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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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von Nicole. So standen sie fast eine Minute lang.
    »Einige Fakten haben nicht einmal meine Spürhunde ausgraben können«, sagte er leise. »Ganz besonders etwas, woran ich höchst interessiert gewesen bin.«
    Nicole konnte unter dem Knistern und Krachen der Holzscheite im Kamin das Pochen ihres eigenen Herzens hören. Etwas in ihr rief: Sag es ihm! Sag es ihm doch! Aber eine andere Stimme riet ihr, weisheitsschwanger, lieber zu schweigen.
    Behutsam, langsam entzog sie ihm ihre Hand. Er wandte den Kopf und schaute sie an. Sie ging lächelnd zur Tür, wickelte sich den Schal wieder um den Kopf und zog den Reißverschluss ihres Parkas hoch. Dann ging sie hinaus. » Goodbye, Henry!«, sagte sie.

15 Begegnung
    Das interalliierte Newton-Raumschiff hatte manövriert, sodass Rama nun die breite Sichtscheibe der Kommandozentrale ausfüllte. Das Raumschiff der Aliens war riesig. Seine Oberfläche ein glanzlos-trübes Grau, der lange Schiffskörper - ein geometrisch perfekter Zylinder Nicole und Valerij Borzow standen stumm beisammen. Sie genossen beide diesen ersten Anblick Ramas in voller Größe und im Sonnenlicht.
    »Haben Sie irgendwelche Unterschiede festgestellt?«, fragte Nicole schließlich.
    »Bisher nicht«, gab General Borzow zurück. »Sieht so aus, als stammten beide vom selben Montageband.« Wieder schwiegen sie.
    »Und das würden Sie nur zu gern mal inspizieren?«, sagte Nicole.
    Borzow nickte. Ein kleines Flugobjekt-wie eine Fledermaus oder ein Kolibri - zoomte durch das Nahfeld und stob dann in Richtung auf Rama davon. »Die Oberflächendrohnen bestätigen die Ähnlichkeit. Sie haben alle einen Satz gespeicherter Bilder von Rama 1. Sollten da Unterschiede sein, werden sie aufgezeichnet und innerhalb von drei Stunden gemeldet.«
    »Und wenn es keinerlei unerklärbare Varianten gibt?«
    »Dann gehen wir nach Plan weiter.« General Borzow lächelte. »Wir docken an, brechen Rama auf und setzen die Innenexplorer ein.« Er blickte auf seine Uhr. »Was in etwa zweiundzwanzig Stunden der Fall sein sollte, vorausgesetzt unser Bord-Biowissenschaftler bestätigt mir, dass die Mannschaft einsatzfähig ist.«
    »Die Besatzung ist in exzellentem Zustand«, berichtete Nicole. »Ich habe mir gerade noch einmal die Zusammenfassung der Gesundheitsbefunde beim Flug angesehen. Erstaunlich regulär. Abgesehen von hormonalen Unstimmigkeiten bei allen drei Frauen, was ja nicht gänzlich überraschend ist, haben wir in vierzig Tagen keine signifikanten Anomalien feststellen können.«
    »Also sind wir körperlich alle einsatztauglich«, sagte der Kommandant. »Aber wie steht es psychologisch? Finden Sie diese kürzlich ausgebrochene Flut von Diskussionslust irgendwie beunruhigend? Oder können wir das auf das Konto gespannter Erwartungserregtheit abbuchen?«
    Nicole gab zunächst keine Antwort. Dann: »Ich gebe zu, die vier Tage seit dem Andocken sind ein bisschen stürmisch gewesen. Aber selbstverständlich war uns das Wilson-Brown-Problem ja lange vor dem Start bekannt. Zum Teil konnten wir es lösen, indem wir Reggie während des Flugs vorwiegend in Ihrem Schiff platzierten, aber seit unsere beiden Schiffe verbunden sind und die Besatzung wieder zusammen ist, gehen sich die zwei anscheinend bei jedem nur denkbaren Anlass an die Kehle. Besonders wenn zufällig Francesca in der Nähe ist.«
    »Ich hab vorher zweimal versucht, mit Wilson zu sprechen«, Borzows Stimme verriet Enttäuschung. »Er lehnte es ab. Aber es ist ja offensichtlich, dass irgendwas ihn furchtbar wütend macht.«
    General Borzow trat ans Kontrollpult und begann auf den Tasten zu spielen. Auf einem Monitor blinkten Infosequenzen auf. »Es muss mit der Sabatini zusammenhängen«, fuhr er fort. »Wilson hat während des Flugs wenig Arbeit geleistet, aber aus dem Logbuch geht hervor, dass er unangemessen viel Zeit am Videophon mit ihr verbrachte. Außerdem war er die ganze Zeit in sehr mieser Laune. Er hat sogar O'Toole vergrätzt.« Der General wandte sich um und blickte Nicole fragend an. »Ich frage Sie als meinen Bio-Offizier, haben Sie irgendwelche >offiziellen< Empfehlungen bezüglich der Besatzung vorzubringen, insbesondere was die Interaktionen zwischen ihnen betrifft?«
    Damit hatte Nicole nicht gerechnet. Als der General sie zu dieser abschließenden »Bewertung des Gesundheitszustandes« der Besatzung gebeten hatte, war ihr nicht in den Sinn gekommen, dass dabei auch der Geisteszustand des Newton-Dutzends zur Sprache kommen werde. »Sie verlangen also

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