder Folge von Wie date ich Mr Darcy? das Gefühl, als würde sie mit den Nägeln über eine Tafel fahren. Sie mochte sich im Fernsehen weder sehen noch reden hören, und als besonders peinlich empfand sie ihren Ausraster wegen des beschlagnahmten Handys, der, mit Georges Genehmigung, überall zu sehen war, auf YouTube, der Webseite der Sendung, und, und, und.
    Noch schlimmer aber war, dass sie jetzt wirklich sah, wie Sebastian jedes Frauenherz im Sturm einnahm – nicht nur ihres. In den Wochen, bevor Chloe dazu gekommen war, verführte er sogar eine der Anstandsdamen, die fünfzehn Jahre älter war als er. Wenn einer als »vielseitig« bezeichnet werden konnte, dann er.
    »Denen zeigst du’s aber, Chloe.« Dan aß mit offenem Mund und sprach auch genauso, sodass sie den Brei aus zerkautem orangefarbenen Käse und Tortilla-Chips sehen konnte. »Du bist die Nummer eins!« Er hatte einen übergroßen Finger aus Schaumstoff mitgebracht und schwang ihn jedes Mal, wenn Chloe etwas »Cooles« getan hatte, wie zum Beispiel Sebastian sprachlos am Altar zurückzulassen.
    In der letzten Folge, nachdem Chloe aus dem Taxi gestiegen war, verkündete George, dass die erzielten Vielseitigkeitspunkte aufgrund unvorhergesehener Umstände für nichtig erklärt worden waren. Dann führte er mit Grace, Fiona, Mrs Crescent und Sebastian ein abschließendes Gespräch. Nach jedem Gespräch wurde der Bildschirm schwarz, und ein kleiner Text erschien, der über die aktuelle Lebenssituation der jeweiligen Person informierte. Grace arbeitete wieder in ihrer Handelsfirma und war mit einem britischen Politiker zusammen. Fiona hatte den Termin ihrer Hochzeit mit ihrem Verlobten festgelegt, der früher als geplant von seinem Einsatz in Afghanistan zurückgekehrt war. Mrs Crescents Sohn, William, wurde erfolgreich oper-iert, und der Knoten war gutartig. Sebastian hatte dank der Reality-Show die Hauptrolle für eine Sendung mit dem Titel Der Wüstling angeboten bekommen und sie angenommen. Wie sich herausstellte, war er mit einem der Milchmädchen von Wie date ich Mr Darcy? zusammen, mit denen er noch nicht einmal hätte reden dürfen. Dann erschien ein Foto von Chloe auf dem Bildschirm und verschwand. Auf dem schwarzen Bildschirm war in weißer Schrift zu lesen:
    Chloe Parker kehrte nach Chicago zurück, wo sie ihr Geschäft erfolgreich aus der Krise führte. Das