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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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durch Erfahrung gelernt, dass es vorzuziehen sei, Nicole nicht mit irgendwelchen ernsten Dingen zu kommen, ehe sie nicht ihren morgendlichen Kaffee getrunken hatte. Jetzt blinzelte sie Richard verschlafen an, dessen kleiner Scheinwerferkegel auf den Boden zwischen den beiden Schlafsäcken gerichtet war.
    »Das Raumschiff hier«, sagte er, »hat jetzt Kurs auf die Erde. Auch wenn die Newton sich absetzt, dürfte früher oder später ein anderes Raumschiff von der Erde auftauchen.«
    »Wie war das?«, fragte Nicole. Sie richtete sich auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen.
    »Über der ganzen Aufregung gestern Abend habe ich vergessen, was höchst Wichtiges zu erwähnen. Das Manöver - ich nehme an, Sie haben das nicht mitgekriegt, weil Sie sich ja bewusstlos auf dem Grund irgendwelcher Gruben aufhalten mussten - hat Rama auf einen Kollisionskurs zur Erde gebracht. So war die Evakuierung unumgänglich.«
    Richard merkte, dass Nicole ihn anstarrte, als habe er den Verstand verloren. »Das Raumschiff ist immer noch auf einer Hyperbelbahn zur Sonne«, erklärte er, »fliegt aber mit vollem Schub auf die Erde zu. Aufprall in dreiundzwanzig Tagen.«
    Nicole sehnte sich heftig nach der geliebten ersten Tasse frisch gebrühten Kaffees. »Richard, ich bin nicht besonders empfänglich für Witze am frühen Morgen. Statt Ihre Energie zu verschwenden ...«
    »Nein, wirklich!«, unterbrach er sie. »Ich bin ganz ernst. Es ist wahr, glauben Sie mir.«
    Sie holte ihr Taschenthermometer hervor. »Dann verraten Sie mir mal, Sie Supertechniker, wieso dann die Temperatur hier drin weiter ansteigt? Wenn wir uns jetzt von der Sonne entfernen, müsste sie doch eigentlich sinken, oder?«
    »Also, Nicole, so dumm können Sie doch nicht sein.« Er schüttelte den Kopf. »Der Thermalinput der Sonne auf die Außenhaut Ramas dringt nur langsam durch die Hülle nach innen. Die Wärmeleitfähigkeit ist anscheinend sehr gering. Ich rechne eigentlich nicht vor mindestens zwei weiteren Wochen mit einem Temperaturhoch.«
    Nicole wusste noch genug aus ihrem Grundkurs in Thermodynamik, um einzusehen, dass Richard logisch argumentierte. Es war noch zu früh am Morgen für Wärmestreuung. Sie kaute an der neuen Vorstellung herum, dass Rama jetzt Kurs auf die Erde genommen hatte. Sie bat Richard um einen Schluck Wasser. Was ist da los?, dachte sie. Warum fliegt Rama auf unseren Planeten zu ?
    Richard hatte anscheinend ihre Gedanken gelesen. »Die blödsinnigen Diskussionen hätten Sie hören müssen: Warum hat Rama den Kurs geändert? Was wird es möglicherweise tun? Sieben Stunden lang haben sie in einer Telecom-Konferenz darüber geredet.«
    Er stieß ein lautes Lachen aus. »Bei der ISA gibt es einen Typ, einen Kanadier, glaube ich, dessen Spezialgebiet Exobio-Psychologie ist. Können Sie das glauben? Dieser Idiot nahm tatsächlich an der Konferenz teil und servierte Einsichten zu den Motivationen , die dem Rama-Kurswechsel zugrunde liegen.« Richard schüttelte heftig den Kopf. »Bürokratie ist immer und überall gleich. Sie saugt den wirklich schöpferischen Menschen das Leben aus und entwickelt als eigene kritische Masse hirnlose Papierumwälzmaschinen.«
    »Und zu welchem Endergebnis kamen sie bei der Konferenz?«, fragte Nicole nach einer Pause.
    »Die meisten geistig gesunden Leute neigten zu der Hypothese, dass Rama sich in eine Erdumlaufbahn begeben und von dort aus passive Fernobservation durchführen werde. Aber das war natürlich die Minorität. Meiner Meinung nach waren klares Denken und Logik mal grade wieder auf Urlaub. Sogar David Brown - der sich übrigens, wie mir schien, seit der Rückkehr auf die Newton sehr merkwürdig verhielt - räumte eine hohe Wahrscheinlichkeit für irgendwelche feindliche Aktionen Ramas ein. Er modifizierte seinen Standpunkt dahingehend, dass es sich realiter nicht um einen aggressiven Akt handeln werde; aber Ramas Bemühen, mehr über die Erde in Erfahrung zu bringen, könnten zu Aktionen führen, die wir unsererseits als feindselig ansehen könnten.«
    Richard war so in Fahrt, dass er aufsprang. »Haben Sie in Ihrem Leben schon jemals so einen hirnrissigen Blödsinn gehört? Und Dr. Brown gehörte sogar noch zu denen, die sich leidlich rational verständlich ausdrückten. Der gesamte ISA-Beratungsstab durfte abstimmen, welchem der projizierten Szenarios jeder jeweils den Vorzug gab. Und was glauben Sie? Hat es dieser Haufen von Generalbevollmächtigten fertiggebracht, schlicht und knapp zu sagen: >Ich

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