Rendezvous mit Mr Darcy
an, um sich die Schritte zu merken. »Dann die linken Hände. Erstes Paar kreuzt den Weg und rückt einen Platz die Reihe hinab.« Doch die Musik trug sie immer wieder fort, und vor ihren Augen tauchte Sebastian in seiner Reiterjacke und den Stiefeln am Teich auf. »Erstes Paar tanzt Rücken an Rücken, bevor sie einander wieder das Gesicht zuwenden.«
Zuerst tanzten Chloe und Julia zusammen, wie Mrs Scott sie angeleitet hatte, und sie erwiesen sich als großartiges Paar. Julia tanzte federnd, sah ihrer Tanzpartnerin in die Augen und lächelte. Sie behielt stets eine perfekte Haltung und war ein leuchtendes Beispiel.
Nach ein paar Tänzen schickte Mrs Scott Julia die Reihe hinunter und platzierte Grace gegenüber von Chloe. »Ihre Ladyschaft, würden Sie bitte die Rolle des männlichen Tanzpartners bei Miss Parker übernehmen? Ich möchte sehen, wie gut sie den Tanz schon beherrscht.«
Grace grinste spöttisch. Sie war einen ganzen Kopf größer als Chloe. Zum ersten Mal seit langer Zeit vermisste Chloe ihre Absätze. Sie trug nie Stöckelschuhe, doch selbst ihre klobigen Absätze hätten es getan. Lady Martha begann auf dem Pianoforte zu spielen. Grace verbeugte sich, während Chloe knickste. Die beiden machten einen Schritt aufeinander zu, um nach den Händen der jeweils anderen zu greifen und sich zu drehen. Chloe streckte ihre Hände aus, und Grace fuhr zurück.
»Igitttt! Was ist denn das da an Ihren Händen, Miss Parker?«
Lady Martha traf einen falschen Ton und brach ihr Spiel ab.
»Das ist Tinte.« Chloe hielt ihre Hände hin. »Von den Briefen, die ich geschrieben habe.«
»Das passiert mir auch jedes Mal beim Schreiben«, erklärte Julia. »Es dauert ewig, bis die Hände wieder sauber sind.«
Grace warf den Kopf zurück. Sie musste im wahren Leben das Haar offen tragen, denn es schien zu ihrem Repertoire zu gehören, es immer wieder nach hinten zu werfen. Doch jetzt, hochgesteckt, erzielte diese Kopfbewegung nicht die gleiche Wirkung. »Das kann ich nicht hinnehmen.«
Chloe ließ ihre Hände fallen. Graces Worte gaben ihr zu denken. Gehörte Grace wirklich der feinen Gesellschaft an, oder musste sie sich ihren Lebensunterhalt verdienen? Als Modedesignerin? Als Herrenkosmetikerin mit Fachgebiet Körperhaarentfernung? Als persönliche Fitnesstrainerin, geradewegs der Hölle entsandt?
Die Köchin, die neben Chloe in der Reihe stand, hielt ihr ihre Hände hin. Sie waren rau und von der vielen Arbeit rissig. »Sie sind nicht alleine, Miss Parker.«
Chloe nahm die Hände der Köchin und drückte sie ein bisschen. »Ach, Köchin. Was würden wir nur ohne Sie machen.«
Mrs Scott läutete, und Augenblicke später kam Fiona außer Atem hereingelaufen, stellte eine Scheuerbürste und einen Trog mit Wasser an der Tür ab und knickste.
Mrs Scott schaute sie noch nicht einmal an. »Bring die Tanzhandschuhe von Miss Parker und Lady Grace! Schnell!« Sie klatschte drei Mal in die Hände.
Chloe zuckte angesichts dieser an ihr Dienstmädchen gerichteten Worte zusammen.
»Mrs Scott«, sagte Grace in dem gleichen weinerlichen Ton wie früher Abigail, wenn sie nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gestanden war. »So gerne ich der Mann in Miss Parkers Leben wäre, möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass Mr Wrightman mich sehr bald abholen wird, um auszureiten, und ich muss mich dafür noch umziehen.«
Chloe warf einen Blick hinüber zu Mrs Crescent, die ihrerseits Fifi betrachtete, der tief und fest auf einem aufgerollten Teppich schlief.
Fiona kam mit den Handschuhen herbeigeeilt, woraufhin die Musik wieder einsetzte und weitergetanzt wurde. Chloe, schwindelig und durstig vom Tanzen, zählte die Schritte, während sie und Grace sich umeinander drehten und am Ende der Reihe der Tänzer verbeugten. Grace kannte alle Tanzschritte, da sie bereits seit drei Wochen hier war, und so warf sie Chloe bei jeder sich bietenden Möglichkeit eine bissige Bemerkung zu.
»Miss Parker, welches Parfüm haben Sie heute aufgetragen? Eau de Alge?«
Chloe konzentrierte sich auf die Tanzfiguren und gab sich selbst flüsternd die Kommandos: »Rechtsdrehung, linke Hand. Kreuzen und einen Platz weiterrücken. Immer schön auf den Zehen federn!«
»Ich habe von Ihrem kleinen Ausflug zum Froschlaichplatz gehört. Ich kann verstehen, dass man eine Prise Schnupftabak stibitzt oder einen Schluck Madeira zu sich nimmt, aber in den Froschlaichplatz eintauchen? Nun ja, dieses kleine Abenteuer wird Sie teuer zu stehen kommen. Wie
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