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Rendezvous mit Rama

Rendezvous mit Rama

Titel: Rendezvous mit Rama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Ethos und Kosmos ganz eindeutig klargestellt. Ich hoffe, Sie alle haben Ihr Exemplar erhalten.«
    »Doch, ja, vielen Dank. Allerdings muss ich leider sagen, dass die Last anderer Aufgaben mir nicht gestattete, mehr als die Einleitung zu lesen. Ich bin jedoch mit der Grundproblematik wohlvertraut. Wir haben ja kaum bösartige Absichten einem Ameisenhaufen gegenüber. Doch wenn wir an der gleichen Stelle ein Haus bauen wollen ...«
    »Das ist ja so übel wie die Pandora-Partei! Es ist nichts anderes als interstellare Xenophobie!«
    »Meine Herren, ich bitte Sie! Das führt uns doch nicht weiter. Exzellenz, Sie haben noch immer das Wort.«
    Der Vorsitzende blitzte über einen räumlichen Abgrund von dreihundertachtzigtausend Kilometern Conrad Taylor zornig an, der widerwillig nachgab, wie ein Vulkan, der seine Zeit abwartet.
    »Danke«, sagte der Botschafter des Merkurs. »Die Gefahr mag ja gering sein, doch wo es um die Zukunft der menschlichen Rasse geht, dürfen wir kein Risiko eingehen. Und dann sind wir Hermianer, wenn ich mich einmal so ausdrücken darf, ganz besonders betroffen. Wir haben vielleicht mehr Grund als alle anderen, alarmiert zu sein.«
    Dr. Taylor schnaubte hörbar durch die Nase, wurde jedoch von einem weiteren Zornesblick vom Mond gebändigt.
    »Wieso der Merkur mehr als ein anderer Planet?«, fragte der Präsident.
    »Betrachten Sie doch einmal das Kräftespiel der Situation.
    Rama bewegt sich bereits innerhalb unserer Umlaufbahn. Und bisher ist es nur eine Vermutung, dass er die Sonne umkreisen und dann wieder in den Weltraum hinaus steuern wird. Nehmen wir doch an, dass er ein Bremsmanöver durchführt? Und wenn das eintritt, dann auf dem Perihelium, also in dreißig Tagen von heute an gerechnet. Meine Wissenschaftler sagen mir, für den Fall, dass die gesamte Geschwindigkeitsänderung dort stattfindet, wird Rama auf einer Kreisbahn von nur fünfundzwanzig Millionen Kilometern Entfernung zur Sonne enden. Und von dort aus könnte er das gesamte Sonnensystem beherrschen.«
    Lange Zeit sagte niemand ein Wort - nicht einmal Conrad Taylor. Alle Mitglieder des Komitees dachten nach über diese schwierigen Leute, die Hermianer, die ihr Botschafter so bemerkenswert gut repräsentierte.
    Für die meisten Menschen kam der Merkur der Vorstellung von der Hölle ziemlich nahe; zumindest würde das so lange der Fall sein, bis man etwas noch Schlimmeres entdeckte. Doch die Hermianer selbst waren stolz auf ihren grotesken Planeten, auf dem die Tage länger dauerten als Jahre, der doppelte Sonnenauf- und Untergänge hatte und Flüsse aus geschmolzenem Metall... Im Vergleich dazu waren Mond und Mars fast banale Abenteuer gewesen. Und wenn erst die Menschen auf der Venus landen würden (falls das je der Fall sein sollte), würden sie auf eine noch feindlichere Welt stoßen als die des Merkurs.
    Und doch hatte sich diese Welt in vielerlei Hinsicht als der Schlüssel zum Sonnensystem erwiesen. Nachträglich schien dies selbstverständlich, doch war das Raumzeitalter schon beinahe hundert Jahre alt, ehe diese Tatsache erkannt wurde. Und nun sorgten die Hermianer dafür, dass sie nicht in Vergessenheit gerieten.
    Lange bevor Menschen den Planeten erreichten, wies die enorme Dichte des Merkurs auf die schweren Elemente hin, die er besaß; aber noch heute war man allgemein über ihre Menge erstaunt und schlug die Befürchtung der Menschheit für weitere tausend Jahre in den Wind, die Schlüsselmetalle für die Zivilisation könnten eines Tages erschöpft sein. Und alle diese Reichtümer lagen am günstigsten Platz, dort, wo die Sonnenenergie zehnmal so stark wirkte wie auf der kalten Erde.
    Unbegrenzte Energie - unbegrenzte Metallvorkommen: Das war der Merkur. Seine großen Magnet-Raketenbasen konnten Industrieprodukte an jeden beliebigen Punkt des Sonnensystems katapultieren. Er konnte auch Energie in Form synthetischer Transuran-Isotope oder als reine Strahlung exportieren. Jemand hatte sogar den Vorschlag unterbreitet, dass mit Laser vom Merkur eines Tages der gigantische Jupiter aufgetaut werden könnte, aber dieser Vorschlag stieß bei den anderen Planeten nicht auf Zustimmung. Eine Technologie, die den Jupiter >kochen< konnte, besaß zu viele verführerische Anreize zur interplanetaren Erpressung.
    Dass diese Besorgnis jemals in Worte gefasst worden war, bewies recht deutlich die allgemeine Einstellung den Hermianern gegenüber. Man respektierte sie für ihre Härte und ihre Fähigkeiten als Ingenieure, und man

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