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Rendezvous mit Rama

Rendezvous mit Rama

Titel: Rendezvous mit Rama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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er innerhalb weniger Stunden abdocken. Allerdings würde er dies nur unter schärfstem Protest und auf direkten Befehl des Oberkommandierenden hin tun.
    Langsam und tief in Gedanken versunken ging er zu dem improvisierten Lebenserhaltungsgerät hinüber und ließ die Nachricht in eine Elektrosan-Toilette fallen. Der leuchtende Laserblitz, den er durch den Spalt unter dem Sitzdeckel sehen konnte, verriet ihm, dass den Sicherheitsbestimmungen Genüge geschehen war. Es ist doch zu blöd, sagte er sich, dass man nicht alle Probleme so rasch und so hygienisch aus der Welt schaffen kann.

37 Die Rakete
    Die Rakete war noch fünf Millionen Kilometer weit entfernt, als der Schein ihrer Plasma-Bremsdüsen im Hauptteleskop der Endeavour deutlich sichtbar wurde. Inzwischen war das Geheimnis publik geworden, und Norton hatte widerwillig die zweite und möglicherweise letzte Evakuierung aus Rama befohlen; doch er beabsichtigte nicht eher abzudocken, bis ihm die Ereignisse keine andere Wahl ließen.
    Als das Bremsmanöver beendet war, befand sich der unwillkommene Gast vom Merkur nur noch fünfzig Kilometer von Rama entfernt und führte offensichtlich mittels seiner Fernsehkameras eine genaue Überprüfung durch. Man konnte diese Kameras genau erkennen - eine am Bug und eine am Heck, ebenso mehrere kleine Rundstrahlantennen und eine große Richtantenne, die beständig auf den fernen Planeten Merkur gerichtet war. Norton fragte sich, was für Anordnungen wohl über diesen Leitstrahl ankommen und was für Informationen zurücklaufen mochten.
    Aber eigentlich konnten die Hermianer ja gar nichts herausbringen, was sie nicht sowieso schon wussten; sämtliche Entdeckungen, die die Endeavour gemacht hatte, waren im ganzen Sonnensystem verbreitet worden. Dieses Raumfahrzeug - es hatte sämtliche Geschwindigkeitsrekorde gebrochen, um hierher zu gelangen - konnte nur der verlängerte Arm sein für die Absichten und Pläne seiner Konstrukteure, ein Instrument, das ihren Zielen diente. Und diese Ziele würde man bald kennen, denn in drei Stunden beabsichtigte der Botschafter des Merkurs, die Generalversammlung der United Planets zu informieren.
    Offiziell gab es die Rakete noch gar nicht. Sie hatte keine Erkennungszeichen und sendete nicht auf Standardfrequenz. Dies war ein schwerer Bruch der Vereinbarungen, aber noch nicht einmal SPACEGUARD hatte bisher formell Protest erhoben. Alle warteten nervös und ungeduldig darauf, was die Leute vom Merkur weiter tun würden.
    Drei Tage waren vergangen, seit die Existenz - und die Herkunft - der Rakete bekannt waren; doch die ganze Zeit hatten sich die Hermianer in ein hartnäckiges Schweigen gehüllt. Sie waren Meister darin, wenn es ihren Zielen diente.
    Einige Psychologen hatten die Behauptung aufgestellt, dass es nahezu unmöglich sei, die Mentalität von Menschen ganz zu verstehen, die auf dem Merkur geboren wurden. Die Hermianer waren für alle Zeit von der Erde durch deren dreimal höhere Schwerkraft verbannt; sie konnten vom Mond aus über diese schmale Schlucht auf den Planeten ihrer Vorfahren (ja zum Teil sogar ihrer Eltern) schauen, doch sie konnten ihn niemals besuchen. Darum behaupteten sie selbstverständlich, dass sie dies gar nicht wollten.
    Sie gaben vor, den sanften Regen zu verachten, die wogenden Felder, die Seen und Meere, den blauen Himmel - Dinge, die sie überhaupt nur aus Aufzeichnungen kannten. Da ihr Planet von so hoher Sonnenenergie überflutet wurde, dass die Tagestemperatur oftmals sechshundert Grad erreichte, legten sie sich eine affektierte angeberische Hartgesottenheit zu, die ernsthafter Nachforschung keinen Augenblick lang standhielt. Tatsächlich neigten sie zu körperlicher Schwächlichkeit, da sie ja nur überleben konnten, wenn sie völlig gegen ihre Umgebung abgeschirmt waren. Ein Hermianer würde in einem Gebiet in Äquatornähe auf der Erde an einem heißen Tag sehr rasch außer Gefecht gesetzt werden, selbst wenn er die Schwerkraft vertragen könnte.
    Aber wo es wirklich darauf ankam, waren die Hermianer unglaublich zäh. Der psychologische Druck, den dieser wild pulsierende Stern, die Sonne, in so großer Nähe auf sie ausübte, die technischen Probleme der Unterwerfung dieses so abweisenden Planeten, dem man sämtliche Lebensnotwendigkeiten entreißen musste - all dies zusammen hatte zu einer spartanischen und in vielerlei Hinsicht höchst bewundernswerten Kultur geführt. Auf die Hermianer konnte man sich verlassen: Wenn sie etwas versprachen, dann hielten

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