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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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ausgerichtet, dass aus dem Scheuneninnern alle nahegelegenen Straßen sichtbar waren.
    »Märchenhaft!«, sagte Francesca und machte Bilder von Nicole durch die Wand.
    »Dr. Takagishi sagte mir immer«, erklärte Nicole und trat in die Scheune, »dass man unmöglich glauben könne, New York diene keinem Zweck. Das übrige Rama? Vielleicht. Aber niemand würde so viel Zeit und Mühe ohne bestimmten Grund aufwenden.«
    »Das kling ja beinahe gläubig«, sagte Francesca.
    Nicole blickte ihre italienische Kollegin ruhig an. Sie stichelt, sagte sie sich. Es ist ihr piepegal, was ich glaube. Wahrscheinlich auch, was irgendjemand sonst glaubt.
    »He, schau mal da!«, rief Francesca nach kurzem Schweigen. Sie war ein paar Schritte weit in die Scheune hineingegangen und deutete nun nach unten. Nicole trat zu ihr. Zu ihren Füßen tat sich eine schmale rechteckige Grube auf; sie war etwa fünf Meter lang, anderthalb Meter breit und ziemlich tief, so an die acht Meter. Ihr Boden war großenteils dunkel. Die Wandung fiel glatt und ohne sichtbare Kehlung ab.
    »Da, dort drüben ist noch eine. Und dort auch ...« Über die Südhälfte des Scheunenbodens verstreut lagen da insgesamt neun völlig gleichgeformte Gruben. Im Nordteil dagegen lagen in genau bemessener Anordnung neun kleine Kugeln auf dem Boden. Nicole ertappte sich bei dem Wunsch nach einer Erläuterung, nach irgendeiner Gebrauchsanweisung, die ihr die Bedeutung und den Zweck dieser Objekte erklären würden. Sie begann sich etwas verloren vorzukommen.
    Sie hatten die Scheune fast zur vollen Länge durchschritten, als sie aus ihren Kommunikatoren das schwache Notsignal hörten. »Bestimmt haben sie Dr. Takagishi gefunden«, rief Nicole laut und lief aus der Scheune. Kaum war sie nicht mehr unter dem Dach, sprengte ihr die Lautstärke des Notrufs fast das Trommelfell. »Okay, okay«, gab sie zurück. »Wir hören euch. Was ist los?«
    »Wir versuchen seit über zwei Minuten, euch zu erreichen«, hörte sie Richard Wakefields Stimme. »Wo, zum Teufel, habt ihr gesteckt? Ich habe den Notruf nur wegen der größeren Verstärkung benutzt.«
    »Wir befanden uns im Innern dieser erstaunlichen Scheune«, antwortete Francesca in Nicoles Rücken. »Es ist wie in einer surrealistischen Welt ... Einwegspiegel und abstruse Reflektionen ...«
    »Großartig«, unterbrach Wakefield, »aber wir haben jetzt nicht die Zeit für ein Schwätzchen. Die beiden Ladys werden sich sogleich zum nächstgelegenen Punkt der Zylindersee aufmachen. Ein Hubschrauber wird Sie dort in zehn Minuten aufnehmen. Wir würden ja direkt nach New York reinfliegen, wenn es dort einen Landeplatz gäbe.«
    »Warum?«, fragte Nicole. »Was soll die plötzliche Eile?«
    »Könnt ihr von eurem Standort aus den Südpol sehen?«
    »Nein. Zu viele hohe Gebäude dazwischen.«
    »Bei den kleinen Hörnern geschieht etwas Seltsames. Gewaltige Lichtbögen springen von einer Spitze zur anderen. Ein beeindruckendes Schauspiel. Und wir alle haben so das Gefühl, dass sich bald etwas Ungewöhnliches tun wird.« Richard zögerte eine Sekunde. »Ihr solltet auf dem schnellsten Weg New York verlassen.«
    »Okay«, erwiderte Nicole. »Wir sind schon unterwegs.«
    Sie schaltete den Sender aus und wandte sich Francesca zu. »Haben Sie bemerkt, wie laut das Notsignal war, sobald wir aus der Scheune heraus waren?« Und nach kurzem Überlegen: »Der Stoff in Dach und Wänden schirmt Funksignale ab.« Dann hellte sich ihr Gesicht auf. »Und das erklärt, was mit Takagishi los ist - er muss in so einer Scheune oder was Derartigem sein.«
    Francesca schien ihrem Gedanken nicht zu folgen. »Na schön, und?«, sagte sie und machte einen letzten Panorama-schwenk mit der Videokamera über die Scheune. »Das ist doch jetzt wirklich nicht wichtig. Wir müssen schleunigst hier raus zum Hubschrauber!«
    »Aber vielleicht ist er hier in einer von diesen Gruben«, sprach Nicole erregt weiter. »Na klar, so könnte es passiert sein. Er war nachts unterwegs. Vielleicht ist er abgestürzt... Warten Sie hier!«, sagte sie zu Francesca. »Ich brauch bloß eine Minute.«
    Nicole stürzte in die Scheune zurück und beugte sich über den Rand eines der Löcher. Sie stützte sich an der Kante mit der Hand ab und lenkte den Strahl ihrer Lampe hinab. Da war etwas auf dem Grund! Sie wartete, bis ihre Augen scharf sahen. Da unten lag irgendwelches Material auf einem Haufen. Rasch begab sie sich zur nächsten Grube. »Doktor Takagishi!«, rief Nicole. »Sind Sie

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