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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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zufrieden, ehe nicht dokumentiert ist, dass jeder Quadratzentimeter haargenau so ist wie in Rama I. Sie haben doch die Ergebnisse der Drohnenexploration gesehen. Sie können doch nicht ernsthaft bezweifeln ...«
    David Brown brach mitten im Satz ab. General Borzow trommelte mit den Fingern auf die Schreibtischplatte und bedachte den Amerikaner mit einem eisigen Blick. »Würden Sie mich jetzt vielleicht ausreden lassen ?«, sagte er schließlich. Und nach ein paar Sekunden fuhr er fort: »Was immer Ihre Ansicht sein mag, Dr. Takagishi gilt als der bedeutendste Experte der Erde für die Rama-Innenstrukturen. Und Sie können doch nicht eine Minute lang ernstlich behaupten wollen, Sie könnten mit ihm konkurrieren, was Detailkenntnis betrifft. Für die Infrastrukturarbeit brauche ich alle fünf Raumkadetten. Die beiden Journalisten müssen mit rein, nicht bloß weil es zwei unterschiedliche Ziele gibt, sondern auch weil diesmal das gesamte Weltinteresse auf uns konzentriert ist. Und schließlich halte ich es für mich als Leiter dieser Mission für wichtig, dass ich persönlich wenigstens einmal ebenfalls Rama betrete - und ich habe entschieden, dass dies gleich geschieht. Da unser Plan eindeutig vorschreibt, dass während der Ersteinsätze mindestens drei Besatzungsangehörige außerhalb von Rama bleiben müssen, ist es nicht schwer, sich auszurech ...«
    »Ach, Sie können mich doch nicht reinlegen«, unterbrach Brown giftig. »Ich weiß doch, was das alles soll. Sie haben sich eine scheinbar logische Entschuldigung zusammengeschustert, um den wahren Grund für meinen Ausschluss vom ersten Team zu kaschieren. Sie sind einfach neidisch, Borzow. Sie können es einfach nicht verkraften, dass die meisten Menschen mich für den wahren Leiter dieser Mission halten.«
    Der Commander blickte den amerikanischen Wissenschaftler gute fünfzehn Sekunden lang wortlos an. »Wissen Sie was, Brown«, sagte er schließlich, »Sie tun mir irgendwie leid. Sie sind ein bemerkenswert begabter Mensch, aber leider übersteigt Ihre Selbsteinschätzung das Ausmaß Ihrer Begabung bei weitem. Wären Sie nicht solch ein ...« Diesmal brach Borzow mitten im Satz ab und blickte zur Seite. »Ach ja, übrigens, da ich weiß, dass Sie jetzt gleich in Ihre Kabine gehen und sich von dort aus bei der ISA ausweinen werden, sollte ich Ihnen vielleicht noch sagen, dass der Fitness-Bericht des Bordbiologen ausdrücklich dagegen spricht, Sie und Wilson jemals zu gemeinsamen Aufgaben einzuteilen - und zwar wegen der persönlichen Abneigung, die Sie beide an den Tag gelegt haben.«
    Browns Augen wurden schmal. »Wollen Sie damit sagen, dass Nicole des Jardins Ihnen tatsächlich ein offizielles Memo eingereicht hat, in dem ich und Wilson namentlich genannt werden?«
    Borzow nickte.
    »Dieses Miststück«, knurrte Brown.
    »Immer sind die andern schuld, wie, Dr. Brown?«, sagte der General lächelnd. David Brown machte auf dem Absatz kehrt und stapfte hinaus.
    Für das festliche Abendmahl hatte der General befohlen, ein paar der kostbaren Weinflaschen zu öffnen. Er war in hervorragender Stimmung. Dieser Vorschlag von Francesca war gut. Unter den Kosmonauten herrschte eindeutig ein Gefühl von warmer Kumpelhaftigkeit, während sie die Tischchen ins Kontrollzentrum brachten und am Boden verankerten.
    Dr. David Brown war nicht zum Bankett erschienen. Er verweilte in seiner Kabine, während die übrigen elf Besatzungsmitglieder sich an Rebhuhn und wildem Reis delektierten. Francesca berichtete etwas verlegen, Dr. Brown »fühle sich nicht ganz wohl«, aber als Janos Tabori scherzhaft anbot, er werde gehen und sich um die Gesundheit der amerikanischen Wissenschaft kümmern, fügte Francesca hastig hinzu, Dr. Brown habe gebeten, man solle ihn in Ruhe lassen. Janos und Richard Wakefield, die beide schon ein paar Glas Wein getrunken hatten, kabbelten mit Francesca am einen Ende des Tischs herum, während am anderen Ende Reggie Wilson und General OToole sich lebhaft über die bevorstehende Baseball-Saison unterhielten. Nicole saß zwischen General Borzow und Admiral Heilmann und lauschte ihren Friedenserhaltungserinnerungen aus den frühen Nach-Chaos-Tagen.
    Nach dem Essen entschuldigte sich Francesca und verschwand mit Dr. Takagishi für mehrere Minuten. Als sie zurückkamen, bat sie die Bordkameraden, sich dem großen Bildschirm zuzuwenden. Dann projizierte sie mit Takagishi, nachdem die Lichter gelöscht waren, eine Gesamtansicht der Rama-Außenseite auf den Monitor.

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