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Rendezvous mit Mr Darcy

Rendezvous mit Mr Darcy

Titel: Rendezvous mit Mr Darcy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Doornebos
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Sie wissen, werden Mr Wrightman und ich zusammen in den Sonnenuntergang reiten. Und Sie haben ihn bisher noch nicht einmal kennengelernt, oder? Wohlhabende englische Gentlemen können mit Menschen wie Ihnen – aus Amerika – nicht besonders viel anfangen. Ich hoffe, Sie wissen, wo Ihr Platz ist.«
    Grace war nicht sehr beliebt bei den anderen Mädchen. Keine schien sie zu mögen, und Chloe vermutete, dass Grace irgendeinen geheimen Plan verfolgte – nur welchen? Nahm sie an der Show teil, um ihre Schauspielkarriere anzukurbeln? War sie nur auf das Geld aus, oder steckte etwas anderes, Komplizierteres dahinter? Chloe sagte sich weiter lautlos die Tanzschritte vor. »Anschauen, die Hände nehmen, der Ellenbogen formt ein V, zu viert in einer Reihe. Drei Schritte nach vorne …«
    Plötzlich blieb Grace, noch während die Musik spielte, stehen und stemmte die Hände in die Hüften. »Lady Martha, würden Sie bitte …«
    Lady Martha hörte auf zu spielen.
    »Miss Parker braucht Einzelstunden im Tanzen. Sie macht einfach zu viele Fehler.«
    Chloe verschränkte die Arme. »Mag sein, dass mir Fehler unterlaufen sind, aber die hatten nichts mit dem Tanzen zu tun.«
    Mrs Scott rückte die Feder an ihrem Turban zurecht. »Meine Damen, ich habe meine Meinung geändert. Lassen Sie uns für einen Moment das Tanzen unterbrechen und uns etwas anderem zuwenden – der Fächerkunde. Die Kunst, dem Liebsten wortlos Nachrichten zu schicken. Sie können ›Ich liebe Sie‹ oder ›Küssen Sie mich‹ oder ›Ich möchte mit Ihnen sprechen‹ durch einen kurzen Schlag Ihres Fächers sagen. Mir ist bewusst, dass es ein bisschen altmodisch ist und zumeist nur noch bei Hof verwendet wird, aber es ist wunderbar.«
    Chloe seufzte. »Wie romantisch!«
    Grace ließ sich auf einen Stuhl fallen.
    »Ihre Fächer, meine Damen? Lektion eins.« Mrs Scott ließ ihren Fächer fallen. Chloe hob ihn auf.
    »Ts, ts, ts, Miss Parker«, sagte Mrs Scott. »Wenn eine Frau einen Fächer, einen Handschuh oder ein Buch fallen lässt, müssen Sie einem Mann erlauben, diese Dinge aufzuheben. Noch einmal.«
    Sie ließ ihren Fächer erneut fallen. Niemand hob ihn auf, da alle Diener hinausgestürzt waren, als sich die Möglichkeit dazu ergeben hatte.
    »Ihre Ladyschaft, sagen Sie mir bitte, was es bedeutet, wenn eine Dame ihren Fächer fallen lässt.«
    »Es bedeutet, ›wir werden Freunde sein‹.«
    Der Fächer von Mrs Scott, der ausgebreitet auf dem Boden lag, schien viel größer und mit seinen Stäben aus Schildpatt und der schwarzen Spitze viel kunstvoller zu sein als der von Chloe. Die Stäbe des Fächers, den Grace in der Hand hielt, glänzten im Tageslicht, das durch die Fenster fiel. Ihr Fächer schien aus Perlmutt zu sein, an den Spitzen verziert mit kleinen Spiegeln und aufwändig bemalt mit der Darstellung zweier miteinander tanzender Menschen. Chloes Fächer besaß lediglich Stäbe aus Holz. Die Szene auf ihrem Fächer zeigte eine Frau, die eine Laute spielte.
    Als Abigail in der Vorschule gewesen war, hatte sie eine Phase durchgemacht, in der sie Fächer aus Papier faltete. Überall lagen rosa, violette und gelbe Papierfächer herum, in ganz unterschiedlichen Größen. Damals hatten die Menschen noch Geld für gedruckte Einladungen, Visitenkarten, Speisekarten und Broschüren ausgegeben, und Chloes Geschäft war gut gelaufen. Doch dann hörte sie, so plötzlich, wie sie damit begonnen hatte, mit dem Falten von Fächern auf – ebenso wie Chloes Geschäft aufgehört hatte, gut zu laufen.
    »Miss Parker, hören Sie mir zu? Was könnte interessanter sein, als zu lernen, ohne Worte zu flirten? Mrs Crescent, Ihr Schützling hat mich durch seine Unaufmerksamkeit zutiefst beleidigt, und das werde ich nicht dulden.« Sie schnappte sich ihren Fächer, legte den Handrücken auf ihre Stirn und ließ sich nach hinten auf die Ohnmachtscouch fallen. Mrs Crescent runzelte die Stirn und sprang auf.
    »Es tut mir leid, Mrs Scott«, entschuldigte sich Chloe.
    »Für Entschuldigungen ist es zu spät. Ich bin verletzt. Zutiefst getroffen. Mylady! Sie kennen die Fächersprache so gut. Wären Sie so freundlich, sie mit Miss Parker zu wiederholen?«
    »Sehr gerne.« Grace stand auf und schaute auf Chloe hinunter, ihre freie Hand auf der Hüfte. Sie legte den Fächer auf ihren linken Wangenknochen. »Das bedeutet, ›nein‹.«
    Sie öffnete und schloss den Fächer. »Das bedeutet, ›Sie sind grausam‹.«
    Sie zog den geschlossenen Fächer durch ihre Hand. »Das

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