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Rendezvous mit Rama

Rendezvous mit Rama

Titel: Rendezvous mit Rama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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geschehen. Die Ozeane vertrocknen, die Atmosphäre sickert davon ...
    Für unsere Begriffe ist Rama enorm groß - aber dennoch ist er nur ein sehr kleiner Planet. Nach meinen Berechnungen, die auf den Leckverlusten durch die Hülle und einigen vernünftigen Hypothesen über die Geschwindigkeit des biologischen Zyklus beruhen, ergibt sich, dass die Ökologie Ramas nur etwa einige tausend Jahre lang überdauern konnte. Äußerstenfalls zehntausend.
    Das würde angesichts der Fluggeschwindigkeit von Rama ausreichen, um zwischen den dicht beieinander liegenden Sonnensystemen im Herzen der Galaxie herumzufliegen. Doch nicht hier außen zwischen den dünn gestreuten Sternenpopulationen der Spiralarme. Rama ist ein Schiff, das seine Vorräte erschöpfte, ehe es sein Ziel erreicht hatte. Es ist ein Wrack, das zwischen den Sternen dahintreibt.
    Es gibt nur einen einzigen ernstzunehmenden Einwand gegen diese Theorie, und ich werfe ihn selbst in die Debatte, ehe es jemand anders tut. Ramas Flugbahn zielt so genau auf das Sonnensystem ab, dass ein Zufall ausgeschlossen erscheint. In der Tat möchte ich sagen, dass Rama jetzt viel genauer auf die Sonne zustürzt, als uns lieb sein kann; die Endeavour wird sich lange vor dem Perihelium abkoppeln müssen, um eine Überhitzung zu vermeiden.
    Ich behaupte nicht, dass ich verstehe, was dahintersteckt. Vielleicht funktioniert noch irgendeine Zielrichtungsautomatik und lenkt Rama zu dem nächsten brauchbaren Stern, Äonen nachdem seine Erbauer tot sind.
    Und sie sind tot; ich wette meinen Ruf darauf. Alle Proben, die wir aus dem Inneren genommen haben, sind absolut steril - wir haben nicht einen einzigen Mikroorganismus gefunden. Und was das Gerede vom künstlichen Scheintod betrifft, von dem Sie vielleicht gehört haben, so können Sie das getrost ignorieren. Es gibt fundamentale Gründe dafür, dass eine Hibernation nur über ein paar knappe Jahrhunderte funktioniert- und wir haben es hier mit tausendmal längeren Zeiträumen zu tun.
    Deshalb brauchen sich die Pandorianer und ihre Sympathisanten keinerlei Sorgen zu machen. Ich für mein Teil bedaure dies. Es wäre wundervoll gewesen, einer anderen intelligenten Spezies zu begegnen.
    Doch wenigstens konnten wir eine uralte Frage beantworten: Wir sind nicht allein. Die Sterne werden für uns nie mehr dieselben sein.«

10 Abstieg in die Finsternis
    Commander Norton fühlte eine große Versuchung in sich - doch als Kapitän hatte er zuallererst für sein Schiff zu sorgen. Wenn bei dieser ersten Sondierung irgendetwas Wichtiges schiefgehen sollte, würde er davonlaufen müssen.
    So blieb also sein Zweiter Offizier, Kommandeurleutnant Mercer, als Alternative übrig. Norton gab bereitwillig zu, dass Karl für die Mission auch geeigneter sei.
    Mercer war die Kapazität auf dem Gebiet der Lebenserhaltungssysteme und hatte darüber einige Standardwerke verfasst. Er hatte persönlich unzählige Ausrüstungstypen - oft unter gefährlichsten Bedingungen - erprobt, und seine Bio-Rückkoppelungskontrolle war berühmt. Sekundenschnell konnte er seine Pulsfrequenz um fünfzig Prozent verringern und seine Atmung nahezu zehn Minuten lang auf fast null reduzieren. Diese nützlichen kleinen Tricks hatten ihm mehr als einmal das Leben gerettet.
    Doch bei all seinen Fähigkeiten und seiner Intelligenz fehlte es ihm doch beinahe vollkommen an Fantasie. Für ihn waren die gefährlichsten Experimente oder Missionen einfach nur Jobs, die erledigt werden mussten. Er ging nie ein unnötiges Risiko ein, und von dem, was man gemeinhin als Tollkühnheit bezeichnet, hielt er überhaupt nichts.
    Zwei Mottos auf seinem Schreibtisch demonstrierten die Quintessenz seiner Lebensphilosophie. Eine Notiz besagte: was hast du vergessen ? Die andere: trage zur Ausrottung der Tollkühnheit bei ! Die Tatsache, dass man ihn vielfach als den tapfersten Mann der ganzen Raumflotte betrachtete, war das Einzige, was ihn je in Zorn versetzt hatte.
    Mit der Entscheidung für Mercer stand automatisch auch der nächste Mann fest: sein von ihm unzertrennlicher Gefährte Leutnant Joe Calvert. Man konnte nicht leicht begreifen, was die beiden verband: Der zierliche, ziemlich empfindliche und reizbare Navigationsoffizier war zehn Jahre jünger als sein schwerfälliger, durch nichts aus der Ruhe zu bringender Freund, der Joes leidenschaftliches Interesse an der Kunst des primitiven Films durchaus nicht teilte.
    Aber keiner weiß, wo der Blitz einschlägt, und so hatten Mercer und Calvert

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