Rendezvous mit Mr Darcy
hinein«, wies sie Chloe an und führte es ihr vor.
Sie gab Chloe etwas, das auf den ersten Blick wie ein Wattebausch aussah, doch es dauerte nicht lange, bis Chloe den Gegenstand auf den Tisch fallen ließ. Der Raum um sie herum begann sich zu drehen.
»Was – was ist das, Köchin? Das ist kein Wattebausch, oder?«
Die Küchenmädchen, die gerade Eier in einer Schüssel schlugen, kicherten wieder.
Die Küchenmagd zupfte die Federn von einem Rebhuhn und schaute noch nicht einmal von ihrer Arbeit auf.
Die Köchin hörte auf, Rindertalg zu reiben, und kam hinüber zu Chloe. »Das, meine Liebe, ist der Schwanz eines Hasen, und er ergibt einen wunderbaren Pinsel, nicht?«
Chloe stützte sich am Tisch ab. Ihr fiel ein, dass sie weder von der Taubenpastete noch von dem kalten Lamm zu Mittag gegessen hatte, und sie merkte, wie ihr allmählich mulmig wurde. »Ich schaue besser nach dem Ofen – ich meine dem Herd.«
Gott sei Dank war die Erdbeertarte fertig und musste herausgenommen werden. Sie deckte sie mit einem Tuch ab, um die Fliegen fernzuhalten. Als sie an den Tisch zurückkehrte, hatte die Köchin sämtliche Pralinen mit dem Hasenschwanz vergoldet.
»Sie waren uns eine große Hilfe.« Die Köchin wandte sich den Küchenmädchen zu. »Nicht wahr, Mädels?«, fragte sie in die Runde.
Die Küchenmädchen nickten zustimmend.
»Nun, ich bin mir sicher, es gibt oben bestimmt noch Dinge, um die Sie sich kümmern müssen, wie zum Beispiel Ihre im Kamin stehende Tinte zu schütteln? Wir kümmern uns jetzt besser um das Abendessen. Es wird auch morgen noch genügend zu tun geben.« Die Köchin tätschelte Chloes Rücken, als diese die Schürze aufhängte. »Ich bin mir sicher, heute Abend werden Sie sehr hungrig sein. Es wird geschmorten Hasen und Rebhühner geben!«
Nachdem Chloe zwei Tage abwechselnd auf dem Pferd und in der Küche verbracht hatte, fiel sie am Samstagabend erschöpft auf ein Sofa im Empfangszimmer und fragte sich, ob Massagen zur Zeit des Regency bereits erfunden worden waren.
Sie hatte weitere zehn Vielseitigkeitspunkte mit dem Reiten gewonnen, doch die anderen hatten fünfzehn erzielt, da sie aufgrund des längeren Aufenthalts das Reiten bereits besser beherrschten und eine Schachtel in der Découpage-Technik verziert hatten, während sie in der Küche gewesen war.
»Keine Zeit für eine Verschnaufpause, auch wenn Sie noch so müde sind«, erklärte Mrs Crescent und klatschte in die Hände, woraufhin Fifi bellte.
»Ich habe heute mein Tintenfläschchen bereits drei Mal geschüttelt, Mrs Crescent.«
»Oh, darum geht es nicht.«
»Was dann? Die Strümpfe eines Dieners stopfen? Die Unterhosen von Lady Grace verschönern?«
Mrs Crescent forderte sie mit einer Handbewegung auf, sich zu erheben. »Kommen Sie her, meine Liebe, dann werden Sie schon sehen.« Sie führte Chloe zum Salon, und ein Diener öffnete ihnen die Türen. Zuerst nahm Chloe nur das Kerzenlicht wahr.
Sebastian erhob sich am Kamin von einem Stuhl mit hoher Rückenlehne, trat zu ihr herüber und verbeugte sich.
Chloe fragte sich im Stillen, ob sie noch immer nach dem Hackfleisch aus der Küche roch. Sie knickste.
»Mr Wrightman möchte gerne einen Scherenschnitt von Ihnen anfertigen.«
»Nur wenn das auch der Wunsch von Miss Parker ist«, wandte er ein.
Ach, wüsste er doch nur um ihre Wünsche! »Ja, gerne«, antwortete Chloe.
Eine Kerze brannte vor einem großen Stück Papier, das an der Wand befestigt war, und Mr Wrightman führte Chloe zu einem Stuhl seitlich davor. Chloe setzte sich hin und hielt den Rücken gerade, was ihr dank der Miederstäbe auch nicht schwer fiel. Dann nahm Sebastian einen Kohlestift zur Hand.
Mrs Crescent setzte sich an das andere Ende des Salons, außer Hör-, nicht jedoch außer Sichtweite.
Mr Wrightman legte seine Hände zuerst auf ihren Kopf, dann auf ihre Schultern und rückte beides zurecht, bis er das gewünschte Ergebnis erzielt hatte, was von Chloe so empfunden wurde, dass sich ihr ganzer Körper in Aufruhr befand.
»Dies könnte eine Herausforderung für Sie werden, Miss Parker, denn Sie dürfen nicht sprechen, während ich Ihren Schatten nachzeichne.«
Chloe grinste. »Ich nehme diese Herausforderung gerne an.«
Er begann, sie nachzuzeichnen. »Demzufolge werden Sie einfach zuhören müssen. Ich muss schon sagen, Mrs Crescent ist eine ziemlich strenge Zuchtmeisterin.«
Chloes Augen, nicht jedoch ihr Kopf, wendeten sich zu Mrs Crescent, die lediglich eine weitere Seite ihres
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