Rendezvous mit Übermorgen
Es waren ursprünglich noch vier weitere für diesen Monat angesetzt. Aber bitte bedenken Sie auch, dass Sie, als Sie dieses dreitägige zusätzliche Simulationstraining neben dem laufenden Übungsplan angeordnet haben, damit gleichzeitig die für die Interviews mit Wakefield und Turgenjew vorgesehene Zeit gestrichen haben.«
Sie schwieg, wie um sich zu vergewissern, ob er ihr auch zugehört habe. »Takagishi können wir immer noch am nächsten Samstag reinkriegen, und die O'Tooles nehmen wir am Heiligen Abend in Boston auf Band. Aber sowohl Richard wie Irina sagen auf einmal, sie hätten jetzt keine Zeit mehr für die Interviews frei. Und außerdem haben wir da noch immer ein ganz altes Problem: Weder Ihr Interview noch das mit Nicole sind überhaupt eingeplant...«
»Sie mussten mich also unbedingt und dringend um halb acht Uhr morgens sprechen, um dies mit mir zu diskutieren ... diese Medienangelegenheit?« Borzow schnitt ihr das Wort ab, und seine Stimme verriet deutlich, wie er derlei Aktivitäten bewertete.
»Unter anderem auch deswegen«, gab Francesca ungerührt zurück. Die mitschwingende Kritik nahm sie nicht zur Kenntnis. Sie sprach ruhig weiter: »Die Meinungsumfragen beweisen, dass Sie, ich, Nicole des Jardins und David Brown die höchsten Interessenquoten beim Publikum haben. Bisher ist es mir nicht gelungen, Sie auf einen Zeitpunkt für ein privates Interview festzunageln, und Madame des Jardins sagt, sie denkt überhaupt nicht daran , sowas zu machen. Die Medienbosse sind darüber gar nicht glücklich. Meine Vorabsendungen vor dem Start werden eine halbgare Sache werden ... wenn Sie mir nicht ein bisschen Unterstützung geben.«
Sie blickte General Borzow direkt in die Augen. »Ich bitte Sie also darum, diese zusätzlichen Simulationen rückgängig zu machen, mir einen festen Termin für das persönliche Interview mit Ihnen zu nennen und bei Nicole ein Wörtchen für mich einzulegen.«
Der General runzelte die Stirn. Francescas Anmaßung ärgerte ihn ebenso, wie sie ihm lästig war. Er würde ihr erklären, dass private Interviews zu Publicityzwecken bei ihm nicht an oberster Stelle der Prioritätenliste stünden. Doch etwas ließ ihn zögern. Sein sechster Sinn und die lebenslange Erfahrung im Umgang mit Menschen sagten ihm, es sei besser, abzuwarten, denn sicher ging es bei dieser Besprechung noch um mehr, als er bisher vernommen hatte. Also wechselte er, um Zeit zu gewinnen, das Thema.
»Übrigens muss ich Ihnen sagen, dass mir das Ausmaß an verschwenderischem Aufwand zunehmend Sorgen bereitet, den Ihre Freunde in der italienischen Regierungs-Wirtschafts-Koalition für diese Silvesterparty zu betreiben gedenken. Sicher, ich habe beim Beginn unseres Trainings mein Einverständnis erklärt, dass wir als Gruppe an diesem gesellschaftlichen Ereignis teilnehmen würden. Aber ich konnte ja wirklich nicht wissen, dass man daraus das Fest desJahrhunderts machen würde, wie dies letzte Woche in einer dieser amerikanischen Prominentenzeitschriften zu lesen war. Sie kennen doch diese Leute alle persönlich. Könnten Sie nicht etwas tun, um diese Party ein wenig runter zu stapeln?«
»Der Galaempfang war ein weiterer Punkt auf meiner Liste heute Morgen.« Francesca wich der Stoßrichtung seiner Worte vorsichtig aus. »Auch darin brauche ich Ihre Unterstützung. Vier von den Newton-Kosmonauten sagen jetzt, sie hätten nicht die Absicht, an dem Fest teilzunehmen, und zwei, drei andere haben durchblicken lassen, dass sie an dem Abend andere Verpflichtungen hätten - obwohl wir bereits im März alle zugestimmt hatten. Takagishi und Yamanaka wollen die Feiertage bei ihren Familien in Japan verbringen, und Richard Wakefield erklärt mir, dass er bereits gebucht hat und auf den Kaiman-Inseln Sporttauchen will. Und dann schon wieder diese Französin, die einfach sagt, sie wird nicht erscheinen, und die sich weigert, irgendeine Erklärung dafür zu geben.«
Borzow vermochte sein Grinsen nicht zu unterdrücken. »Wieso fallt es Ihnen so schwer, mit Nicole des Jardins zurechtzukommen? Man möchte doch denken, da Sie beide Frauen sind, müsste es für Sie viel einfacher sein, mit ihr zurechtzukommen als mit den übrigen.«
»Sie steht der Funktion der Presse bei diesem Einsatz absolut feindselig gegenüber. Das hat sie mir mehrfach deutlich erklärt. Und sie ist äußerst verschlossen, was ihr Privatleben betrifft.« Francesca zuckte die Achseln. »Aber die Öffentlichkeit ist total verrückt nach ihr. Sie ist
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