Rendezvous mit Mr Darcy
an?«
»Ja«, erwiderte Mrs Crescent.
»Nun, es hat ihr nicht viel gebracht.«
»Sie war nicht gebeten worden zu gehen. Es geschah aufgrund einer dringlichen Familienangelegenheit. Das habe ich Ihnen doch sicherlich erzählt, oder?«
Hatte sie. Draußen blitzte es, der Regen trommelte gegen die einfachen Glasfenster, und Fiona zündete die Kerzen an. Sie hatte eine Perlenschnur in Chloes Haar geflochten, Erdbeer-Rouge auf ihre Wangen aufgetragen und den Kerzenruß als Eyeliner verwendet, der ihre Augen wunderbar hervorhob.
Mrs Crescent verschränkte die Hände. »Mr Wrightman konnte seinen Blick von Ihnen heute Morgen nicht abwenden, und ich tue alles, dass dies auch so bleibt. Ich habe ihn noch nie so ausgelassen gesehen. Und er hat den anderen Damen auch noch nie etwas geschenkt.«
Chloes cremefarbenes, mittlerweile etwas feuchtes seidenes Abendkleid klebte an ihren Brüsten, als sie die Treppe hinunterging. Grace, die in der Eingangshalle auf einer gepolsterten Sitzbank saß, als wäre es ein Thron, starrte sie wütend an, was zweifelsohne auf ihr angefeuchtetes Mieder zurückzuführen war.
Fiona führte Chloe zu einer Sitzbank neben Imogene. »Bei diesem Regen, Miss, müssen wir Ihnen die Trippen überstreifen.« Sie befestigte etwas an Chloes Abendschuhen, das aussah wie Rollschuhe ohne Rollen.
Imogene erklärte es Chloe. »Wir möchten nicht, dass unsere Ballerinas durch Schlamm schmutzig werden.« Sie hob ihr taubenblaues Kleid hoch und klapperte mit den Trippen auf den schwarz-weißen Fliesen der Eingangshalle.
Chloe musste sich erst an die Trippen gewöhnen, da sie diese acht Zentimeter über den Boden hoben.
Selbst die modische Grace konnte sie nicht abstreifen. Sie betrachtete sie finster unter ihrem Abendkleid aus Goldlamé, als ihr Dienstmädchen ihr ein Nerzcape über die Schultern legte.
»Mir gefällt Ihr Kopfschmuck«, sagte Mrs Crescent zu Grace. »Sie sehen sehr exotisch damit aus.«
Grace spielte mit ihrer goldenen Perlenkette. »Danke.«
»Ihr Mantel«, sagte Fiona zu Chloe. Chloe ließ ihre Arme in einen knöchellangen, schiefergrauen, mit Pelz gefütterten Satinmantel gleiten, der oben eng anlag.
Die großen Eingangstüren gingen auf, und ein Diener trat herein, der Regen tropfte von seinem Dreispitz. »Die Kutsche steht bereit für die erste Gruppe.«
Becky, Gillian, Olive, Julia und Kate stiegen die Treppe hinunter, um ihre Trippen angelegt zu bekommen. Becky, die als Erbin aus Afrika angekündigt worden war, sah umwerfend in ihrem weißen Seidenkleid und dem weißen Haarschmuck aus. Sie brauchte wegen ihres dunklen Teints kein Make-up und sah von allen Frauen am besten aus.
»Sie sehen alle wunderschön aus«, sagte Chloe. »Besonders aber Sie, Miss Harrington. Der Ausschlag ist völlig verschwunden.«
Kate lächelte. »Ich weiß. Es hat sich gelohnt, den ganzen Tag den Geruch fauler Eier einzuatmen. Ohne Mr Wrightman könnte ich nicht hier sein.«
Chloe wollte vermeiden, neben Grace in dem Vierspänner sitzen zu müssen, doch durch den prasselnden Regen und den schwankenden Gang auf den Trippen trat genau dieser Fall doch ein, als sie alle in der Kutsche Platz genommen hatten, und Mrs Crescent saß ihr gegenüber. Imogen saß ganz hinten in der Kutsche neben Mrs Hatterbee. Die nassen Kleider und Strümpfe der Frauen klebten an den Ledersitzen, und die Fenster der Kutsche beschlugen.
»Ich bin mir sicher, dass jetzt alle feuchte Mieder haben«, flüsterte Chloe Mrs Crescent zu, die ihr bedeu-tete, still zu sein. Sie zeigte auf ein Mikrofon, das im Innern der Kutsche angebracht war.
Der Regen lief in Sturzbächen vom Dach der Kutsche herunter, Blitze leuchteten auf, das Grollen eines Donnerschlags ließ Chloe zusammenfahren, und einen Moment lang vermisste sie ihr Auto. Dort könnte sie durch die Gummireifen wenigstens kein Blitz treffen. Sie empfand Mitgefühl mit dem Kutscher und dem Diener, die draußen auf dem Kutschbock klatschnass wurden.
Nachdem die Kutsche im Schlamm stecken geblieben war, und der Diener es geschafft hatte, die Räder zu befreien, sodass sie weiterfahren konnten, wischte Mrs Crescent mit ihrer behandschuhten Hand das Kondenswasser von der Fensterscheibe. »Können Sie es trotz des Regens sehen, Miss Parker? Von diesem Hügel hier sieht Dartworth Hall ganz bemerkenswert aus.«
Chloe schaute aus dem Fenster hinaus, spähte und konnte ihren Blick nicht abwenden. Selbst in all dem Regen und trotz der Blitze lag das im anglo-italienischen Stil
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