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Rendezvous mit Mr Darcy

Rendezvous mit Mr Darcy

Titel: Rendezvous mit Mr Darcy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Doornebos
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Der Taxifahrer wartete, um die Tür für sie zu schließen.
    »Ich kann die Tür selbst zumachen. Vielen Dank.«
    Sie schaute hoch und betrachtete staunend das von Scheinwerfern hell erleuchtete Bridesbridge Place und die geriffelten Säulen unter dem Portikus. Gerade als sie die Tür zumachen wollte, griff eine vertraute Hand dazwischen. Es war Henry, gekleidet in Jeans und ein Buttendown-Hemd. Ein Trenchcoat lag über seiner Schulter, und er trug eine modische Brille. Er sah fantastisch aus.
    Chloe hob eine Augenbraue.
    »Ich habe ein Paket für Sie, Miss Parker«, sagte er.
    Dann stellte er eine Schachtel, über die eine Decke gebreitet war, neben ihr ab.
    »Vielen Dank, Henry, aber was immer es auch ist, ich kann es nicht annehmen.«
    Statt einer Antwort überreichte er ihr einen versiegelten Umschlag mit einem roten W aus Wachs darauf. Dann blickte er sie so intensiv an, als wollte er noch etwas Wichtiges sagen. »Gute Reise.« Er schlug die Tür zu und verbeugte sich. Er verbeugte sich!
    Chloe lehnte sich vor zum Fahrer, sodass dieser sie über das Radio, das er gerade angestellt hatte, hören konnte. »Bitte, beeilen Sie sich.«
    Der Taxifahrer fuhr die Auffahrt hinaus und ließ Henry, Bridesbridge und Chloes englisches Leben im Staub, den er dabei aufwirbelte, zurück. Der Nachrichtensprecher im Radio verkündete in seinem englischen Akzent und ohne Unterbrechungen die Neuigkeiten: Bombenanschläge im Nahen Osten, ein Mordprozess in London, ein Wirbelsturm an der Küste Floridas, der fürchterliche Zustand der Wirtschaft. Es war, als wäre Chloe nie weg gewesen. Ihr wurde schwindelig angesichts des Tempos und der Flut an Informationen.
    Trotzdem schaute sie nicht zurück, sondern nur nach vorne, in die Dunkelheit.
    »Heathrow, nicht wahr?«, fragte der Taxifahrer.
    Chloe lugte unter die Decke, die auf der Schachtel lag. Es handelte sich jedoch um keine Schachtel, sondern um eine grüne Plastikkiste mit Löchern an der Seite. Sie drehte sie herum, doch genau in dem Moment, als sie wieder unter die Decke schauen wollte, explodierte und blitzte etwas hinter ihnen auf. Henrys Brief glitt von ihrem Schoß auf den Boden des Taxis.
    Der Taxifahrer bremste. Chloe legte ihre Hand vorne auf die Kiste, um zu verhindern, dass diese auf den Boden rutschte. Der Taxifahrer schaltete das Auto in die Parkposition und sprang heraus. Dann erfolgte eine weitere Explosion. Angst durchzuckte Chloe. Sie stürzte aus dem Auto. Bum! Wieder eine Explosion! Sie konnte nichts sehen, nichts erkennen. Mit zitternder Hand tastete sie nach ihrer Tasche, zog die Brille heraus, die Henry für sie hatte anfertigen lassen, und setzte sie, wenn auch schief, auf. Genau in diesem Augenblick strahlte das größte und röteste Feuerwerk, das sie je gesehen hatte, am Himmel auf und warf ein Schattenbild von Dartworth Hall mit dessen klassischer, symmetrischer Fassade. Zwei weitere Feuerwerke, blau und weiß, explodierten in der Dunkelheit. Sie hörte, wie weitere Feuerwerkskörper abgeschossen wurden, und die Vorfreude auf ihre Größe und Farbe brachte sie ins Taumeln.
    Der Taxifahrer wandte sich ihr zu. »Nur Feuerwerkskörper. Die haben mich im ersten Moment ganz schön erschreckt, ehrlich.« Er stieg zurück ins Taxi und schloss die Tür.
    Chloe stand wie versteinert da. Henry tat das für sie. Sie biss sich auf die Lippen. Ein weiteres Feuerwerk tauchte am Himmel auf. Und noch eins, und noch eins. Alle in den Farben rot, weiß und blau.
    Der Taxifahrer ließ das Seitenfenster herunter. »Wir fahren besser weiter. Das Taxameter läuft.«
    »Sie haben recht. Fahren wir.« Chloe nahm die Brille ab, setzte sich wieder in das Taxi und schloss die Tür. Bunte Lichter blitzten im Rückspiegel des Taxifahrers auf, doch sie schaute auf den Boden des Wagens, wo Henrys Brief hingefallen war.
    »Miau.« Die Kiste begann zu miauen. Chloe seufzte. »Miau.« Sie hob die Decke hoch und erblickte den getigerten Kater, den Sebastian ihr geschickt hatte. Moment. Das war doch Sebastian gewesen, oder? Oder hatte in Wirklichkeit Henry dahintergesteckt? Egal, wie zum Teufel sollte sie den Kater im Flugzeug mit in die Staaten nehmen? »Miau.« Sie ließ die Decke fallen. Ein Kater?
    Sie hatte Katzen schon immer gemocht, doch war in ihren Augen das Bild einer alleinstehenden Neununddreißigjährigen mit Katze mit der Vorstellung einer Katzendame verbunden. Eine Frau, die womöglich, am Schluss, mit achtzig in einem verfallenen Haus mit tausend Katzen lebte.
    Der Kater

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