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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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auch eine fundierte psychologische Bewertung?«
    »Aber gewiss doch!« Der General kam nachdrücklich auf seine vorherigen Aussagen zurück: »Ich brauche von Ihnen eine A5401, die die physische und psychische Einsatzfähigkeit für jedes einzelne Besatzungsmitglied erklärt. Das Protokoll schreibt eindeutig vor, dass der Missionskommandierende vor jedem >Ausgang< vom Biowissenschaftler Tauglichkeitszertifikate verlangen muss.«
    »Aber während der Simulationsperiode haben Sie stets nur die physiologischen Daten sehen wollen.« Borzow lächelte. »Ich warte gern, Madame des Jardins, falls Sie für Ihren Bericht etwas Zeit benötigen.«
    »Nein. Aber nein«, sagte Nicole nach kurzem Nachdenken. »Ich kann Ihnen meine Ansichten gleich vorlegen und sie dann spät heute Nacht offiziell dokumentiert nachreichen.« Sie zögerte etwas länger, ehe sie fortfuhr: »Ich würde Wilson und Brown nicht zusammen in ein Subteam stecken, zumindest nicht bei diesem ersten Ausstieg. Und ich hätte auch einige Bedenken, obwohl keineswegs gleichermaßen starke, gegen Francesca als Mitglied in einem Team mit einem von den beiden Männern. Andere einschränkende Vorbehalte bezüglich unserer Besatzung habe ich nicht.«
    »Gut. Gut.« Der Commander lächelte breit. »Ich bin dankbar für Ihre Bewertung, und nicht nur weil sie meine eigene Meinung bestätigt, Sie verstehen ja, solche Geschichten sind manchmal ziemlich ... ah ... delikat.« Abrupt ging er zu einem anderen Thema über. »Jetzt will ich aber Ihre Ansicht zu etwas völlig andrem hören.«
    »Und das wäre?«
    »Francesca kam heute Morgen mit dem Vorschlag zu mir, wir sollten morgen Abend eine Party veranstalten. Sie behauptet, das Klima an Bord sei gespannt, und die Leute brauchten eine Möglichkeit, Dampf abzulassen, ehe dieser erste Ausflug ins Rama-Innere stattfindet. Stimmen Sie ihr darin zu?«
    Nicole dachte kurz nach. »Hm, keine schlechte Idee«, antwortete sie. »Die Belastungsanzeichen sind ja deutlich erkennbar geworden ... Aber, an was für eine Party haben Sie denn da gedacht?«
    »Ein gemeinsames Abendessen, hier im Kontrollraum, Wein und Wodka, vielleicht auch einige unterhaltsame Einlagen.« Borzow legte lächelnd den Arm um Nicoles Schulter. »Ich bitte Sie um Ihre fachliche Meinung, wohlgemerkt, als meine Biosystematikerin.«
    »Aber selbstverständlich.« Nicole lachte. »General, wenn Sie es für richtig halten, dass wir eine Schiffsparty veranstalten sollten, dann werde ich mit Vergnügen dabei mitwirken ...«
    Nicole schloss ihren Bericht ab und übertrug ihn mittels Data-Line in Borzows Computer im Militärschiff. In der Wortwahl war sie sehr behutsam verfahren und hatte das Problem als einen »Persönlichkeitskonflikt« und nicht als irgendwie pathologisches Verhalten bezeichnet. Für Nicole war der Konflikt zwischen Wilson und Brown klar: Eifersucht, schlichte nackte Eifersucht, das uralte giftgrüne Monster.
    Sie war fest überzeugt, dass es sich empfahl, Wilson und Brown nicht im engen Team bei Aufgaben innerhalb Ramas arbeiten zu lassen. Und sie schalt sich, weil sie den Punkt nicht von sich aus bei Borzow vorgebracht hatte. Gewiss, zu ihren Aufgabenbereichen bei diesem Flug gehörte auch der psychische Gesundheitszustand der Besatzung, aber es fiel ihr irgendwie schwer, sich als »Bordpsychiater« zu sehen. Ich drücke mich davor,
    dachte sie, weil es keine objektive Methode ist. Bislang verfügen wir eben noch Über keine Sensoren, um geistige Gesundheit oder Krankheit zu bestimmen.
    Sie ging den Flur im Wohnbereich entlang. Sie achtete darauf, stets mit einem Fuß am Boden zu bleiben; an die Schwerelosigkeit hatte sie sich inzwischen so gewöhnt, dass dies ihr fast zur zweiten Natur geworden war. Aber sie war froh, dass die Planer und Konstrukteure des Newton-Schiffs sich dermaßen bemüht hatten, die Schwerkraftunterschiede zwischen Erde und Weltraum zu minimieren. Die Arbeit der Kosmonauten wurde dadurch beträchtlich erleichtert, und sie konnten sich konzentrierter ihren wichtigeren Aufgaben widmen.
    Nicoles Kabine lag am Ende des Gangs. Zwar hatten alle Kosmonauten Einzelkabinen (das Ergebnis hitziger Auseinandersetzungen zwischen der Besatzung und den Systemingenieuren, wobei Letztere behauptet hatten, durch paarweise Belegung ergebe sich eine effizientere Raumnutzung), aber sie waren sehr klein und bedrückend. In diesem größeren Raumschiff, das die Besatzung als »wissenschaftliches« bezeichnete, gab es acht Bettkabinen. Das

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