Rendezvous mit Übermorgen
...«
Sie brach ab und schaute dem Leitvogel zu. Dieser hatte die beiden anderen an seine Seite befohlen, und die drei Vögel standen nun Richard und Nicole frontal gegenüber. Auf ein Zeichen hin breiteten sie die Schwingen zu voller Spannweite aus und formten einen Kreis. Sie führten eine volle Umdrehung durch, dann formierten sie sich wieder in einer Reihe und schauten die Erdenbürger an.
»Los!«, sagte Nicole. »Das können wir auch,«
Sie stellten sich nebeneinander, streckten die Arme seitlich aus und blickten ihre gefiederten Freunde feierlich an. Dann legte Nicole Richard die Hände auf die Schultern und zwang ihn zu einer vollen Umdrehung. Richard (manchmal ein wenig linkisch) stolperte einmal, schaffte es aber, die Tanzfigur zu vollenden. Nicole redete sich ein, dass der Vogelhäuptling ihnen zulächelte, als sie sich wieder in gerader Formation ausrichteten.
Wenige Sekunden danach flogen die Vögel auf. Sie stiegen höher und höher in die Luft, bis sie fast aus Nicoles Sichtfeld entschwanden. Dann flogen sie südwärts, über die See, ihrer Heimat zu.
»Alles Gute!«, flüsterte Nicole ihnen nach.
Der Rettungstrupp befand sich keineswegs in der Nähe des ehemaligen Beta-Camps. Um genau zu sein, hatten Nicole und Richard während einer halbstündigen Fahrt im Rover die Küste der Zylindersee entlang nicht die geringste Spur von ihm entdecken können. »Diese Typen müssen ehrlich mit Blödheit geschlagen sein«, meckerte Richard. »Meine Nachricht lag deutlich sichtbar im Beta. Ist es vorstellbar, dass die bisher noch nicht so weit runtergekommen sind?«
»Es bleiben nur knapp drei Stunden bis zur Dunkelheit«, gab Nicole zu bedenken. »Vielleicht sind sie schon wieder in die Newton zurückgekehrt.«
»Also schön, aber dann sollen sie zum Teufel gehen!«, sagte Richard. »Lass uns 'nen Happen futtern und uns dann zum Sessellift aufmachen!«
»Was meinst du, sollten wir was von der Melone aufheben?«, fragte Nicole nach ein paar Minuten beim Essen. Richard blickte sie fragend an. »Nur so, für den Fall«, erklärte sie.
»Für den Fall, dass was?«, erwiderte Richard. »Auch wenn wir diese Idioten vom Rettungstrupp nicht finden, und wenn wir die ganzen verdammten Stufen raufklettern müssen, werden wir doch knapp nach Einbruch der Nacht hier raus sein. Vergiss nicht, oben an der Treppe sind wir wieder gewichtslos.«
Nicole lächelte. »Ich nehme an, ich bin von Natur aus eben vorsichtiger.« Sie verstaute mehrere Melonenschnitze wieder in ihrem Rucksack.
Sie hatten drei viertel der Strecke bis zum Sessellift an der Alpha-Treppe hinter sich gebracht, als sie die vier menschlichen Gestalten in Raumanzügen zu Gesicht bekamen. Es sah so aus, als zögen sie sich aus der Anhäufung von Gebäuden zurück, die man als das »ramanische Paris«, bezeichnet hatte. Die Figuren gingen in die entgegengesetzte Richtung vom Rover.
»Na, hab ich's dir nicht gesagt, die Typen sind Idioten!«, rief Richard aus. »Die sind sogar zu blöd, die Raumanzüge auszuziehen. Das muss eine Spezialeinheit sein, die sie aus dem EntsatzNewton abgeordnet haben, um uns zu suchen und zurückzubringen.«
Er lenkte den Rover über die Zentralebene auf die menschlichen Gestalten zu. Als sie auf hundert Meter an sie herangekommen waren, begannen Nicole und Richard zu rufen, aber die Leute in den Raumanzügen setzten unbeirrt ihren langsamen Marsch nach Westen fort. »Möglich, dass sie uns nicht hören können«, bot Nicole als Erklärung an. »Sie haben die Helme und Comm-Gerät an.«
Verärgert fuhr Richard bis auf fünf Meter an die in einer Reihe hintereinander dahinstapfenden Gestalten heran, stoppte die Rover und sprang hinaus. Er lief rasch zu dem Anführer nach vorn und rief dabei die ganze Zeit: »He, Leute!« Dann brüllte er: »Hier sind wir! Direkt hinter euch! Ihr braucht euch nur mal umzudrehen ...!«
Aber als er das ausdruckslose Gesicht des Mannes an der Spitze erblickte, erstarb ihm der Schrei im Munde. Er erkannte dieses Gesicht. Heilige Himmel, das war Norton! Unwillkürlich zuckte er zusammen, und ein Frösteln lief ihm den Rücken hinunter. Er sprang gerade noch rechtzeitig aus dem Weg, als die Vier-Mann-Prozession langsam an ihm vorbei weiterzog. Betäubt von dem Schock, aber ruhig, betrachtete er sich die Gesichter der übrigen drei Männer. In keinem wurde eine Veränderung des Ausdrucks sichtbar, während sie an ihm vorüberstapften. Es waren drei weitere Astronauten von der Besatzung der Rama
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