Rendezvous mit Übermorgen
meistern.«
Heilmann und OToole kamen hinter ihnen durch den Korridor. Als sie an der Abbiegung zu den Privatquartieren angelangt waren, machte General OToole Anstalten, sich zu entfernen. »Einen Moment noch«, sagte Otto Heilmann. »Ich muss mit Ihnen noch über etwas anderes sprechen. Dieser verflixte Wakefield hätte es mich doch fast vergessen lassen. Könnten Sie mir eine Stunde Zeit in meinem Büro opfern?«
»Im Wesentlichen«, sagte Otto Heilmann und zeigte mit den Finger auf das dechiffrierte Kryptogramm auf dem Bildmonitor, »haben wir hier eine gewaltige Abweichung von dem vorgesehenen Trinity-Plan. Aber das kommt ja nicht überraschend. Da wir inzwischen so viel mehr über Rama wissen, erklärt es sich von selbst, dass der Einsatzplan einige Veränderungen erfahren musste.«
»Aber wir haben vorher nie den Einsatz aller fünf Waffen vorgesehen«, entgegnete O'Toole. »Das Extrapaar kam nur für den Fall von Fehltreffern an Bord. Eine derartige Megatonnage könnte Rama doch glatt zu Staub verbrennen.«
»Und genau das ist beabsichtigt«, sagte Heilmann. Er lehnte sich lächelnd in den Sessel zurück. »Nur mal so, zwischen uns zwei alten Hasen, ich glaube, der Generalstab da unten steht ganz schön unter Druck. Man glaubt allgemein, dass man Ramas Möglichkeiten anfänglich weit unterschätzte.«
»Aber warum wollen sie die zwei potentesten Waffen unbedingt im Durchgangstunnel des Shuttle anbringen? Eine einzige Megatonnenbombe würde doch bestimmt den gleichen erwünschten Zweck erfüllen.«
»Und wenn sie aus irgendeinem Grund nicht zündet? Wir müssen einfach die Möglichkeit eines Zweitschlags haben.« Heilmann beugte sich voll Eifer nach vorn über seinen Tisch. »Also, ich denke, diese Verfahrensänderung bestimmt eindeutig die Strategie. Die zwei am Hinterende garantieren die absolute Zerstörung der Strukturintegrität des Flugkörpers - was von entscheidender Wichtigkeit ist, um sicherzugehen, dass die Ramaner nach dem Schlag keine weiteren Manöver durchführen können. Die restlichen drei Bomben sind im Innern so verteilt, dass garantiert kein Teil Ramas verschont bleibt. Außerdem ist es ebenfalls wichtig, dass durch die Explosionen ein ausreichendes Maß an Geschwindigkeitsveränderung bewirkt wird, sodass sämtliche vorhandenen Trümmer nicht auf die Erde treffen können.«
Im Geist malte sich General OToole das Bild aus: Das gewaltige fremde Raumschiff - durch fünf atomare Sprengsätze zu nichts zerblasen. Es war keine erfreuliche Vorstellung. Vor fünfzehn Jahren war OToole mit zwanzig anderen Leuten vom Generalstab des COG in den Südpazifik geflogen, um der Zündung einer einhundert Kilotonnen-Bombe beizuwohnen. Die Leute vom COG-Systemplanungsstab hatten die Politiker - und die Weltmedien - davon überzeugt, dass »alle zwanzig Jahre oder so« ein Nuklearversuch nötig sei, um sicher herauszufinden, dass auch alle die uralten Sprengsätze im Ernstfall zünden würden. OToole und seine Begleitung hatten die Demonstration über sich ergehen lassen, unter dem offenbaren Vorwand, so viel wie möglich über die Auswirkungen atomarer Waffen zu lernen.
OToole war tief in seine Erinnerungen versunken. Dieses Frösteln das Rückgrat hinunter, das Entsetzen, als diese Feuerkugel in den friedlichen südpazifischen Himmel quoll. Er hatte überhört, dass Admiral Heilmann ihn etwas gefragt hatte. »Entschuldigung, Otto«, sagte er, »ich war in Gedanken grad woanders.«
»Also, ich hatte Sie soeben gefragt, wie lange es Ihrer Ansicht nach dauern kann, bis wir von der Erde den Befehl für den Einsatz von Trinity bekommen.«
»Sie meinen, jetzt, hier, in unserem Fall?«, fragte OToole ungläubig.
»Selbstverständlich«, antwortete Heilmann.
»Das kann ich mir einfach nicht denken«, sagte OToole hastig. »Diese Waffen sind ausschließlich zu dem Zweck in das Missionsprogramm aufgenommen worden, uns gegen offene feindselige Aktionen seitens der Ramaner als Schutz zu dienen. Und ich kann mich auch noch genau an das ursprüngliche Basisszenario erinnern: ein nicht-provozierter Angriff seitens des fremden Raumschiffs gegen die Erde - unter Einsatz hochtechnologischer Waffen, die unseren Verteidigungssystemen überlegen sind. Aber unsere derzeitige Situation ist doch alles in allem völlig anders.«
Der Admiral aus Deutschland blickte seinen amerikanischen Kollegen eindringlich an. »Es hat aber auch keiner vorhergesehen, dass das ramanische Schiff sich auf einen Kollisionskurs zur Erde
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