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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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unerwünscht. Also - soll ich noch deutlicher werden ...«
    »Nein, es reicht mir.« Nicole verzog angewidert den Mund. »Die Einzelheiten Ihres Privatlebens gehen mich wirklich nichts an. Ich habe nur die Pflicht zu entscheiden, was für Sie und unsere Aufgabe am besten ist.« Sie schwieg. »Auf jeden Fall aber muss ich auf einer regulären Untersuchung bestehen, einschließlich der normalen Unterleibsspiegelung. Wenn Sie sich weigern, werde ich dem Abort nicht zustimmen. Und natürlich wäre ich gezwungen, einen vollständigen Bericht...«
    Francesca lachte. »Sie brauchen mir nicht zu drohen. So blöd bin ich nun auch wieder nicht. Wenn es Sie glücklicher macht, mir mit Ihren Superinstrumenten zwischen den Beinen herumzustochern, dann sind Sie herzlich eingeladen. Aber lassen Sie es uns schnell tun. Ich möchte das Ding aus mir raushaben , bevor wir aussteigen.«
    Im Verlauf der folgenden Stunde wechselten die beiden Frauen kaum ein Dutzend Worte. In der kleinen Krankenstation setzte Nicole ihr Sensorarsenal ein, um das Vorhandensein und die Größe des Embryos festzustellen. Sie prüfte auch, ob Francescas System in der Lage sei, das Abtreibungsmedikament zu verkraften. Der Fötus war in Francesca fünf Tage lang gewachsen. Wer könntest du werden f, fragte Nicole das mikroskopische Abbild des winzigen in der Uteralschleimhaut eingebetteten winzigen Säckchens auf dem Monitor. Auch in der Zellgewebsprobe unter dem Mikroskop war nicht klar beweisbar, dass diese Anordnung von Zellen etwa ein Lebewesen waren.
    Aber du lebst schon. Und das, was deine Zukunft sein könnte, ist da bereits in deinen Genen vorprogrammiert.
    Nicole ließ den Drucker auflisten, womit Francesca körperlich zu rechnen haben würde, nachdem sie das Medikament genommen hatte. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden würde ihr Körper den Fötus abstoßen, und er würde ausgespült werden. Möglicherweise würden geringfügige Krämpfe bei der normalen Menstruation auftreten, die unmittelbar danach einsetzen würde.
    Francesca schluckte die Flüssigkeit ohne Zögern. Während ihre Patientin sich ankleidete, ging Nicole in Gedanken in die Zeit zurück, als sie zum ersten Mal den Verdacht bekam, sie könnte schwanger sein. Keinen Augenblick lang hab ich daran gedacht... und nicht etwa, weil ihr Vater ein königlicher Prinz war. Nein!Es ging um die Verantwortung. Und um Liebe.
    »Ich kann mir fast ausmalen, was Sie denken«, sagte Francesca, als sie, zum Gehen bereit, in der Luke der Krankenstation stand. »Verschwenden Sie nicht Ihre Zeit damit. Sie haben selber genug Probleme.«
    Nicole gab ihr keine Antwort. »Also bin ich morgen den kleinen Mistkerl los«, sagte Francesca schnoddrig. Ihre Augen wirkten trotz der Müdigkeit sehr zornig. »Und das ist ein verdammter Segen. Die Welt braucht wirklich nicht noch einen halbschwarzen Mischling mehr.« Francesca verschwand, ehe Nicole ihr antworten konnte.

16 Rama, Rama, hell entfacht
    Die Landung nahe der Einstiegsluke Ramas verlief glatt. Nach dem von Commander Norton siebzig Jahre zuvor geschaffenen Präzedenzbeispiel befahl General Borzow, Yamanaka und Turgenjew sollten die Newton an einen Kontaktpunkt knapp neben der hundert Meter großen kreisrunden Scheibe auf der Drehachse des Riesenzylinders landen. Das Raumschiff von der Erde wurde durch einen Satz dosenförmiger flacher Strukturen kurzfristig gegen die leichte Zentrifugalkraft des sich drehenden Rama an Ort und Stelle gehalten. Zehn Minuten später verankerten feste Sicherungen die Newton an ihr Zielobjekt.
    Wie erwartet war die große Scheibe der äußere Lukendeckel der ramanischen Luftschleuse. Wakefield und Tabori machten sich in EVA-Ausrüstung von der Newton auf und suchten nach dem vertieften Schraubrad. Diese Manualverriegelung der Schleuse befand sich exakt an der erwarteten Stelle. Es ließ sich drehen und gab einen Einstieg in der äußeren Ramahülle frei. Da bis jetzt Rama 2 sich in nichts von seinem Vorgänger unterschieden hatte, setzten die beiden Kosmonauten die Einstiegsprozedur fort.
    Vier Stunden später und nach beträchtlichem Auf und Ab durch das fünfhundert Meter lange Korridor-Tunnelsystem, das den gewaltigen hohlen Innenraum des Schiffes mit der äußeren Luftschleuse verband, war den beiden Männern auch die Öffnung der zusätzlichen zylindrischen Pforten gelungen. Außerdem hatten sie das Transportsystem aufgebaut, das Menschen und Ausrüstung zwischen der Newton und dem Rama-Inneren befördern sollte. Diese

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