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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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erstmals erklärt hatte, dass sie das Sondensystem Hakamatsus anstelle der üblichen Wöchentlichen Temporärsondierung für den Flug vorschlagen wolle.
    Takagishis Stirn furchte sich nun mehr und mehr, als er ihr erklärte: »Sie verstehen? Bei der alten Technik hätte ich dieses Medikament einmal wöchentlich einnehmen können, und weder Sie noch sonst ein Biowissenschaftler wären jemals auf meine Rhythmusstörung aufmerksam geworden. Doch ein ständiges Überwachungssystem kann nicht überlistet werden - und das Medikament ist für eine Daueranwendung viel zu gefährlich.«
    Also hast du mit Hakamatsu irgendwie was ausgehandelt. Ob mit oder ohne sein ausdrückliches Wissen. Und ihr habt eine Erwartungstoleranz eingegeben, bei der die Herzstörung keinen Alarm auslöst. Ihr hattet gehofft, dass keiner, der die Tests analysiert, eine umfassende biometrische Gesamtauswertung abfragen würde. Jetzt begreife ich, warum du mich so dringend nach Japan beordert hast: Du möchtest, dass ich dein Geheimnis bewahre.
    »Watakushi no dôryô wa, wakarimasu «, sagte Nicole freundlich auf Japanisch, um ihrem Kollegen zu zeigen, dass sie Sympathie für seinen Kummer empfinde. »Ich sehe, wie stark Sie das bedrückt. Sie brauchen mir nicht im Einzelnen zu erklären, wie die Hakamatsu-Sonden manipuliert wurden.« Sie sah die Erleichterung in seinem Gesicht. »Doch wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann möchten Sie mich zur Komplizin bei Ihrem Täuschungsmanöver machen. Aber Sie begreifen selbstverständlich, dass ich nicht einmal daran denken darf, Ihr Geheimnis zu hüten, ehe ich nicht absolut überzeugt bin, dass Ihr geringfügiger körperlicher Defekt, wie Sie das nannten, in keiner Weise die Mission gefährden könnte. Im anderen Fall wäre ich gezwungen ...«
    »Madame des Jardins«, unterbrach Takagishi, »ich hege den allergrößten Respekt vor Ihrer Integrität. Ich würde Sie nie, niemals bitten, meine Herzstörung unerwähnt zu lassen, wenn Sie nicht ebenfalls überzeugt sind, dass es wirklich nur eine unbedeutende Störung ist.« Mehrere Sekunden lang blickte er sie schweigend an. Dann sprach er ruhig weiter. »Als Hakamatsu mich abends anrief, überlegte ich mir anfangs, ich könnte eine Pressekonferenz einberufen und von dem Projekt zurücktreten. Aber während ich mir überlegte, was ich vor der Presse sagen sollte, sah ich dauernd Professor Brown vor mir. Er ist ein brillanter Mann, mein amerikanischer Kollege, doch er ist auch, jedenfalls meiner Ansicht nach, zu sehr von seiner eigenen Unfehlbarkeit überzeugt. Am geeignetsten, an meine Stelle zu treten, erschiene mir Professor Wolfgang Heinrich aus Bonn. Er hat zahlreiche prächtige Arbeiten über Rama veröffentlicht, aber genau wie Brown nimmt er an, dass diese Besuche aus dem Weltraum zufällige Begebnisse sind, die in keinem Zusammenhang zu uns und unserem Planeten stehen.« Seine Augen strahlten nun wieder in leidenschaftlicher Intensität. »Ich kann jetzt nicht aufgeben. Außer, mir bleibt keine Wahl. Denn sowohl Brown wie Heinrich könnten einen entscheidenden Hinweis übersehen.«
    Auf dem Pfad hinter Takagishi, der zum hölzernen Hauptgebäude des Tempelbezirks zurückführte, zogen rasch drei buddhistische Mönche vorbei. Trotz der Kälte trugen sie nur die traditionellen leichten schwarzgrauen Kittel und Sandalen an den nackten Füßen. Takagishi schlug Nicole vor, den restlichen Tag in der Praxis seines Hausarztes zu verbringen, um dort seine komplette unzensierte Krankengeschichte seit seiner Kindheit einzusehen. Wenn sie wolle, setzte er hinzu, könnte man ihr einen Datenwürfel mit der Gesamtinformation geben, den sie mit nach Frankreich nehmen könne, um ihn dort in Ruhe auszuwerten.
    Nicole hatte Takagishi fast eine Stunde lang angespannt zugehört. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich nun kurz auf die drei Mönche, die inzwischen in der Ferne zielstrebig die Stufen hinaufstiegen. Sie dachte: Ihr Blick ist so gelassen-heiter. Ihr Leben so frei von Widersprüchen. Zielstrebige Einfalt kann eine Tugend sein. Mit ihr fallen alle Antworten leicht. Einen Augenblick lang beneidete sie diese Mönche um ihre wohl geordnete Existenz. Sie überlegte, wie diese Menschen mit dem Problem fertigwerden wür den, das Dr. Takagishi ihr vorgesetzt hatte. Er ist keiner der Raumkadetten, dachte sie weiter, also ist seine Funktion nicht von höchstentscheidender Wichtigkeit für den Erfolg des Fluges. Und gewissermaßen hat er ja recht Die Projektärzte waren

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