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Rendezvous mit Mr Darcy

Rendezvous mit Mr Darcy

Titel: Rendezvous mit Mr Darcy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Doornebos
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bedeutet: ›Ich hasse Sie‹.«
    Sie drehte ihn in ihrer linken Hand. »Das bedeutet: ›Ich möchte Sie loswerden‹.« Sie wartete auf Chloes Reaktion.
    Deren Ohren brannten, und ihre Hände zitterten, ebenso wie der Fächer, den sie darin hielt. Die Kameras waren auf sie gerichtet. Sie fächelte sich Luft zu, ganz schnell, und ihr schoss plötzlich ein Gedanke durch den Kopf. Sie könnte alle ihre Finger nach unten biegen, außer dem mittleren. »Wissen Sie, was das bedeutet, Lady Grace?«, würde sie sie dann fragen und ihr zur Verdeutlichung noch einmal den Mittelfinger entgegenstrecken. Doch stattdessen fächelte sie sich nur weiter Luft zu. »Wie freundlich von Ihnen, mir all dies zu erklären, aber ich bin mir sicher, es gibt auch etwas Positives, das man mit dem Fächer ausdrücken kann, oder?«
    Grace ließ ihren Fächer fallen.
    Chloe schaute auf ihn hinunter. »Den Fächer fallen zu lassen bedeutet: ›Ich möchte gerne, dass wir Freunde sind.‹ Und natürlich, das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite.«
    Mrs Scott hielt sich das Riechfläschchen an die Nase. »Oh je, oh je! Wie soll ich das nur ertragen? Ich bedauere sehr, dass die reizende Miss Gately uns verlassen musste! Sie beide sind wie Feuer und Wasser.« Sie atmete in ihr Riechfläschchen hinein. »Miss Tripp?«
    Julia stand an der Seite des Raums und übte gerade mit ihrer Anstandsdame, die ziemlich erschöpft aussah und glücklich war, sich hinsetzen zu können, die Tanzschritte.
    »Sie werden in Ihrer freien Zeit Miss Parker in der Fächerkunde unterrichten.«
    Grace seufzte. »Gott sei Dank! Meine Damen, wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen, aber ich muss mich für meinen Ausflug mit Mr Wrightman umziehen. Wie ich sehe, Lady Martha, hat der Stallbursche schon die Pferde gebracht.« Sie nickte zum Fenster hin.
    Mrs Scott verschränkte die Arme. »Äh, es wird bald einen Test in Fächerkunde geben. Ich erwarte, dass jede die Bedeutungen kennt.«
    Das rotbraune Vollblutpferd und die cremefarbene Stute im Hof schüttelten ihre Mähnen.
    Lady Martha drückte das Notenblatt gegen ihr Kleid, sodass es knisterte.
    Chloe machte einen Schritt zur Tür, doch Mrs Crescent zog sie zurück. »Die Dame mit dem höchsten Rang betritt und verlässt stets zuerst den Raum«, flüsterte sie in Chloes Ohr.
    »Vielleicht ist das in Amerika nicht so Sitte«, meinte Grace. »Soweit ich gehört habe, sollen Amerikaner ziemlich unzivilisiert sein. Kein Wunder, dass wir uns im Krieg mit ihnen befinden.«
    Chloe legte eine Hand in die Hüfte. Sie war überrascht, dass Grace über den Krieg von 1812 Bescheid wusste. »Nun gut, wir haben Krieg. Und die Amerikaner erklärten ihn den Engländern am achten Juni – erst vor ein paar Wochen. Der Fehdehandschuh ist hingeworfen worden. Ich frage mich, wer wohl gewinnen wird?«
    Amerika hatte seinerzeit gewonnen, und Chloe war sich sicher, dass Grace dies auch wusste.
    Grace wandte Chloe den Rücken zu und stürmte aus dem Salon, während Lady Martha hinter ihr hertippelte.
    Mrs Scott setzte sich auf und ließ ihr Riechfläsch-chen zuschnappen. »Miss Parker, ich bin mit Ihnen noch nicht fertig. Sie werden die nächsten drei Stunden mit mir tanzen. Sie müssen diesen Tanz beherrschen, um Ihre Vielseitigkeitspunkte zu gewinnen, und deshalb werden Sie hier bei mir bleiben.«
    Chloe drückte ihre mit Tinte befleckten Finger gegen das Fenster und schaute auf die Pferde, die angebunden an einem Pfahl im Hof standen. Hätte sie gewusst, dass dies ein Aufenthalt, wenn auch mit Ballkleidern, in einem Erziehungslager darstellen würde, hätte sie sich vielleicht nicht darauf eingelassen. Noch vor einer halben Stunde war sie Feuer und Flamme für das Tanzen gewesen, doch Grace hat ihr die Freude verdorben.
    Jenseits des Hofes, hinter den getrimmten Sträuchern, kam auf dem gewundenen Feldweg Mr Wrightman, Mr Sebastian Wrightman, herangaloppiert, seine Greyhounds im Gefolge, und Chloe stellte fest, dass er einen schwarzen Hut, eine gerüschte Halsbinde und Reitstiefel trug. Mit langsamen rhythmischen Bewegungen hob und senkte sich sein Körper im Sattel. Chloe hielt ihren Fächer in der linken Hand umklammert.
    »Ah«, sagte die inzwischen völlig wiederhergestellte Mrs Scott. Sie ging zum Fenster hinüber. »Der Fächer in der linken Hand bedeutet, dass Sie seine Bekanntschaft machen möchten.«
    Chloe spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg.
    »Ja, aber man muss es sich verdienen, ihm vorgestellt zu werden, und dazu bedarf es

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