Rendezvous mit Mr Darcy
verdiente es, zu bleiben. Abgesehen davon war kein Skandal mit ihrem Namen verbunden, egal ob tatsächlich vorhanden oder frei erfunden. Chloe schaute Sebastian jetzt direkt an und stellte sich in ihren Satinballerinas auf die Zehenspitzen an den Rand des Teppichs, an den Rand von allem.
Der Butler stürzte nach vorne und stellte sich vor Sebastian. »Meine Damen, bevor Mr Wrightman die letzte Einladung verteilt, wurde beschlossen, Miss Parker aufgrund undamenhaften Verhaltens nur zehn der fünfzehn Vielseitigkeitspunkte zuzusprechen. Die Überprüfung der Pompadours ergibt noch einmal fünf Punkte für alle Kandidatinnen, außer für Miss Parker. Dennoch führt sie zurzeit mit vierzig Punkten, vor Miss Tripp mit fünfunddreißig und den restlichen Damen mit jeweils dreißig Punkten. Ziehen Sie bei Ihrer Entscheidung das Verhalten des heutigen Abends sorgfältig in Betracht, Mr Wrightman. Ich kann Ihnen versichern, dass laut der Online-Bewertungen Miss Tripp die Lieblingskandidatin ist. Sie haben mit ihr eine kluge Wahl getroffen.«
Der Butler wandte sich den anderen Frauen zu. »Mr Wrightman wird jetzt die letzte Einladung überreichen. Zwei von Ihnen werden heute Abend nach Hause gehen. Mr Wrightman, bitte.«
Chloe, Gillian und Kate traten einen Schritt nach vorne. Chloe spürte Schweißtropfen an ihrem Rücken herunterlaufen und bemerkte einen bitteren Geschmack in ihrem Mund, wenngleich sie vor weniger als einer Stunde ihre Zähne mit der Zahnbürste aus Schweineborsten und dem kalkigen Zahnpulver geputzt hatte.
»Miss Harrington …«, sagte Sebastian.
Kate sprang fast zu ihm hin. Chloe ließ den Kopf hängen, und ihr Kinn sank Richtung Brust. Natürlich fiel seine Wahl auf Kate, die trotz ihrer Allergien reizend war. Chloe hatte es vergeigt. Noch vor ein paar Tagen hätte es ihr vielleicht nicht so viel ausgemacht, doch im Moment war sie am Boden zerstört.
»… und Miss Potts.«
Chloe war verwirrt. Es gab nur eine Einladung.
Sebastian nahm die Hände von Kate und Gillian in seine. »Sie beide sind wunderbare, erstaunliche Frauen, und Sie werden jemanden finden, der Sie verdient. Doch leider muss ich Sie bitten, Bridesbridge Place zu verlassen.«
Chloe hob ihr Kinn. Auf ihrem Weg zurück zu ihren Plätzen grinste Gillian Chloe höhnisch an, während Kate sprachlos war.
Sebastian nahm die letzte Einladung von dem Silbertablett. »Miss Parker …« Er streckte ihr die Einladung entgegen.
Chloes Schultern sanken vor Erleichterung nach unten. Er hat es durchschaut, dachte sie. Er hatte sich für sie entschieden. Vielleicht glaubte er ihr sogar die Geschichte mit dem Kondom und den fehlenden Gefühlen für Henry. Sie stolperte, fiel aber nicht auf den Rand des Teppichs hin. Sie hörte, wie Kate sich hinter ihr die Nase putzte, während sie zu Sebastian schritt.
Sebastian sah mit einem angedeuteten Lächeln auf sie hinunter. »Miss Parker, werden Sie diese Einladung annehmen?«
»Ja, das tue ich.« Chloe nahm den Umschlag. Das Gewicht des handgefertigten Papiers fühlte sich gut und richtig in ihrer Hand an. »Ich – ich meine, das werde ich!« Sie lachte. Er kräuselte die Nase, und ihr fielen ihr schlechter Atem und die Etikette des neunzehnten Jahrhunderts ein. Sie knickste ungeschickt, während sie durch die Nase ausatmete. Er verbeugte sich. So sehr sie auch mit Sebastian sprechen und bei ihm bleiben wollte, zwang sie sich, sich umzudrehen und zurück zu ihrem Platz zu gehen. Zu wissen, dass er ihr vertraute, genügte. Jetzt, da das Vertrauen da war, konnten sie darauf aufbauen – und es bis in den Himmel wachsen lassen.
»Meine Damen«, sagte der Butler. »Mr Wrightman hat seine Entscheidung getroffen. Zeit, sich zu verabschieden.«
Das fiel Chloe dieses Mal nicht so schwer. Imogene war ihre engste Freundin gewesen, und sie war nicht mehr da. Im Vergleich dazu war es einfach, Gillian und Kate gehen zu lassen.
»Miss Potts, Miss Harrington, Ihre Kutsche wartet«, erklärte der Butler.
Sebastian wandte sich zu Chloe und Julia. »Gute Nacht, meine Damen. Ich freue mich auf unsere nächste Begegnung.« Mit diesen Worten geleitete er Gillian und Kate zur Tür hinaus.
Die Nachmittagssonne, die durch die Schiebefenster zu sehen war, ging schnell unter, und die Dienstmädchen beeilten sich, die Kerzen im Inneren des Hauses anzuzünden, während die Diener die Fackeln draußen anmachten. Grace setzte sich an das Pianoforte und spielte hämmernd einen englischen Volkstanz. Ein Dienstmädchen stellte
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