Rendezvous mit Rama
Wer waren diese Wesen - und was ist schief gelaufen ?«
Hier endete der Bericht. Auf der Erde und dem Mond lehnten sich die Mitglieder des Rama-Komitees entspannt in ihren Sesseln zurück. Dann begannen sie die vor ihnen ausgebreiteten Karten und Fotos zu untersuchen. Obwohl sie dies bereits seit ein paar Stunden taten, bot ihnen doch die Stimme von Commander Norton einen zusätzlichen Eindruck, den kein Foto zu geben vermochte. Er war wirklich dort gewesen, er hatte mit eigenen Augen über diese außerordentliche verkehrte Welt geblickt in jenen kurzen Augenblicken, da ihre äonenalte Nacht von den Leuchtsonden erhellt worden war. Und er war der Mann, der alle Expeditionen zur Erforschung dieser Welt leiten würde.
»Dr. Perera, ich denke, Sie haben dazu ein paar kommentierende Anmerkungen zu machen?«
Botschafter Bose fragte sich einen Moment lang, ob er nicht zunächst Professor Davidson als dem Nestor unter den Wissenschaftlern und dem einzigen Astronomen das Wort hätte erteilen sollen. Doch dieser alte Kosmologe schien noch immer unter einem leichten Schock zu stehen und hatte sich offensichtlich noch nicht wieder gefangen. Während seiner ganzen wissenschaftlichen Laufbahn hatte Professor Davidson das Universum lediglich als Arena für die gigantischen unpersönlichen Kräfte der Schwerkraft, des Magnetismus, der Strahlung betrachtet. Niemals hatte er geglaubt, dass das Leben in der Anordnung der Dinge eine wesentliche Rolle spielte, und er hatte das Auftreten von Leben auf der Erde, dem Mars und dem Jupiter als eine nur zufällige Verirrung angesehen.
Doch nun gab es den Beweis, dass Leben nicht nur außerhalb des Sonnensystems existierte, sondern sogar ein Niveau erreicht hatte, das weit über allem lag, was die Menschheit bislang erreicht hatte - oder in künftigen Jahrhunderten zu erreichen hoffen durfte. Mehr noch, die Entdeckung Ramas brachte ein weiteres Dogma Professor Davidsons ins Wanken, eines, das er seit Jahren verfocht. Wenn man ihn bedrängte, pflegte er wohl widerstrebend einzugestehen, dass es möglicherweise auch in anderen Stellarsystemen Leben geben könne - doch sei es absurd anzunehmen, hatte er stets behauptet, dass dieses Leben jemals die interstellaren Abgründe zu überbrücken imstande sei...
Vielleicht war ja genau dies den Ramanern misslungen, wenn Commander Norton mit seiner Vermutung recht hatte, dass ihre Welt jetzt ein riesiges Grab sei. Aber sie hatten doch zumindest die Heldentat gewagt, und das mit einem Aufwand, der auf eine große Erfolgserwartung schließen ließ. Und wenn etwas Derartiges einmal geschehen war, dann musste es ohne Zweifel in dieser Galaxie von hunderttausend Millionen von Sonnen öfter geschehen sein ... und irgendjemand würde irgendwo einmal erfolgreich sein.
Diese These hatte Dr. Carlisle Perera seit Jahren, ohne Beweismaterial zwar, aber mit einem beträchtlichen Aufwand an Gestikulation gepredigt. Jetzt war er sehr glücklich, wenn auch zugleich ziemlich frustriert. Rama hatte auf spektakuläre Weise seine Ansichten bestätigt, aber er selbst würde diese Welt niemals betreten oder sie auch nur mit eigenen Augen sehen können. Wenn plötzlich der Teufel aufgetaucht wäre und ihm die Fähigkeit der sofortigen Teleportation angeboten hätte, Perera hätte den Vertrag unterschrieben, ohne sich um das Kleingedruckte zu kümmern.
»Jawohl, Exzellenz, ich glaube, dass ich einige interessante Informationen vorlegen könnte. Wir haben es hier zweifellos mit einer >Raumarche< zu tun. In der astronautischen Literatur ist dies eine uralte Vorstellung. Es ist mir gelungen, sie bis auf den britischen Physiker J. D. Bernal zurückzuverfolgen, der bereits 1929 in einem Buche diese Methode interstellarer
Kolonisierung vorschlug. Ja, vor über zweihundert Jahren. Und der große russische Pionier Ziolkowski machte sogar noch früher fast die gleichen Vorschläge.
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten von einem Sternsystem zu einem anderen zu kommen. Angenommen, die Lichtgeschwindigkeit ist ein absolutes Limit, und diese Frage ist immer noch nicht definitiv geklärt, was immer Sie auch an Gegenteiligem gehört haben mögen« - von Professor Davidson kam ein entrüstetes Schnauben, aber kein artikulierter Einwand »dann kann man eine schnelle Reise in einem kleinen Fahrzeug oder eine langsame in einem riesigen Schiff machen.
Es gibt keinen technischen Grund, warum Raumschiffe nicht bis zu neunzig Prozent oder sogar noch höher sich der Lichtgeschwindigkeit
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