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Rendezvous mit Rama

Rendezvous mit Rama

Titel: Rendezvous mit Rama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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können doch sowas prima, Pieter. Der Skipper wartet darauf.«
    Pieter nahm die Dose wiegend in die Hand und sagte: »Ich hoffe, Sie haben genügend Masse hineingesteckt. Manchmal bleiben sie auf der ersten Terrasse stecken.«
    »Nun, Sie sind doch der Fachmann.«
    Und das stimmte nur zu genau. Die Beobachter an der Nabe hatten ausreichend Gelegenheit gehabt zu üben, wie man kleinere Gegenstande hinunterschickte, die vergessen worden waren oder dringend benötigt wurden. Der Trick bestand darin, sie sicher über den Bereich der Schwerelosigkeit hinauszubefördern und darauf zu achten, dass danach, wahrend der acht Kilometer langen Rollstrecke abwärts, der Corioliseffekt sie nicht zu weit von dem Lager, für das sie bestimmt waren, abtrieb.
    Pieter suchte festen Halt, packte die Dose und schleuderte sie den Abhang hinunter. Er zielte nicht direkt auf Camp Alpha, sondern fast in einem Winkel von dreißig Grad daneben.
    Beinahe sofort nahm der Luftwiderstand der Dose die Anfangsgeschwindigkeit, doch dann begann die Pseudoschwerkraft Ramas zu wirken, und sie bewegte sich mit konstanter Geschwindigkeit abwärts. Einmal prallte sie am Fuß der Leiter auf und vollführte einen Zeitlupensprung über die erste Terrasse hinaus.
    »Jetzt ist es okay«, sagte Pieter. »Wollen Sie wetten?«
    »Nein«, lautete die prompte Antwort. »Sie kennen sich zu gut aus.«
    »Das ist aber unsportlich von Ihnen. Aber ich sage Ihnen jetzt schon - die Büchse wird innerhalb von dreihundert Metern von Camp Alpha liegen bleiben.«
    »Das scheint mir nicht sehr nahe.«
    »Versuchen Sie's doch gelegentlich mal. Ich hab mal gesehen, wie Joe ein paar Kilometer vorbeigeschossen hat.«
    Die Dose hüpfte jetzt nicht mehr; die Schwerkraft hatte so weit zugenommen, dass sie nun an der gebogenen Innenfläche der Nordkappe zu kleben schien. Als sie die zweite Terrasse erreicht hatte, rollte sie mit etwa zwanzig bis dreißig Stundenkilometern dahin und hatte damit die höchste Geschwindigkeit erreicht, die die Reibung zulassen würde.
    »Und jetzt müssen wir warten«, sagte Pieter und setzte sich wieder an sein Teleskop, um die >Luftpostbombe< im Auge zu behalten. »In zehn Minuten wird sie dort sein. Ah, hier kommt der Skipper - ich habe mich daran gewöhnt und kann Leute sogar aus diesem Winkel erkennen - jetzt schaut er zu uns rauf.«
    »Ich habe den Eindruck, dieses Teleskop vermittelt Ihnen eine Art Machtgefühl!«
    »Aber ja doch. Ich bin der Einzige, der alles weiß, was sich in Rama tut. Jedenfalls habe ich geglaubt, dass ich es weiß.« Pieters Summe klang anklagend, er warf Kirchoff einen vorwurfsvollen Blick zu.
    »Wenn es Sie glücklich macht, der Skipper hat gemerkt, dass er keine Zahnpasta mehr hat.«
    Danach schlief das Gespräch ein. Schließlich aber sagte Pieter: »Ich wollte, Sie hätten die Wette angenommen ... er braucht bloß fünfzig Meter weit zu gehen .. .jetzt sieht er sie ... Auftrag ausgeführt.«
    »Danke, Pieter. Sehr gute Leistung. Und jetzt können Sie sich wieder schlafen legen.«
    »Was heißt hier schlafen! Ich habe bis 4.00 Uhr Wache!«
    »Tut mir sehr leid - aber Sie müssen geschlafen haben. Oder wie erklären Sie sich sonst, dass Sie all das geträumt haben?«
    SPACE SURVEY HAUPTQUARTIER AN COMMANDER SS ENDEAVOUR . PRIORITÄT AAA. GEHEIMSTUFE NUR FÜR KAPITÄN. KEINE AUFZEICHNUNG PER DAUERREKORDER.
    SPACEGUARD BERICHTET ULTRASCHNELLES RAUMFAHRZEUG OFFENBAR VOR ZEHN ODER ZWÖLF TAGEN VON MERKUR GESTARTET UM RAMA ABZUFANGEN. FALLS KEINE FLUGBAHNÄNDERUNG EINTREFFEN FÜR DATUM 322 TAGE 15 STUNDEN BERECHNET. KANN NÖTIG WERDEN DASS SIE VORHER EVAKUIEREN. WEITERE ANWEISUNGEN FOLGEN.
    OBERKOMMANDO
    Norton las die Nachricht ein halbes Dutzend Mal durch, um sich das Datum einzuprägen. Es fiel in Rama schwer, das Zeitgefühl nicht zu verlieren; er musste auf seine Kalenderuhr sehen, um herauszufinden, dass heute der Tag 315 war. Damit blieb ihnen nur noch eine Woche ...
    Die Nachricht war niederschmetternd, nicht nur wegen ihres Inhalts, sondern auch wegen der Implikationen. Die Hermianer hatten einen heimlichen Start vorgenommen - was an und für sich bereits ein Bruch der Weltraumgesetze war. Die Schlussfolgerung war eindeutig: Ihr >Raumfahrzeug< konnte nur eine Vernichtungsrakete sein.
    Aber warum? Es war unvorstellbar - also beinahe unvorstellbar dass sie es riskieren würden, die Endeavour in Gefahr zu bringen, also würde er aller Wahrscheinlichkeit nach von den Hermianern gründlich gewarnt werden. Im Notfall konnte

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