Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rendezvous mit Mr Darcy

Rendezvous mit Mr Darcy

Titel: Rendezvous mit Mr Darcy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Doornebos
Vom Netzwerk:
rauschte Grace an ihnen vorbei, die Lippen geschürzt, bewaffnet mit ihrem eigenen Kerzenleuchter und mit der Haltung eines Models in einem Werbespot von Victoria Secret. Sie zog an ihrem Mieder und strich ihr Kleid glatt. »Was sind Sie doch für ein gutes Mädchen mit Ihrer Anstandsdame«, flüsterte sie spöttisch in Chloes Ohr. Ihre mit Beerenmus geschminkten Lippen waren verschmiert. Die restlichen Kerzen von Chloes Kerzenleuchter gingen aus, als Grace um die Ecke glitt. Die Kameramänner folgten dem flatternden Kleid von Grace.
    »Zumindest fange ich mir keinen Tripper ein oder werde – schwanger!«, konnte Chloe sich nicht verkneifen zu murmeln.
    Mrs Crescent ermahnte sie, still zu sein.
    Nach Chloes Maßstäben war Grace ein Flittchen, und sie war sich sicher, dass diese ihrem Visitenkartenetui gerade eben eine weitere Kerbe hinzugefügt hatte, indem sie sich mit noch einem Diener eingelassen hatte.
    Aber vielleicht hatte Grace am Schluss Recht, und Chloe war zu gut. Trotz des Rats von Mrs Crescent wusste Chloe, dass sie die Sache offensiv angehen und Eigeninitiative zeigen musste. Verflucht, Grace hatte ihr ein Kondom untergeschoben und war damit davongekommen! Zumindest musste sie sich selbst schützen.
    Da ihre Kerzenleuchter ausgegangen waren, blieb Chloe und Mrs Crescent nichts anderes übrig, als sich ihren Weg durch die Halle zurück in den Salon zu ertasten. Das Feuer im Kamin und die Kerzenleuchter an den kunstvollen Goldrahmen der Gemälde flackerten im Zimmer. Mrs Crescent öffnete den Nähschrank aus Walnussholz und zog Chloes Nadeln und Faden heraus.
    »Handarbeit! Habe ich nicht genügend Strafe an diesem Tag schon ertragen müssen?«, fragte Chloe.
    Grace schlief mit den Dienern, während sie sich an ihre Handarbeit machen musste!
    Sie strich mit dem Finger über die unregelmäßigen, lockeren Stiche. Der Kaminschirm von Miss Gately stand fertig in der Ecke, ein Beweis von deren Fähigkeiten. Gleichmäßig gestickte Pfingstrosen blühten auf einem roten Hintergrund, während die Rotkehlchen auf Chloes Stickerei eher wie Ratten aussahen. Doch sie hatte gerade erst angefangen, dieses Kunsthandwerk zu lernen. Außerdem war sie – im Gegensatz zu Miss Gately – hier. So wie allerdings auch andere, nämlich Grace und Julia.
    Der Butler brachte ihnen die Zutaten für den Tee, und Chloe fragte sich, was er mit dem Kondom gemacht hatte.
    »Danke«, sagte Mrs Crescent. »Ich werde den Tee eingießen.« Als er gegangen war, warf Mrs Crescent Chloe einen ernsten Blick zu. »Wir haben es geschafft. Sie haben sich eine Tasse Tee redlich verdient.« Sie reichte Chloe eine Tasse mit klarem Wasser, das Zimmertemperatur hatte.
    »Sie haben vergessen, die Teeblätter darin ziehen zu lassen.«
    »Nein, das habe ich nicht, meine Liebe. Probieren Sie, bevor die Kameras uns aufstöbern.«
    Chloe nahm einen Schluck und spuckte die Flüssigkeit praktisch über ihre ganze Stickerei. »Wodka!«, rief sie. »Wodka! Wo haben Sie denn den um alles in der Welt her?«
    »Nun, das ist der Vorteil, wenn man seine Handarbeiten macht.« Mrs Crescent deutete auf eine Flasche Wodka im hinteren Teil des verschlossenen Nähschranks. Sie schloss die Schranktür und ließ sich auf den Zweisitzer fallen.
    Chloe dachte daran, dem Wodka einen Schuss Zitrone von ihrem Vorrat an Deodorant hinzuzufügen, doch dann kippte sie ihn herunter und nahm sich noch zwei, bevor ein Kameramann auf der Bildfläche erschien. »Prost, Mrs Crescent. Auf Sie. Und die Handarbeit.« Sie hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen, und der Alkohol stieg ihr sofort zu Kopf.
    Mrs Crescent hob mahnend einen Finger. »Sie müssen Ihren Tee wie eine zivilisierte Dame trinken. Langsam. Und das ist alles an ›Tee‹, was Sie bekommen – für heute Abend.«
    Chloe versuchte, so lange wie möglich ihren Wodka zu genießen. »Mrs Crescent, gibt es hier irgendwo einen Garten mit einem Gegenstand darin, der Licht und Schatten wirft?«
    Mrs Crescent schloss den Nähschrank mit einem Schlüssel ab, den sie in ihrem Pompadour aufbewahrte. »Ich glaube, ich bedaure bereits jetzt schon, Ihnen diesen Tee gegeben zu haben.«
    Chloe trank von der Teetasse. »Oder befindet sich vielleicht hier im Haus eine bemalte Uhr mit einem Garten?«
    Mrs Crescent schüttelte den Kopf und rieb sich den Bauch. »Oh, meine Liebe.«
    Der Wodka wärmte Chloe, hellte ihre Stimmung auf, stärkte ihre Zuversicht und ließ sie lockerer werden. Sie wusste, sie musste etwas unternehmen.
    Die Uhr in

Weitere Kostenlose Bücher