Rendezvous mit Mr Darcy
mehr als nur eines Vormittags mit Übungen im Bogenschießen und ein paar Tanzstunden«, wandte Mrs Crescent ein.
Man muss es sich verdienen, ihm vorgestellt zu werden?
Mrs Crescent sah Chloe an, als wäre diese ein Schulmädchen. »Der erste Eindruck zählt, finden Sie nicht auch, Mrs Scott?«
Mrs Scott nickte. »Oh ja. Da haben Sie völlig Recht, meine Liebe. Er ist entscheidend. Schon ganz am Anfang muss dieser Funke überspringen – und dieses gewisse Etwas da sein.«
Chloe ließ die Schultern hängen. Wenn Mrs Crescent sich auf einen guten ersten Eindruck verließ, nun, dann waren sie geliefert.
Neben Sebastian fuhr das Filmteam mit laufenden Kameras in einem Geländewagen heran. Hinten auf der Ladefläche saß George in seiner blauen Jeans, der Sonnenbrille und der Baseballkappe.
»George«, flüsterte Chloe. Ihre Gedanken wanderten zu Abigail, dem Geld und der modernen Welt. Am liebsten wäre sie zu ihm hinausgeeilt und hätte ihn gefragt, ob es Neuigkeiten von zu Hause gäbe, doch das hätte natürlich nicht dem Verhalten einer Dame entsprochen.
Mrs Crescent spürte offenbar Chloes Bedürfnis, mit George zu sprechen und hielt sie ebenfalls davon ab, indem sie die auf dem Rücken ihres Empire-Kleides gebundene Schleife umklammerte.
»Gehen Sie nicht dorthin! Denken Sie an William«, murmelte Mrs Crescent.
»Ich denke mehr an ihn, als Sie sich vorstellen können.«
Mr Wrightman stieg von seinem Pferd ab und zog seinen Cutaway aus, um nach den Hufeisen zu sehen.
»Ich wage zu behaupten«, sagte Mrs Scott, als sie aus dem Fenster schaute, der Spitzenfächer vor ihrem Gesicht, »dass sich dort unter Mr Wrightmans Reithose ein ordentlicher ›Zauberstab‹ verbirgt.«
Chloe lachte. Sie kannte sich in der Umgangssprache des Regency, beziehungsweise der »Vulgärsprache«, wie sie auch genannt wurde, nicht aus, doch brauchte man kein Genie zu sein, um zu verstehen, was sie meinte. Sie bedeckte ihren Mund mit ihrer behandschuhten Hand.
»Welch schockierende Ausdrucksweise!« Mrs Crescent starrte Mrs Scott an.
»Sie wissen doch, dass ich einmal Schauspielerin war, Mrs Crescent, und somit nicht so wohlerzogen bin wie Sie.«
Mrs Crescent zog noch fester an Chloes Schleife, um sie in Form zu bekommen. »Miss Parker, Mrs Scott, ich bitte Sie, diskret zu sein. Bedenken Sie …«
»Bedenken Sie, dass sie uns hinter den Vorhängen nicht sehen können«, warf Mrs Scott ein. Sie trug einen als Marquise geschliffenen Ehering, doch ihre blauen Augen funkelten schärfer als der Diamant. Sie zog Chloe mit ihrer Theatralik in den Bann. »Und wir eher unter Männermangel leiden. Ich bin ziemlich überwältigt. Oh, was wäre es schön, wieder jung zu sein!« Sie legte eine Hand auf ihr Herz.
George dirigierte das Kamerateam zur Eingangstür. Er erblickte Chloe am Fenster und schob die Sonnenbrille auf die Nase herunter. Fragend hob sie ihre Augenbrauen. Dann schien er sie zur Eingangstür zu winken. Mrs Crescent ließ die Schleife los, Chloe tat einen Schritt und trat auf Fifis Pfote.
Der Hund jaulte und knurrte. »Entschuldigung, Fifi. Entschuldigung, Mrs Crescent. Ich wollte nicht …«
Da schoss Fifi auch schon los.
»Jemand muss ihn einfangen!«, rief Mrs Crescent.
Chloe lief ihm hinterher, während ihr die Stimme Mrs Crescents nachhallte. »Er wird wieder zu den Ställen laufen und von den Pferden getreten werden!«
Fifi hinterher, zog Chloe ihre Handschuhe aus und warf sie auf das Silbertablett, das auf dem Tisch im Flur stand. Sie beugte sich hinunter, um nach dem Hund zu greifen, doch er wand sich aus ihren Fingern, stürmte den Flur hinunter und schlitterte in die vordere Eingangshalle, wo die Diener gerade die Haustür öffneten. Kurz bevor der Hund die Türschwelle erreichen konnte, ergriff Chloe ihn mit einer Hand und lief geradewegs in – Sebastian hinein. Sie stieß mit der Nase auf seine gerüschte Halsbinde und die eng anliegende Weste, drückte ihre Hand gegen seine Brust und schob sich von ihm weg. Er schaute auf ihre mit Tinte verschmierte Hand und dann auf seine Weste.
Fifi bellte.
»Entschuldigen Sie vielmals«, schaffte Chloe herauszubringen, während sie den Mops in ihren Armen hielt. »Ich musste Fifi aufhalten.«
Sebastian lächelte. »Miss Parker, nehme ich an?«
»Äh – ja.« Sie knickste. Vor ihr stand der große, dunkelhaarige und gut aussehende englische Gentleman, der ihr Schicksal bestimmen konnte. Derjenige, den sie am Teich beleidigt hatte. Doch bevor sie einander nicht
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