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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Männer an. Kopfschüttelnd sagte sie: »Wenn ich mir überlege, dass ich mich dem Commander gegenüber tatsächlich für die psychische Gesundheit von euch beiden verbürgt habe.« Und nach ein, zwei Sekunden: »Möchte einer von euch mir vielleicht erklären, was hier los ist?«
    »Das ist Wakefield«, sagte Janos. » Der Kerl ist absolut brillant - und im Gegensatz zu anderen Genies auch ziemlich clever. Außerdem ein fanatischer Shakespearianer. Er hat ein ganzes Sortiment von diesen Knirpsen, aber ich glaube, Puck ist der Einzige, der fliegt, und Zettel der Einzige, der sein Aussehen verändern kann.«
    »Puck kann nicht fliegen«, sagte Richard Wakefield in der Türluke, ehe er hereinkam. »Er kann mal grade so schweben, aber nur ganz kurz.« Wakefield wirkte fast ein wenig verlegen. »Ich hatte keine Ahnung, dass Sie hier sind«, sagte er zu Nicole. »Manchmal biete ich den beiden eine kleine Unterbrechungseinlage bei ihrem Schach.«
    »An einem Abend«, fügte Janos hinzu, als Nicole noch immer keine Worte fand, »hatte ich mich grad dazu herabgelassen, Shig den Sieg zuzuerkennen, als wir draußen im Gang sowas wie Kampfgetöse hörten. Kurz darauf drangen Tybalt und Mercutio hier ein, fuchtelten mit ihren Floretts herum und bedachten einander mit deftigen Flüchen.«
    »Und das ist Ihr Hobby?« Nicole wies nach einer weiteren Pause mit einer Handbewegung auf die Roboter. »Verehrte Dame«, unterbrach Janos, ehe Wakefield zu antworten vermochte, »Sie dürfen nie - niemals! - eine Leiden
    Schaft mit einer lächerlichen Freizeitbeschäftigung verwechseln. Für unseren hochehrenwerten japanischen Wissenschaftlerfreund ist das Schachspiel kein Hobby. Und genauso wenig baut dieser Jüngling aus Stratford-upon-Avon, der Vaterstadt des großen Dichters, diese kleinen Roboterchen nur zum Zeitvertreib.«
    Nicole schaute zu Richard hinüber. Sie versuchte sich vorzustellen, welches Maß an Energie und Arbeit nötig war, solch raffinierte Roboterspielzeuge zusammen zu basteln, wie sie sie gerade erlebt hatte. Von der dazu nötigen Begabung ganz zu schweigen. Und natürlich erst recht von der leidenschaftlichen Hingabe. »Sehr beeindruckend«, sagte sie zu Wakefield.
    Lächelnd ließ er sich das Kompliment gefallen. Nicole entschuldigte sich und wollte gehen. Puck schwirrte um sie herum und baute sich in der Tür auf.
    »If we shadows have offended,
    ( Wenn wir Schatten euch beleidigt,)
    Think but this, and all is mended,
    ( O so glaubt - Und wohl verteidigt)
    That you have but slumbered here,
    ( Sind wir dann - ihr alle schier)
    While these visions did appear.«
    (Habet nur geschlummert hier ...)
    Lachend stieg Nicole über den Kobold hinweg und winkte ihren drei Freunden ein Gute Nacht zu.
    Sie blieb länger im Trainingsraum, als sie vorgehabt hatte. In der Regel genügten eine halbe Stunde harte Arbeit in den Pedalen des Trainers oder Jogging auf dem Laufband, um die Spannungen zu lösen und ihren Körper schlafbereit zu machen. Heute Abend jedoch, wo sie dem Zielobjekt der Mission so nahe gekommen waren, brauchte Nicole eine längere Anstrengung, um ihr hyperaktiviertes physiopsychisches System zu beruhigen. Zum Teil ließ sich ihre Gestörtheit auf eine Restbesorgnis in ihr zurückführen, die sie wegen ihres Berichts empfand, in dem sie empfohlen hatte, Wilson und Brown bei allen wichtigen Aktionen der Mission nur getrennt einzusetzen.
    War ich da vielleicht zu vorschnell? Hab ich mich von Brown beeinflussen lassen ? Sie war sehr stolz auf ihr wissenschaftliches Renommee, und oft unterzog sie schwergewichtigere Entscheidungen einer nochmaligen kritischen Gegenanalyse. Aber als sie mit dem Training fertig war, hatte sie wieder die Gewissheit, dass der abgegebene Befund sachlich korrekt sei. Die Müdigkeit in ihrem Körper sagte ihr, dass sie nun Schlaf brauchte.
    Als sie in den »Wohnbereich« des Raumschiffs zurückkam, herrschte überall, außer natürlich im Korridor, Dunkelheit. Und während sie sich nach links wandte, in den Gang, der zu ihrer Kabine führte, blickte sie zufällig über den Zentralraum hinweg in Richtung auf das kleine Abteil, in dem sie sämtliche Medikamente aufbewahrte. Das ist aber komisch, dachte sie und spähte angestrengt ins Halbdunkel. Sieht fast so aus, als hätte ich die Tür unverschlossen gelassen.
    Sie schritt durch den Hauptgang. Tatsächlich, die Luke zum Medikamentenraum stand halb offen. Sie hatte bereits die Riegelautomatik aktiviert und wollte soeben die Tür schließen,

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