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Rendezvous mit Rama

Rendezvous mit Rama

Titel: Rendezvous mit Rama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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gesamte Szenerie dieses merkwürdigen Planeten.
    Selbst in den wenigen Minuten des Nachdenkens waren die Veränderungen innerhalb Ramas weitergegangen. Von der See stieg nun Dunst auf. Die ersten paar hundert Meter krümmten sich die geisterhaften weißen Wolken deutlich in der Umdrehungsrichtung von Rama, dann lösten sich die Kondensationen in turbulenten Wirbeln auf, wo die aufsteigende Luft ihre überschüssige Geschwindigkeit loszuwerden versuchte, und dann begannen die >Passatwinde< in dieser
    zylindrischen Welt ihre Zeichen in den Himmel zu schreiben. Der erste tropische Orkan seit undenkbaren Zeiten war kurz vor seinem Ausbruch.

19 Warnung vom Merkur
    Seit Wochen war es das erste Mal, dass alle Mitglieder des Rama-Komitees sich einfanden. Professor Solomons war aus den Tiefen des Pazifik aufgetaucht, wo er Operationen des Erzabbaus in den mittelozeanischen Gräben untersucht hatte. Und keiner war überrascht, dass Dr. Taylor wieder dazu gestoßen war, nun da Rama vielleicht doch mit etwas aufzuwarten hatte, was einen größeren Neuigkeitswert für Presse und Fernsehen versprach als tote Artefakte.
    Der Präsident hatte fest damit gerechnet, dass Dr. Carlisle Perera nun noch dogmatischer und anmaßender sein werde, nachdem sich seine Prognose des Orkans in Rama bestätigt hatte. Doch zum Erstaunen Seiner Exzellenz war Perera merkwürdig zurückhaltend und nahm die Glückwünsche seiner Kollegen mit einer Verlegenheit entgegen, die man ihm gar nicht zugetraut hätte.
    Der Exobiologe schien zutiefst gedemütigt: Denn der spektakuläre Eisbruch der Zylindrischen See war ein sehr viel gravierenderes Phänomen - und er hatte es völlig außer Acht gelassen. Dass er sich zwar daran erinnert hatte, dass heiße Luft aufsteigt, jedoch vergessen hatte, dass sich erwärmendes Eis zusammenzieht, das war nicht gerade ein Ruhmesblatt für ihn. Aber sicher würde er den Schlag bald verwinden und zu seiner gewohnten olympischen Selbstsicherheit zurückfinden.
    Als der Vorsitzende ihm das Wort erteilte und ihn fragte, welche weiteren klimatischen Veränderungen er erwarte, hütete er sich vor allzu detaillierten Prognosen.
    »Sie müssen sich vorstellen«, sagte er, »dass die meteorologischen Zusammenhänge einer so fremdartigen Welt, wie es
    Rama ist, noch viele Überraschungen für uns bereithalten können. Doch wenn meine Berechnungen stimmen, wird es keine weiteren Stürme geben, und die Zustände werden bald stabil sein. Es wird einen leichten Temperaturanstieg geben, bis das Perihelium erreicht ist - und natürlich auch danach doch das soll uns nicht beschäftigen, da die Endeavour längst vorher abdocken muss.«
    »Also wird man bald ohne Gefahr wieder ins Innere gehen können?«
    »Hm - möglicherweise. In achtundvierzig Stunden werden wir es definitiv wissen.«
    »Wir müssen unbedingt zurückkehren«, sagte der Gesandte des Merkurs. »Wir müssen so viel wie möglich über Rama in Erfahrung bringen. Die Situation ist jetzt völlig verändert.«
    »Ich glaube, wir alle wissen, was Sie damit meinen, doch könnten Sie vielleicht etwas deutlicher werden?«
    »Aber sicher. Bisher haben wir angenommen, dass Rama ohne Leben sei - oder doch zumindest ein Körper ohne Kontrolle. Aber jetzt können wir nicht länger voraussetzen, dass es sich dabei um ein Wrack handelt. Selbst wenn es an Bord keine Formen von Leben gibt, wird doch das Schiff möglicherweise von Robotermechanismen gelenkt, die eigens dazu programmiert sind, eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen - vielleicht eine, die für uns äußerst nachträglich sein könnte. So bitter die Pille für uns auch sein mag, wir müssen die Frage unserer Verteidigung in Betracht ziehen.«
    Es erhob sich ein Gewirr protestierender Stimmen, und der Vorsitzende musste die Hände heben, um die Ruhe wiederherzustellen.
    »Lassen Sie Seine Exzellenz zu Ende sprechen!«, gebot er. »Ob uns die Vorstellung passt oder nicht, wir sollten sie zumindest ernsthaft bedenken.«
    »Bei allem gebührenden Respekt vor dem Botschafter«, warf Dr. Conrad Taylor in äußerst respektlosem Ton ein, »glaube ich doch, dass wir die Befürchtung einer bösartigen Intervention als reichlich naive Vorstellung abtun können. Geschöpfe, die so weit fortgeschritten sind wie die Ramaner, müssen gleichzeitig auch moralisch hoch entwickelt sein. Sonst hätten sie sich selbst vernichtet - wie die Menschheit das im zwanzigsten Jahrhundert beinahe getan hätte. Ich habe diesen Zusammenhang in meinem neuesten Buch

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