Rendezvous mit Mr Darcy
einen Kerzenleuchter auf das Klavier und zündete die Kerzen an.
Mrs Crescent watschelte zu Chloe hinüber und fächerte sich von ihrem Gesicht bis zu ihrem schwangeren Bauch Luft zu. Die weißen Rüschen an ihrer Haube wippten, während Fifi mit dem Schwanz wedelte. »Ich weiß nicht, wie Sie das geschafft haben.« Sie drückte Chloes Hand.
Sie hatte es geschafft, indem sie Henry geopfert hatte, und sie war bereits dabei, einen Plan zu schmieden, um die Sache wieder ins Lot zu bringen. Er und seine gute Meinung von ihr bedeuteten ihr mehr, als sie gedacht hatte, wodurch der Sieg bittersüß wurde.
Die Kutsche fuhr rumpelnd vom Haus weg in Richtung Straße.
»Was ist los?«, fragte Mrs Crescent.
»Ich vermisse – Freundschaft«, antwortete Chloe.
»Meinen Sie etwa Miss Wells? Sie war nie Ihre Freundin«, flüsterte Mrs Crescent.
An Imogene hatte Chloe jetzt nicht gedacht. Moment mal. »Sie war nicht meine Freundin?«
Mrs Crescent schüttelte den Kopf. »Wir sind nicht hier, um Freundschaften zu schließen. Aus diesem Grund ist niemand hier. Sie haben hier keine Freunde! Darum geht es nicht, sondern darum, zu gewinnen. Und was das betrifft, sind wir auf dem besten Weg. Gut gemacht! Lassen Sie uns gehen! Die Handarbeit wartet auf uns.« Sie nickte in Richtung Halle.
»Aber es ist Sonntag – Badetag, nicht wahr? Ich freue mich schon auf ein Bad!«
Mrs Crescent schüttelte den Kopf. »Nein, meine Liebe, der Badetag ist aufgrund der Fuchsjagd verschoben worden.«
»Verschoben? Auf wann? Wie lange soll eine Frau das noch aushalten?« Chloe war außer sich.
»Die Devise hier, meine Liebe«, erklärte Mrs Crescent«, »heißt warten.«
11. K apitel
Chloe nahm einen Kerzenleuchter mit in die dunkle Halle und blieb vor einem Gemälde mit Rosen stehen, um auf Mrs Crescent und Fifi zu warten. Das Kerzenlicht schien die Dornen in dem Bild mehr zu erhellen als die Rosen, und Chloe überlief ein Schauer.
Die Kameras waren ihnen nicht gefolgt, sodass Chloe schnell lossprudelte, als Mrs Crescent sie und Fifi eingeholt hatte. »Ich war furchtbar unhöflich und undamenhaft gegenüber Henry. Das muss ich wieder in Ordnung bringen.« Sie blies eine Kerze aus, woraufhin eine Rauchfahne kringelnd zwischen ihnen aufstieg.
»Meine liebe Miss Parker, Sie haben diese Runde gewonnen. Weiß der liebe Gott, wie, aber Sie haben sie gewonnen. Mit den Vielseitigkeitspunkten, die Sie zuletzt erzielt haben, steht Ihnen ein weiterer Ausflug mit Mr Wrightman zu. Sie führen mit vierzig Punkten. Es besteht keine Notwendigkeit für ein Gespräch mit Henry.«
»Aber Henry ist ein wichtiger Verbündeter. Er könnte Sebastian in Bezug auf mich negativ beeinflussen. Das ist eine heikle Situation.«
Ein Diener flitzte an ihnen vorbei, während sie sprach, die Jacke seiner Livree verrutscht, die Halsbinde offen. Er zog mit der einen Hand an den Bändern seiner Unterhose, während er in der anderen eine Kerze hielt. Dann ließ er seine Halsbinde in einen Wäschekorb oben am Ende der Bedienstetentreppe fallen.
Mrs Crescent räusperte sich. »Sie müssen, wie es sich für eine Dame gehört, warten, dass Sebastian den nächsten Schritt macht. Und vergessen Sie Henry. Schlagen Sie sich den Gedanken aus dem Kopf, ihn zu besuchen, oder Sie beide werden hier herausgeschmissen.«
Kerzenwachs tropfte auf Chloes Daumen. »Aua!«
Der Diener kehrte zurück, um seinen Hut in den Korb zu werfen.
»Das ist es!«, rief Chloe und schnalzte mit den Fingern. »Wie wäre es – wenn ein Diener eine Nachricht überbringen würde?«
Mrs Crescent bückte sich, um Fifi hochzuheben, und seufzte auf ihrem Weg die Treppe hoch. Die Kerzenlichter im Leuchter flackerten, als sie ausatmete, und gingen fast aus. »Sie wissen, Sie dürfen einem Mann keinen Brief schreiben, außer Sie sind mit ihm verlobt.«
»Es würde kein Brief sein. Ich würde den Diener nur mit einer mündlichen Botschaft losschicken. Wir müssen – bis an die Grenze gehen. Sie wissen, wie Grace ist. Wir müssen die Regeln beugen, aber nicht brechen. Sie möchten doch, dass wir gewinnen, oder?«
»Es ist nicht korrekt.«
Chloe wusste, dass Mrs Crescent Recht hatte, und sie lehnte sich gegen die kalte Wand. Ihre Rechte auf freie Rede und Kommunikation waren ihr genommen worden, und sie stand hilflos da, gefangen in einem Abendkleid. Trotz allem war sie aber immer noch eine moderne Frau, die es gewohnt war, sich frei bewegen und äußern zu dürfen. Es war zum Verzweifeln!
In diesem Moment
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