Rendezvous mit Mr Darcy
unwillkürlich an ein Gefängnis erinnerten. Oder war sie in einer Art goldenem Käfig gelandet?
Dann ging sie vor dem Tor auf und ab, den Brief vom Gericht in der Hand. Jenseits des Tors befand sich die reale Welt, und sie konnte sogar das Geräusch fahrender Autos auf dem nassen Asphalt vernehmen.
Chloe hatte lange und intensiv erwogen, nach Hause zu fliegen, um gegen Winthrops neuesten Schachzug vorzugehen. Konnte sie irgendetwas tun, bevor die Anhörung stattfand? Das war die wichtigste Frage an ihren Anwalt. Wenn ja, würde sie sich noch heute Abend in ein Flugzeug nach Hause setzen.
Als die Sonne durch die Wolken brach, erschien George in seinem Geländewagen, und ein Mitglied des Teams schloss das Tor auf und erlöste sie so von ihren Gedanken.
George gestattete ihr den Anruf, woraufhin Chloe die Nummer ihres Anwalts wählte, der ihr versicherte, dass bis zur Anhörung nichts getan werde könne. Er empfahl ihr, in England zu bleiben und das Beste aus ihrer jetzigen Situation zu machen. Allein das zwanzigminütige Gespräch würde sie wohl schon dreihundertfünfzig Dollar kosten.
Als sie mit hängendem Kopf zurück zur Kutsche ging, bemerkte sie, dass etwas in der Ferne zwischen den Bäumen silbern aufblitzte. Es war ein silberner Steigbügel, der in der Sonne glänzte.
Sebastian machte eine blendende Figur auf dem Pferd. Leider war er von einer Meute bellender Hunde und zwei Kameramännern umgeben.
»Miss Parker!« Er zog seinen Hut und winkte ihr zu.
Mrs Crescent bewegte sich in der Kutsche. »Los, gehen Sie, los!« Sie bedeutete Chloe mit einer Handbewegung, zu Sebastian zu gehen. »Aber bleiben Sie in meinem Blickfeld! Und wir werden heute noch diese Tinte herstellen!«
Chloe wandte sich um und ging hinüber zu Sebastian, doch die Hunde – Fuchshunde – tollten herum und rasten auf sie zu! Sie erstarrte. Sebastian pfiff, und die Hunde liefen zu ihm zurück. Er stieg von seinem Pferd ab. Sein Gesicht war von der Sonne gebräunt, und als er mit seinem Schimmel auf sie zukam, wollte sie, dass die Kamera diesen Moment einfing. Die hohen Gräser schienen ihm wie von selbst den Weg frei zu machen, als er in seinen Stiefeln, die Reitgerte unter dem Arm, auf sie zukam. Die Muskeln seiner Oberarme waren selbst unter der Reitjacke erkennbar. Die müden, hechelnden Hunde trotteten hinter ihm her. Eine der Kameras war auf Sebastian gerichtet, die andere auf Chloe.
Sebastian verbeugte sich.
Chloe knickste. Sie trat einen Schritt von den winselnden Jagdhunden zurück, die sie genauso wenig ausstehen konnte wie Möpse.
»Keine Angst. Ich habe sie zurückgepfiffen.« Er stand so dicht vor ihr, dass sie ihre Hand ausstrecken und seinen Dreitagebart berühren hätte können. »Henry meinte, Sie hätten schlechte Nachrichten von zu Hause erhalten. Ist alles in Ordnung? Warum sind Sie so spät noch am Tor! Ich hoffe, Sie haben nicht vor zu fliehen.«
Chloe verschränkte ihre behandschuhten Hände, die zitterten, ineinander. »Nein. Ich gebe mir alle Mühe, um hierbleiben zu können.«
»Gut. Gut.« Er seufzte in Richtung Kameramann.
Es bestand nicht viel Hoffnung auf ein sinnvolles Gespräch.
»Das schaffen Sie am besten, indem Sie sich auf die Fuchsjagd vorbereiten. Es ist keine leichte Aufgabe, aber ich bin mir sicher, Sie sind ihr gewachsen. Mögen Sie Abenteuer?«
»Ob ich Abenteuer mag? Ich liebe sie.« Chloe beobachtete die Hunde aus den Augenwinkeln.
In seinen Reitstiefeln kam Sebastian noch einen Schritt näher und versperrte so der Kamera den Blick auf sie. Dann ließ er einen Zettel in ihre Hand gleiten, den sie geschwind in ihrem Pompadour versteckte.
»Das freut mich zu hören«, antwortete er. »Ich suche eine Frau, die an Abenteuern und Spielen Gefallen findet – denn das spricht für eine gewisse Verspieltheit und Lebensfreude. Ich denke, Sie vereinen all diese Eigenschaften und noch viel mehr in sich.«
Chloe konnte nicht glauben, dass er all das gesagt hatte, während er von Kameras und – Hunden – umgeben war. Genauso wenig konnte sie glauben, dass er ihr ein gefaltetes Stück Papier zugesteckt hatte, und dass es den Kameramännern entgangen war.
Mit einer kurzen Verbeugung zog er seinen Hut, setzte sich auf sein Pferd, und war, so schnell wie er gekommen war, wieder am Aufbrechen. Seine Rockschöße flatterten im Wind, und die Hundemeute folgte dicht seiner Spur.
Als sie endlich, unter dem Vorwand, den Nachttopf benutzen zu müssen, die Tür ihres Schlafgemachs schließen konnte,
Weitere Kostenlose Bücher