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Rendezvous mit Rama

Rendezvous mit Rama

Titel: Rendezvous mit Rama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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ausrichtete. Aber es war unmöglich, Ramas Größe abzuschätzen, da er so völlig glatt und strukturlos war - dermaßen ohne bestimmte Züge, dass es schwerfiel zu sagen, ob er wirklich rotierte.
    Einhundert Sekunden Aktionszeit waren vergangen; Rodrigo näherte sich der Halbwegmarke. Die Rakete lag noch immer zu weit entfernt, als dass man Einzelheiten hätte erkennen können, doch wirkte sie nun viel leuchtender vor dem jettschwarzen Himmel. Es war merkwürdig, dass keine Sterne zu sehen waren - nicht einmal die schimmernde Erde oder die blendende Venus; die dunklen Filter zum Schutz seiner Augen vor dem tödlich grellen Glanz machten dies unmöglich. Rodrigo hatte die Vermutung, dass er dabei war, einen Rekord zu brechen; wahrscheinlich hatte nie zuvor ein Mensch so nahe der Sonne außerhalb eines Raumschiffs gearbeitet. Er hatte Glück, dass die Sonnenaktivität gering war.
    Bei zwei Minuten und zehn Sekunden begann das Wendelämpchen zu blinken, der Schub fiel auf null, der Skooter drehte sich um hundertachtzig Grad herum. Sofort kam wieder voller Schub, doch jetzt bremste er das Fahrzeug mit der gleichen irren Geschwindigkeit von drei Metern pro Sekunde rapide ab -j a eigentlich noch schneller, da er ja fast die Hälfte der Antriebsmasse verloren hatte. Die Rakete lag noch fünfundzwanzig Kilometer weit weg; noch zwei Minuten, und er würde sie erreicht haben. Er hatte eine Höchstgeschwindigkeit von fünfzehnhundert Stundenkilometern geschafft - für einen Skooter war das absoluter Irrsinn, und wahrscheinlich brach er damit einen weiteren Rekord. Aber schließlich war sein Unternehmen kaum als eine Routine -EVA zu bezeichnen, und er wusste haargenau, was er tat.
    Die Rakete wuchs immer mehr; jetzt konnte er auch die Hauptantenne sehen, die unbeirrbar auf den fernen Planeten Merkur gerichtet stand. Während der letzten drei Minuten waren die Bilder seiner Annäherung mit Lichtgeschwindigkeit über ihren Leitstrahl gesendet worden. Nun würde es noch zwei Minuten dauern, bevor die Signale den Merkur erreicht hatten.
    Was würden die Hermianer tun, wenn sie ihn sahen? Es würde Bestürzung herrschen, ganz ohne Frage; sie würden natürlich sofort wissen, dass er mit der Bombe mehrere Minuten früher Kontakt aufgenommen hatte, ehe sie überhaupt wissen konnten, dass er unterwegs war. Wahrscheinlich würde ein Wachtposten im Dienst seine Vorgesetzten informieren - das würde weitere Zeit in Anspruch nehmen. Doch selbst im denkbar schlimmsten Fall - selbst wenn der Dienst habende Offizier autorisiert sein sollte, die Bombe zu zünden, und wenn er unmittelbar auf den Auslöseknopf drückte - würde es noch weitere fünf Minuten dauern, bis das Signal eintraf.
    Obgleich Rodrigo keine Wette darauf eingehen mochte - die Kosmo-Christen waren alles andere als Spielernaturen war es doch ziemlich sicher, dass eine solche sofortige Reaktion nicht erfolgen werde. Die Hermianer würden zögern, ein Aufklärungsfahrzeug von der Endeavour zu vernichten, auch wenn sie seinen Absichten misstrauten. Sie würden ohne Zweifel zunächst einmal den Versuch unternehmen, irgendwie Kontakt aufzunehmen. Und auch das würde eine Verzögerung bedeuten.
    Außerdem gab es einen noch plausibleren Grund: Die Hermianer würden nicht eine Gigatonnenbombe für einen armseligen Skooter verschwenden. Und es würde eine nutzlose Verschwendung sein, wenn die Bombe zwanzig Kilometer von ihrem vorgesehenen Ziel detonierte. Sie würden das Ding erst bewegen müssen. Also, er hatte wirklich massig Zeit... aber er würde vorsichtshalber mit dem Schlimmsten rechnen.
    Er würde vorgehen, als werde der Auslöseimpuls in der kürzesten möglichen Zeitspanne eintreffen - also innerhalb von fünf Minuten.
    Während der Skooter sich die letzten paar hundert Meter heranschlich, verglich Rodrigo rasch die Einzelheiten, die er nun wahrnehmen konnte, mit dem, was er auf den Fotos aus weiter Entfernung gesehen hatte. Was zuvor nur ein Sortiment von Bildern gewesen war, verwandelte sich nun in hartes Metall und glatten Kunststoff. Es war nicht länger etwas Abstraktes, sondern eine tödliche Wirklichkeit.
    Die Rakete war ein Zylinder von etwa zehn Metern Länge und drei Metern Durchmesser-durch einen seltsamen Zufall waren dies beinahe die gleichen Proportionen wie die Ramas. Sie war an dem Rahmenwerk der Trägerrakete durch offene Verstrebungen von kurzen T-Stützen befestigt. Aus irgendeinem Grund - wahrscheinlich wegen dem Schwergewichtspunkt der Masse - stand die

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